Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
zurück.«
»Darf ich fragen, wohin Eure Reise geht?«
»Es mag gesünder für Euch sein, wenn ich nicht darauf antworte.«
Der Wirt grinste. »Hab schon verstanden. Dann wünsche ich Euch Gaos Segen. Ihr werdet ihn brauchen. Bei der Hexe von Peor weiß man nie, woran man ist.«
Nachdem die Kundschafter ihre Waffen aus dem Versteck geholt hatten, kehrten sie im Eiltempo zum Lager zurück. Puk hielt mühelos mit ihnen Schritt. Der Esel war ein zäher kleiner Bursche, der das schwere Gepäck tapfer durch den Weinberg und den sich daran anschließenden Wald schleppte.
Die Tragekörbe enthielten neben Proviant auch saubere Kleidung für acht Personen. Taramis freute sich schon darauf, sie endlich anziehen zu können. Wie seine Kameraden hatte er immer noch die Sachen am Leibe, mit denen er nach Zin gekommen war. Inzwischen standen sie vor Dreck, waren von der Arbeit unter Tage zerschlissen und stanken erbärmlich.
Sie hatten den Wald noch nicht ganz verlassen, als Masor schon auf sie zulief. Er war sichtlich erleichtert, seine Gefährten wohlbehalten wiederzusehen.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Taramis. »Ich kann den General nirgends sehen.«
»Er schläft. Ich habe etwas nachhelfen müssen, nachdem er in der letzten Nacht einen Fluchtversuch unternommen hat.«
»Was?«
»Er hatte nach Odempulver verlangt, weil ihn angeblich Atemnot überkam. Aragor, der auf ihn aufpasste, gewährte ihm zwei Prisen aus der Schnupfdose. Mit einem Mal fing Aragor an zu keuchen. Der Fischkopf hatte seinen Geist gegen ihn gerichtet. Fast hätte er ihm die Lungen zerquetscht. Natsar wusste nicht, dass ich ebenfalls Wache hielt. Ich habe ihn niederschlagen müssen.«
»Hoffentlich kann er noch seine Ätherschlange reiten. Wo ist sie eigentlich?«
»Der Drachenwurm streicht durch das Meer vor der Insel. Ich hielt es für besser, ihn von hier fortzuschicken. Wir haben uns mit den Kiefernzweigen ganz gut getarnt, um nicht zufällig einer Patrouille aufzufallen, aber Arromog ist einfach zu riesig. Natsar kann ihn jederzeit herbeirufen.«
»Ich wecke ihn und sorge selbst dafür.«
»Wie ist es bei euch gelaufen?«
»Lass uns zu den anderen gehen, damit ich es nicht zweimal erzählen muss.«
Taramis versammelte seine Gefährten um sich und fasste für die im Lager Gebliebenen das Wichtigste zusammen. Pyron und Aragor machten sich gleich mit kindlicher Freude über die neuen Kleider her, die Marnas eingekauft hatte. Jeder bekam eine etwa knielange Tunika. Mit nackten Oberarmen und Waden war man auf den warmen Inseln der Zentralregion gut bedient. Für kältere Gegenden, die sie im Verlauf ihrer Reise ebenfalls besuchen mochten, ergänzten Steppjacken, Strümpfe und wollene Beinkleider die Garderobe. Alle Stücke waren in unauffälligen Naturfarben und gedeckten Erdtönen gehalten. Auch bei der Wahl des Schuhwerks hatte sich der Hüter von Umsicht leiten lassen. Nur Reiche könnten sich Stiefel leisten, meinte er, Spione trügen Sandalen.
Der alte Veridas betrachtete schmunzelnd Taramis’ Gesicht. »Mir scheint, der Ausflug nach Debir war ein voller Erfolg. Trotzdem wirkst du nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis.«
»Soll ich lachen? Der Mörder von Xydia läuft immer noch frei herum und wir wissen nach wie vor erbärmlich wenig über ihn.«
»Er ist aus Peor gekommen.«
Taramis zuckte die Achseln. »Vielleicht nur eine Zwischenstation für ihn. Selbst wenn er ein Seelenfresser ist und sich dort der Gestalt des komanaischen Fürsten Enak bemächtigt hat, könnte er längst wieder anderswo sein Unwesen treiben.«
»Zumindest mögen wir in Komana auf eine frische Spur stoßen. Du wirst sehen, früher oder später erwischen wir dieses Chamäleon.«
»Das ist er wirklich!«, schnaubte Taramis. »Mir wird übel bei der Vorstellung, dem Kerl zu begegnen und ihn nicht einmal zu erkennen.«
»Asor weiß von deiner Jagd auf Gulloth. Möglicherweise hat er den Plan sogar ausgeheckt, um dich von Jâr’en wegzulocken. Ich bin sicher, er kennt und fürchtet dich. Das wird ihm zum Verhängnis werden.«
»Dein Wort in Gaos Ohr. Es wird Zeit, Natsar zu wecken. Vielleicht ist er ja heute etwas gesprächiger.«
Eilig wechselte Taramis die Kleider. Die zerschlissenen Lumpen waren alles andere als würdevoll gewesen. Er tauschte sie nur zu gerne gegen die neue Garderobe ein. Neben den obligatorischen Sandalen hatte Marnas für ihn ein naturfarbenes Leinenhemd und eine ärmellose Tunika aus braunem Rauleder ausgewählt. Letztere war
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