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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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betreibt ihr sogar euer eigenes, kleines Spio nagenetz. Oder seid eine Mafia von Juwelendieben. Ihr hättet eine ganze Al-Qaida-Zelle liquidieren und im Obstgarten ver scharren können, ohne dass ich je was davon erfahre.«
    »Außerdem sind wir entsetzliche Köche.«
    Petra umklammerte den Becher mit beiden Händen. »In Ordnung. Wenn du über gestern reden willst, dann mach es. Wenn nicht, nicht. So oder so, ich bin da.«
    »Danke.« Sie spürte eine Woge der Zuneigung zu ihrer Freundin, doch gleichzeitig verstärkte sich das Zerren an ihren Nerven. Schnell stand sie auf und zog die Jalousien hoch.
    In den Blättern des Avocadobaums im Garten glitzerte die Sonne. Petras einstöckiger Farmbau stand fast am Ende einer Straße voller schrulliger, alter Häuser. Das Viertel lag im Schatten von Orangenbäumen und massigen Kiefern und grenzte an die Hügel am Nordrand der Stadt. Jenseits der hinteren Grundstücksmauer führten leere Felder mit verblichenem Gras zu Zitronen- und Avocadoplantagen. Leuchtend grün erstreckten sich die gepflegten Baumreihen über die Hügel. Dahinter ragten felsig und grau die Berge in den blauen Himmel.
    »Erinnerst du dich noch an mein Worst-Case-Spiel?«, fragte Rory.
    Als Teenagerin war sie bei dem Gedanken, dass etwas schiefgehen könnte, regelmäßig in Panik geraten. Besonders schlimm war es vor dem Startschuss zu einem Rennen. Und wenn ich verliere? Katastrophe! Schande, Schulausschluss. Armut. Wirtschaftlicher Zusammenbruch, Brotaufstand, An griff der geflügelten Affen vom Himmel. Bis sie sich eines Tages, als sie sich vor Nervosität fast übergeben musste, einfach fragte: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Würde man sie in die Mitte des Footballfelds schleifen und auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Nein. Sie musste nur mit ansehen, wie sich der Hintern einer anderen Läuferin von ihr entfernte. Na und?
    Seitdem fragte sie sich in schwierigen Situationen immer: Was ist der Worst Case? Und in der Regel war das Schlimmste nicht unbedingt apokalyptisch. Keine Versklavung, keine Pros titution, keine Tattoos, kein Job als Verkäuferin in einem Fastfoodlokal.
    Allerdings war es in manchen Fällen schlechter gekommen, als sie es sich hatte vorstellen können. Kurz hörte sie das Kreischen von Metall und fühlte noch einmal das jähe Ende von Plänen, von Liebe, von Möglichkeiten. Hastig schob sie die Erinnerung weg.
    »Nach meiner Berufung zur Geschworenen habe ich mich gefragt: Was kann im äußersten Fall passieren? Antwort: dass ich über das Schicksal von zwei Mordangeklagten entscheiden und mit dieser Entscheidung leben muss. Eine glatte Fehleinschätzung.«
    »Du hattest doch keinen Grund, im schlimmsten Fall eine Geiselnahme einzukalkulieren«, erwiderte Petra.
    »Das ist nicht der schlimmste Fall.« Sie drehte sich zu ihrer Freundin um. »Die Cops glauben, dass ich mit den Bewaffneten unter einer Decke stecke.«
    Petras Becher sackte nach unten. »Was soll der Quatsch?«
    »Sie haben eine Filmaufnahme von der Belagerung. Und …« In Rorys Kopf hämmerte es. »Die Bewaffneten haben Leute ausgesucht, die sie mitnehmen wollten. Unter anderem mich. Ich dachte, es ist Zufall, aber anscheinend stimmt das nicht.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das ist das Problem. Ich weiß es nicht. Und ich habe Angst.«
    »Die Cops haben bestimmt alle Geiseln unter Druck gesetzt. Das ist doch bloß ein fieser Trick, Rory.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Das sind knallharte Polizisten. Sie denken, die Bewaffneten hatten Hilfe von drinnen, also haben sie alle Geiseln durch die Mangel gedreht, um den Komplizen zu finden.«
    Knallharte Polizisten. Wieder flackerte es in ihrem Gedächtnis. Seth Colder, der knallharte Ermittler par excellence.
    Petra fuhr fort: »Wahrscheinlich haben die Cops keine Ahnung, was passiert ist. Also beschuldigen sie einfach alle, in der Hoffnung, dass vielleicht jemand Panik bekommt und gesteht. Ein schmutziger Trick, nichts weiter. Mann, Aurora. Hältst du dich wirklich für so was Besonderes?«
    Rory musste lachen. »Eher nicht.« Aber die unscharfen Filmaufnahmen aus dem Gerichtssaal gingen ihr nicht aus dem Kopf. Reagan, wie er über liegende Menschen stieg und direkt auf sie zusteuerte. »Für alle Fälle habe ich gestern Abend noch bei einem meiner Juraprofessoren angerufen. David Goldstein, er war mein Doktorvater an der Uni in Los Angeles. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen und ihn gebeten, mir einen Anwalt zu empfehlen.«
    »Du bist doch selbst

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