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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Maske längst abgelegt. Auf dem Wachhaus kauerte sprungbereit wie ein riesiger Alb ein Antisch mit Augenklappe. Er trug Sandalen, Schienbein- und Unterleibsschutz, Armmanschetten, einen plattenbesetzten Brustpanzer sowie einen Waffengurt mit Dolch und Kurzschwert.
    »Wer ist jetzt der Wurm am Haken?«, spottete Taramis. Er versuchte Zeit zu schinden. Vom Burghof drangen Schreie zu ihm herauf. Scharfschützen hatten die Dagonisier unter Beschuss genommen. Usa und Adomai standen mit gespannten Bogen auf der Festungsmauer und nahmen Gaal ins Visier. Fast gleichzeitig ließen sie die Sehnen los.
    »Für einen Lurch wie dich genügt ein Auge vollauf«, antwortete der König und sprang. Als habe er die nahende Gefahr gespürt, drehte er sich aus der Schussbahn heraus, sodass ihn beide Pfeile verfehlten.
    Mit dem Schwert wehrte Taramis eines der Geschosse ab, um nicht selbst getroffen zu werden – unter dem Eindruck der Zähen Zeit hätte er sogar einem Blitz ausweichen können. Er bewegte sich nach rechts, um den scheinbar träge heranschwebenden Angreifer ins Leere stoßen zu lassen.
    Gaal landete auf allen vieren und duckte sich hinter das Dachhaus, um den Scharfschützen auf der Mauer kein Ziel zu bieten. Aus den Augenwinkeln sah Taramis, wie Usa und Adomai in entgegengesetzte Richtungen liefen, um den Antisch von zwei verschiedenen Punkten aus unter Beschuss nehmen zu können.
    »Gib mir meinen Sohn, und ich schenke dir dein Leben«, verlangte der König. Bedächtig zog er sein Kurzschwert aus der Scheide und kroch weiter in die Deckung der Wachhütte.
    »Ich denke nicht, dass du in der Position bist, Bedingungen zu stellen«, entgegnete Taramis. Er wich an die Brüstung zurück, um nicht erneut in die Schusslinie seiner Kameraden zu geraten. Beiden fehlten nur noch wenige Schritte für eine freie Sicht auf den Antisch.
    »Du jämmerlicher Wurm meinst, weil du eines meiner Augen geblendet hast, sei ich dir wehrlos ausgeliefert?« Die Barteln des Feuermenschen zitterten vor Zorn.
    Taramis hörte unter sich ein Poltern. War das Jagur? Hatten sich die Kämpfer aus Dagonis tatsächlich bis in die obere Turmkammer durchgeschlagen? Er musste sofort etwas tun, um seinem Freund zu helfen.
    Gaal grinste. »Wieder eine verschenkte Gelegenheit. Du hättest mein Angebot wirklich annehmen sollen. Für das, was du Reghosch angetan hast, werde ich dich und die deinen auslöschen. Nachdem ich mit dir fertig bin, hole ich mir deine Frau. Dann töte ich deine kleine Tochter, und für Ari denke ich mir etwas Besonderes aus.«
    Taramis erschauderte. »Lass meine Familie aus dem Spiel.« Er spürte einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Woher wusste dieser Unhold von Aïschah? Gab es sogar in den Höhlen von Malon Spione?
    Der Dagonisier stieß sich von der Wand der Wachhütte ab und flog mit vorgerecktem Schwert auf seinen Gegner zu. Zu allen dunklen Talenten des Seelenfressers kam offenbar noch die Gabe der Vorausahnung hinzu. Gerade hatten nämlich Usa und Adomai ihre Pfeile abgeschossen, und abermals verfehlten sie ihr Ziel. Während ihre Flugbahnen sich hinter dem Antisch kreuzten, wehrte Taramis dessen mörderischen Hieb ab und drehte sich seitwärts weg.
    Mit unglaublicher Schnelligkeit fuhr der Riese herum und setzte dem wesentlich kleineren Gegner nach. Dadurch wurde es den Scharfschützen unmöglich, weiter auf den König zu schießen, ohne ihren Freund zu gefährden.
    Taramis tauchte unter einem Schwerthieb seines Widersachers hinweg und schlug mit dem Feuerstab zu. Ez traf nur den Schienbeinschutz des zurückweichenden Antischs. Der zog knurrend seinen Dolch und griff nun mit beiden Waffen an. Auch aus dem Dachgemach und dem Burghof drang Kampflärm herauf. Der Hinterhalt hatte die Dagonisier offenbar nicht demoralisiert, sondern sie nur darin bestärkt, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Abwechselnd parierte Taramis die beidhändig geführten Hiebe des Kontrahenten mit seiner Klinge und dem Feuerstab. Wenn er mit Letzterem selbst einmal zum Gegenstoß kam, dann schützte der Antisch seine ungepanzerten Körperstellen mit beinahe übermenschlicher Schnelligkeit. Je länger sich der Zweikampf hinzog, desto mehr fürchtete Taramis, dass dieses Hin und Her auf dem Dach nur Hinhaltetaktik war.
    Was ging im Dachgemach vor? Gaal verhielt sich anders als bei allen ihren früheren Begegnungen. Er spielte nur mit ihm, so wie die Katze mit der Maus. Diese Überheblichkeit machte Taramis nur noch zorniger. Sicher, er

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