Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
meinte Will.
    »Du musst halb verhungert sein«, warf Samantha ein. »Kommt doch mit zu uns, ihr zwei. Ich koche uns ein Rie senchili.« Wie immer, wenn sie unter Druck stand, wurde ihr gedehnter Südstaatenakzent stärker.
    »Ich will bloß nach Hause und duschen«, antwortete Rory.
    Besorgt blickte ihre Mom auf. Sam war immer schnell besorgt. »Liebling, du musst was essen.«
    Rory fühlte sich, als wäre ein Tornado über sie hinweggefegt. Sie selbst stand zwar noch, aber die brutalen Naturgewalten hatten die Bäume um sie herum in Kleinholz verwandelt.
    »Danke, ehrlich. Ich muss mir einfach diesen Tag runterwaschen.«
    Ihre Mom zwang sich zu einem Lächeln. »Schon gut, Kleines. Geh nach Hause zu deinem neuen Baby.«
    Rory schielte zu Petra, die völlig ohne Reaktion blieb.
    Ihr Dad drückte Rorys Schulter. »Willst du drüber reden?«
    »Ja, bloß nicht jetzt.« Auch sie drückte ihn. »Tut mir leid, dass ich euch solche Sorgen bereitet habe.«
    Er blickte geradeaus, um sich zu besinnen. Will Mackenzie redete nur selten aus dem Bauch heraus. Er überlegte sich seine Worte, ehe er sprach. Eine Gewohnheit, die wohl in seiner jahrelangen Tätigkeit als Forest Ranger entstanden war. Die stummen Baumriesen, die jahrhundertelang lebten, kann ten keine Eile. Manchmal dachte Rory, dass er wohl überhaupt nichts sagen würde, wenn er nicht müsste. Wenn man nicht redete, konnte man später auch nicht auf irgendwelche Äußerungen festgenagelt werden.
    Schließlich schüttelte er den Kopf. »Wenn du meinst, dass du diejenige bist, die uns heute Sorgen bereitet hat, dann solltest du Nachhilfe in Logik nehmen.«
    Sie lehnte sich an ihn.
    Er küsste sie aufs Haar und schaute sich um.
    »Sind sie uns auf den Fersen?«
    »Das weiß man nie«, erwiderte er.
    Inzwischen waren sie einen Block vom Polizeirevier entfernt. Auf der Straße war es ruhig, fast menschenleer. Rory empfand den zwanghaften Impuls, den Schritt zu beschleunigen.
    Die Sterne glitzerten, und der Mond war aufgegangen. Wie Nebel wehte der Atem durch die Luft. Rory fühlte sich von allen Seiten beobachtet, aus der Dunkelheit hinter den Straßenlaternen, aus verborgenen Winkeln und dem Schatten der Bäume im Park. Auf einer Querstraße parkte ein Laster mit abgeschalteten Lichtern. Im Führerhaus erkannte sie im Schein einer Straßenlampe undeutlich die Silhouette eines Mannes.
    Der Wind drang durch ihren dünnen Pullover, und sie fröstelte. Sie musste unbedingt nach Hause und unter heißes Wasser, um sich endlich diese Kleider herunterreißen und sie verbrennen zu können.
    In ihrem Kopf wisperte die Stimme von Detective Zelinski: Was wollten die Bewaffneten?
    Auf jeden Fall wollten sie etwas von ihr . Etwas, das sie nicht bekommen hatten.
    Und wenn sie mit Komplizen zusammengearbeitet hatten, hieß das, dass es jemanden gab, der noch immer etwas von ihr wollte.
    »Mir geht’s gut, wirklich«, erklärte sie noch einmal. »Ich liebe euch zwei. Aber jetzt muss ich nach Hause.«
    Und die Tür verriegeln.
    W ährend die Polizeistation nacheinander Geiseln ausspuckte, die von Jubel und Fotoblitzen empfangen wurden, stand einen halben Block weiter tief im Schatten ein Laster mit laufendem Motor. Es war ein schwerer Mack-Abschleppwagen mit einer Winde und der Aufschrift AUTOVERWERTUNG RANSOM RIVER an den Türen. Er hatte einen Motor, der so stark war, dass er eine DC -7 aus einem Graben hätte ziehen können. Und er hatte einen Polizeiscanner unter dem Armaturenbrett. Boone Mackenzie hängte die Arme über das Lenkrad und spähte durch eine Wolke von Zigarettenrauch hinaus.
    Rory und ihre kleine Busenfreundin Petra, dazu Onkel Will und Tante Samantha. Marschierten mitten auf der Straße dahin wie vier Bowlingkegel vor dem Abschuss.
    Und seine Stiefschwester, die sich noch einmal umdrehte und ihnen nachschaute. Als wäre Rory der Heilige Gral. Als wäre sie das lebendige Gegenstück zu der Voodoo-Puppe in Riss’ Regal zu Hause.
    Drei Wochen war Rory jetzt zurück in Ransom River, und es fing schon wieder an.
    Cousine Aurora mit der netten Figur und dem verdrehten Herzen. Die ihn immer musterte, als wäre er Luft. Die sich zu fein war für diese Stadt und auf Nimmerwiedersehen verschwand, bloß um auf einmal doch wieder aufzutauchen. Hatte sich wohl etwas übernommen.
    Sieben Stunden war sie auf dem Revier gewesen und hatte mit den Bullen geredet. Wusste sie wirklich so viel, dass sie sieben Stunden brauchte, um es loszuwerden?
    Während der Belagerung hatte der

Weitere Kostenlose Bücher