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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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manche alte Wegmarke im Mahlwerk der Zeit längst zu Staub zerrieben worden. Je weiter der letzte Abzweig hinter ihm lag, desto mehr Zweifel plagten ihn, ob er nicht lieber den anderen Weg hätte nehmen sollen. Zu allem Übel verglomm nun auch das Kalte Feuer. Ohne einen zweiten versteinerten Quallenkörper konnte er es nicht neu entfachen. Ihm blieb nur der schwache Abglanz des Drachenfeuers, um nicht in völliger Finsternis zu tappen.
    So würde Gaal noch mehr Zeit gewinnen. Als Taramis’ Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er vor sich einen glitzernden Punkt.
    Wie mit einem Blindenstock tastete er sich mithilfe des Feuerstabes auf den Lichtfleck zu. Nach etwa dreißig Schritten weitete sich der Tunnel, und nach ungefähr der gleichen Strecke gelangte Taramis ins Freie. Sein leuchtender Wegweiser entpuppte sich als eine ferne Insel, die wie ein Stern im Licht der Morgensonne funkelte.
    Der Ausgang lag in einem schmalen Spalt an einer steil abfallenden, schroffen Klippe. Hier und da sah Taramis Grate und Vorsprünge, die gerade groß genug waren, um einem Nakilep als Landeplatz zu dienen. Ein Mamogh würde sich an der Felswand höchstens den Hals brechen. Die Riesenschwallechsen hatten eine Flügelspannweite von dreißig Fuß oder mehr und brauchten dementsprechend viel Raum zum Manövrieren. Es sei denn …
    Taramis trat auf den Felsgrat hinaus und begann die Steilwand hinaufzuklettern. Da er sich unterhalb des Schwerkraftpols befand, stieg er aus Sicht eines oben stehenden Beobachters schräg nach unten. Während er sich zur Oberfläche hangelte, brachte er hinter sich seine eigene Fährte zum Glühen.
    Wenig später bemerkte er im Dunkel des Ätherischen Meeres eine Bewegung. Hoffentlich hatte er nicht gerade Gaal auf sich aufmerksam gemacht.
    Nein, stellte er kurz darauf fest, es war Usa auf seinem Mamogh – ein Fliegendes Schwert, wie die Zeridianer diese Riesenschwallechsen wegen ihrer tödlichen Hornkämme nannten. Wie verabredet hatte er seinen Spähposten so weit unterhalb der Insel bezogen, dass er ein größeres Gebiet auf Lichtzeichen absuchen konnte, aber dennoch nah genug, um schnell zur Stelle zu sein.
    Der Tempelwächter tauchte in die Lufthülle ein. Inzwischen hatte Taramis das Ende des Spalts erreicht und balancierte auf einem messerscharfen Felskamm, der zur anderen Seite hin in eine breitere Kluft abfiel. Usa lenkte sein Tier waagemutig an den Gipfelkamm heran und ließ es kurz davor mit ausgebreiteten Schwingen stillstehen. Ehe es von der Schwerkraft gezogen talwärts rauschte, rief Taramis dem Gefährten einige Anweisungen zu.
    Usa wiederholte das Kunststück, brachte sein Mamogh sogar noch etwas näher an den Grat heran. Diesmal hatte es jedoch seine Schwallblasen gefüllt, sodass es fast schwebte. Als es sacht nach unten sank, sprang Taramis.
    Er benutzte die Gabe des Fernwirkens, um den etwa drei Mannlängen tiefen Sturz zu verlangsamen. Trotzdem landete er ziemlich unsanft auf dem Rücken der Echse und drohte abzurutschen. Rasch griff er nach einer der Halteschlaufen auf dem Doppelsattel und hielt sich fest.
    Usa lachte. »Die Kameraden sagen, du seist früher, als du noch ein eigenes Mamogh hattest, grundsätzlich so aufgestiegen. Ich dachte immer, sie flunkern nur.«
    Taramis zog sich hinter dem jungen Reiter in eine bequemere Position und schob seine Füße in die dafür vorgesehenen Schlaufen. »Das ist stark übertrieben. Als mein Allon älter wurde, bin ich ihm höchstens jedes dritte Mal ins Kreuz gesprungen. Hast du etwas Auffälliges beobachtet?«
    »Nichts. Die Patrouillen stehen eng gestaffelt, so wie du es empfohlen hast. Abgesehen von unseren Mamoghs ist kein Schwaller weit und breit …«
    »Das ist es!«, fiel Taramis dem Kameraden ins Wort.
    Der drehte sich um und sah ihn fragend an. »Ich verstehe nicht.«
    »Gaal ist ja ein Seelenfresser und kann die Gestalt jedes Lebewesens annehmen, das er irgendwann getötet hat. Auch die eines Mamoghs, von denen es hier nur so wimmelt.«
    »Jetzt ist mir klar, wie er sich an den Wachen vorbeistehlen konnte.«
    Taramis deutete zu der Stelle, wo er ursprünglich die Unterwelt von Jâr’en hatte verlassen wollen. »Lass uns dort drüben mit der Suche anfangen.«
    Der Reiter lenkte sein Tier zu einer dunklen Kluft im oberen Drittel des kegelförmigen Fundaments der Heiligen Insel. In diesen unergründlichen Spalt hatte Ischáh im letzten Jahr ihren Donnerkeil manövriert. Taramis rief sich das Bild seines Feindes ins

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