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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ein hungriges Krodo?«, fragte Jagur.
    »Das hat mein Vater nicht erwähnt.«
    Taramis betrachtete nachdenklich seinen Feuerstab. »Dann werden wir es wohl selbst herausfinden müssen.«
    Von dem Krodo ragten nur die Glupschaugen und die buckligen Nasenöffnungen aus dem Wasser. Der Rest des kolossalen Körpers war lediglich als dunkler Schemen zu erahnen. Vom Ende der gestreckten Schnauze bis zur zackenbewehrten Schwanzspitze war es fast so lang wie Jagurs Donnerkeil. An den empfindlichen Bauch werde er nicht herankommen, hatte Siath zu Taramis gesagt, und die Hornpanzer auf der Oberseite des Reptils vermochten jedem Speer standzuhalten. Er werde fest zustoßen müssen, um Ez im Nacken des Riesen einzugraben.
    Hoffentlich kam er ihm überhaupt nahe genug, dachte Taramis, während er sich im Schneckentempo auf das Krodo zubewegte. Drei, höchstens vier Schritte noch. Das müsste doch zu schaffen sein. Ein Krodoauge war starr auf ihn gerichtet, obwohl es ihn eigentlich nicht sehen dürfte. Nicht so, wie er wirklich war.
    Er trug nur ein dünnes Lendentuch, das knapp über den Knien endete, so wie damals, als er im Wald von Zeridia Gulloth gejagt hatte. Seinen Menschengeruch verbarg er unter einer dicken Schicht Schlamm. Es würde sich zeigen, ob sich die Sinne des Krodos davon täuschen ließen. Leider sah man dem Tier nicht an, ob es den nahenden Jäger überhaupt beachtete.
    Von Krokodilen wusste Taramis, dass ihre scheinbare Lethargie blitzartig von ihnen abfallen konnte. Der Koloss hier brauchte nur einmal nach ihm zu schnappen, um ihn zu verschlingen. Zum eigenen Schutz vertraute Taramis nicht allein auf die Zähe Zeit. Er benutzte überdies eine kleine Gaukelei, die ihn wie ein Schilfbündel aussehen ließ, das in der Strömung dahintrieb. So hoffte er, den Appetit des fleischfressenden Riesen zu zügeln.
    Noch zwei Schritte. In der Nähe kreischte ein Vogel. Das Reptil bewegte sich kein bisschen. Nicht einmal die senkrecht stehenden Pupillen seiner grünen Augen veränderten sich, während die unechten Schilfhalme auf seine linke Flanke zutrieben. Taramis sammelte seinen Willen und machte sich Mut, indem er sich frühere Zähmungen in den Sinn rief. Wer eine Drachenkröte bändigen konnte, der brauchte auch ein Krodo nicht zu fürchten. Die Umhüllung von Ez hatte er abgestreift und hielt den Stab wie ein Stockfischer mit der Spitze stoßbereit nach unten. Einen Schritt noch, dann war das Tier in Reichweite.
    Plötzlich blinzelte es. Eigentlich schob sich nur eine zweite, leicht milchige Haut über das Auge, das Taramis die ganze Zeit angestarrt hatte. Sein Herz begann wild zu pochen. Was hatte dieses Blinzeln zu bedeuten? Eine Ahnung sagte ihm, dass es nichts Gutes sein konnte.
    Auf einmal sprang rechts von dem Koloss ein Fisch aus dem Wasser. Gedankenschnell erschuf Taramis das Trugbild eines Schweines, das an der Seite des Krodos hektisch um sein Leben paddelte – ohne dabei die Wasseroberfläche auch nur zu kräuseln oder ein Geräusch zu erzeugen. Zusammen mit dem Platschen des Fischleins war die Illusion trotzdem lebendig genug, um den gefräßigen Riesen abzulenken.
    Unterdessen katapultierte sich Taramis senkrecht aus dem Wasser. Kurz bevor er auf der Kreatur landete, stieß er Ez in ihren Nacken, gerade so stark, um den Hornpanzer zu durchdringen, und doch nicht so tief, dass er sie tötete. Als seine Füße ihre Schultern berührten, schoss er seinen Willen wie einen Pfeil in ihr Bewusstsein.
    Aus dem Rachen des Riesen kam ein Brüllen, das in weitem Umkreis die Vögel aufschreckte. Das Wasser vor seiner Schnauze schien zu kochen. Er warf den Kopf zurück.
    Taramis spürte schmerzlich die scharfkantigen Hornplatten unter seinen Sohlen. Trotzig klammerte er sich am Feuerstab fest und kämpfte um sein Gleichgewicht. Seine nackten Arme begannen zu leuchten. Kam ihm das Drachenfeuer zu Hilfe? Jetzt nicht ablenken lassen, ermahnte er sich. Mit unverminderter Kraft ließ er seinen Willen weiter ins Bewusstsein des Reptils strömen, obwohl dieses gerade heftig zur Seite zuckte. Er rutschte aus, sackte auf ein Knie herab und schürfte sich das Schienbein auf. Noch ein oder zwei solcher ruckhaften Bewegungen und das tobende Muskelpaket würde ihn abwerfen.
    Beruhige dich! , brüllte er im Geiste. Ich bin dein Freund. Er meinte zu spüren, wie Lurkons Macht sich einen Weg aus seinem Inneren zu bahnen versuchte, und biss die Zähne zusammen. Die Sehnen an seinem Hals spannten sich vor Anstrengung. Was für

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