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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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nun einbog. Er kurvte um das Gebäude herum.
    Hinter der Autowaschanlage war ein Parkplatz für fünf oder sechs Wagen. Er war leer bis auf einen dunkelblauen Chrysler-Van. Seth stoppte.
    »Ist er das?«, fragte Rory.
    Der Wagen war verstaubt und voller Vogeldreck. In den Radkästen und an der Unterseite des Fahrgestells klebte eingetrockneter Schlamm. Über dem Armaturenbrett waren zerknüllte McDonald’s-Packungen und Farbstifte zu erkennen.
    »Bist du sicher, dass er nicht zum Waschen und Staubsau gen hier parkt? Sieht aus wie das Gefährt einer überforderten Drillingsmutter.«
    »Ich bin mir sicher.« Seth stellte den Motor ab und stieg aus.
    Rory folgte ihm. Der Lärm der Waschanlage vermischte sich mit dem Verkehrsrauschen vom nahen Highway. Mit den Händen in den Taschen ihrer Cabanjacke umrundete sie das Fahrzeug, um herauszufinden, was ihn zu seiner Einschätzung bewogen hatte.
    Parklizenz für eine Montessori-Schule. Hinten ein fächer förmiges, vom Scheibenwischer gereinigtes Stück Glas, außen herum dicker Staub. An der Heckklappe eingetrocknete Schmutzspritzer.
    »Ich kann nichts erkennen.«
    Er wies mit dem Kinn nach unten. »Der Van ist dreckig, bloß das Nummernschild nicht.«
    Sie trat näher. Er hatte recht. Der eingetrocknete Schmutz reichte nicht bis zum Kennzeichen. Und dieses war offen sichtlich nicht einfach abgewischt worden, sondern nagelneu.
    »Sie haben die Nummernschilder ausgetauscht?«
    Er nickte. »Ich habe noch immer Kontakte zur Zulassungsbehörde. Hab sie gebeten, das Kennzeichen zu überprüfen. Offenbar gehört es zu einem Fiat 500.« Er deutete auf die Windschutzscheibe. »Die Fahrzeugidentifizierungsnummer ist von diesem Van.«
    Rory schüttelte den Kopf. »Bist du die ganze Nacht in der Stadt rumgefahren und hast jeden Wagen auf der Straße unter die Lupe genommen?«
    »Ausschlussverfahren.« Er schlenderte um den Chrysler. »Die Bewaffneten mussten ihr Wechselauto nahe beim Gericht parken, aber nicht zu nah. Und nicht offen sichtbar. Für sie war es wichtig, dass mögliche Zeugen und die Polizei bei der Flucht den Sichtkontakt zu ihnen verlieren.«
    »Verstehe.«
    »Das Auto durfte keinen Verdacht erregen. Auf einer ruhigen Wohnstraße zum Beispiel würde ein fremder Van vielleicht auffallen. Und es musste so stehen, dass sie sofort hätten umsteigen und mit hoher Geschwindigkeit weiterfahren können.«
    »Der Highway«, fügte Rory hinzu.
    »Genau. Wichtig war also eine leicht zugängliche, unauffällige Stelle mit schnellem Anschluss an die Interstate.«
    »Und warum nicht das Einkaufszentrum?«
    »In großen Einkaufszentren gibt es Überwachungskameras für Parkplätze und Laderampen. Bei kleineren sind vielleicht nur in der Nähe der Ladenkassen Kameras installiert.« Er sah sich um. »Dagegen wird die Rückseite einer Autowaschanlage gar nicht überwacht.«
    Von ihrem Platz aus konnte Rory die Autobahnauffahrt erkennen. Jenseits des Hügels mündete sie in einen wirren Knoten anderer Verkehrsadern: I-5, 215, 405. Wenn man erst einmal auf dem Highway war, dauerte es höchstens so lang wie eine Sitcom, bis man mit den Geiseln Richtung Nordkalifornien, Las Vegas oder Mexiko unterwegs war.
    »Wie lang hast du gebraucht?«, fragte sie.
    »Drei Stunden ungefähr.«
    Sie schmiegte sich in ihre Jacke. Seths Hartnäckigkeit und Hingabe waren zugleich aufregend und beunruhigend.
    »Und aus dem Nummernschild hast du geschlossen, dass du fündig geworden bist.«
    »Und aus der Parkrichtung des Wagens. Er steht zur Straße hin. Man kann direkt losfahren, ohne lang den Rückwärtsgang einzulegen.«
    »Bin beeindruckt.«
    Er winkte sie zur Beifahrerseite. »Aber nichts anfassen.«
    Sie bedachte ihn mit einem mokanten Blick. Hältst du mich für blöd? Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. »O Gott.«
    Auf dem Sitz lag ein verschlossener Plastikbeutel voll starker Kabelbinder. Und Flugzeugschlafbrillen. In einer weiteren Tüte waren vier Telefone.
    »Die Fluchtausrüstung«, konstatierte Seth. »Diese Typen waren darauf vorbereitet, Geiseln zu transportieren und ihre Spuren zu verwischen.«
    »Einweghandys?«
    »Prepaid, wahrscheinlich erst vor ein paar Tagen mit Bargeld gekauft. Nicht zurückverfolgbar. Das war den Tätern ganz wichtig, dafür spricht auch der Umstand, dass sie sie hier im Wagen gelassen haben. Ich wette, dass sie noch nie benutzt wurden. Höchstens einmal kurz ausprobiert, ob sie funktionieren. Seitdem sind sie ausgeschaltet und können daher weder von einem GPS

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