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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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versuchte ihm mit einer blitzschnellen Seitwärtsbewegung auszuweichen. Es hätte ihm sogar gelingen können, wenn die Ganesin nicht plötzlich aus dem Sattel gesprungen wäre.
    Sie traf den Antisch mit Wucht in die Seite und riss ihn mit sich in die Tiefe.
    Allon hingegen schwang sich über dem finsteren Schlund in den Himmel auf.
    Taramis, nun endlich befreit, schrie entsetzt auf. Er lief zum Rand des Kraters, um Siath vielleicht doch noch einzufangen, aber er kam zu spät. Die Finsternis hatte bereits wie eine Klaue nach ihr und Gaal gegriffen und sie zu sich hinabgezogen.
    »Warum hat sie das getan?«, hörte Taramis seinen Sohn fragen. Ari griff nach seiner Hand.
    Was sollte er dem Jungen antworten? Dass Gaal ihr Mann und Kind genommen hatte? Dass Siath von ihm vergewaltigt und geschwängert worden war? Dass sie sich dessen fischköpfigen Bastard hatte wegmachen lassen? Dass sie nie mehr darauf hoffen durfte, Mutterfreuden zu erleben? Wahrscheinlich wusste der feinfühlige Knabe das alles ohnehin schon. Taramis drückte den Kopf seines Sohnes an sich und antwortete: »Siath war unsere Freundin. Sie wollte, dass unsere Familie eine Zukunft hat.«
    Der geflügelte Hengst war auf den Gipfel des Gedogh zurückgekehrt und bei seinem Herrn gelandet. Taramis und Ari standen immer noch am Kraterrand und blickten in den finsteren Schlund. Unter ihnen brodelte es in allen Schattierungen von Schwarz.
    Der Junge stupste den Vater an. »Ich glaube, das gehört dir, Papa.«
    Taramis sah erst seinen Sohn an, dann den hölzernen Ring. »Der Reif der Erkenntnis. Hast du ihn Gaal gestohlen?«
    »Er hat ihn verloren. Ich habe ihn mir geschnappt und mich mit ihm versteckt. Setz ihn auf, Papa. Damit du Mama und Aïschah und mich nie mehr verlierst.«
    Gerührt von Aris Worten, die so deutlich verrieten, was sein Herz bewegte, nahm Taramis den Reif und drückte ihn sich auf den Kopf. »Gut so?«
    Ari grinste. »Richtig königlich.«
    »Nun hör aber auf! Du siehst ja, was mit gekrönten Häuptern geschieht.« Taramis deutete in den Abgrund. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. War das finstere Gewirbel eben schon so weit oben gewesen?
    »Papa, Allon ist da. Lass uns nach Hause fliegen.«
    »Das ist nicht gut«, murmelte Taramis abwesend. Ihm fiel wieder ein, was Gaal über die Opfer gesagt hatte. Dagon wird sich in jedem Fall aus dem Tartaros erheben.
    »Ich bin auch traurig, Papa. Siath hat mich im Feuerofen beschützt.«
    »Das meine ich nicht.« Taramis deutete abermals in den dunklen Schlund. »Da verändert sich was.«
    Der Junge sah in die Tiefe und nickte. »Sieht aus, als würde es hochkochen.«
    »Ja, und es ist mehr als die Saat der Finsternis. Es ist ihr Fürst, der da nach oben drängt.«
    Ari zog an der Hand seines Vaters. »Was warten wir noch, Papa?«
    Taramis schüttelte den Kopf. »Vor dem Bösen kann man nicht fliehen, kleiner Löwe, man kann es nur besiegen.«
    »Wie sollen wir gegen einen Gott bestehen?«
    Und vergiss nicht den Stab … Mit einem Mal waren sie wieder da, die rätselhaften Worte, mit denen Marnas ihn auf die Reise geschickt hatte. Erstaunt blickte Taramis auf den Feuerstab in seiner Hand und murmelte: »Ez stammt aus dem Lebensbaum.«
    »Was meinst du, Papa?«
    Er wandte sich Ari zu. »Mein eigener Vater hat mir das gesagt. Du weißt schon: Olam, der Äonenschläfer. Das schwarze Holz von Ez schützt jeden, der reinen Herzens ist …«
    »… aber die Bösen verbrennt er«, vollendete Ari unruhig die Lektion. Die brodelnde Finsternis im Krater stieg immer höher.
    Taramis nickte. »Im Epigraph – das ist die Inschrift, die sich unter der Säule des Bundes befindet – heißt es: ›Speer Jeschuruns, du ew’ger Born, bringst Leben sowie Gaos Zorn.‹«
    »Ja und?«
    Er zeigte seinem Sohn den Stab. »Das hier ist der Speer Jeschuruns , kleiner Löwe. Schicken wir Gaos Zorn zu Dagon in den Tartaros hinab.« Taramis holte aus und schleuderte Ez weit in das dunkle Rund des Kraters hinein.
    »Aber …«, rief der überraschte Junge.
    »Es ist das Richtige«, unterbrach ihn sein Vater. »Vertrau mir. Und jetzt komm! Wenn Götter fallen, sollte man nicht in der Nähe sein.«
    Der Tartaros war tief, und der Feuerstab fiel lang. Nur deshalb erreichten die beiden Ipporeiter den Schwaller gerade noch rechtzeitig – Narimoth wartete in einem engen Seitental unweit des Gedoghs. Sobald Allon in Sichtweite kam, ließ Ischáh ihre Fliegende Streitaxt aufsteigen.
    Im Innern der Kiemenkapsel war die

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