Die Zeugin
sie ins nächste Krankenhaus gebracht werden wollten.
Dort angekommen, blieb Marshal Fordham mit dem Baby im Warteraum. John begleitete Kendall ins Untersuchungszimmer.
Eine Schwester maà Kendalls Blutdruck und die Temperatur, stellte ein paar indiskrete Fragen und lieà sie beide dann allein.
Sie setzte sich auf den gepolsterten Untersuchungstisch und lieà die FüÃe baumeln. John schob die Hände in die Hosentaschen, wandte ihr den Rücken zu und studierte ein Poster mit einer farbigen Darstellung des menschlichen Blutkreislaufs.
»Haben Sie Angst, ich könnte Ihnen abhauen?«
Er drehte sich um. »Verzeihung?«
»Sind Sie mit mir zusammen reingekommen, weil Sie glauben, ich könnte durch die Hintertür entwischen?« Er antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Sie lachte. »Glauben Sie, ich würde mein Baby zurücklassen?«
»Keine Ahnung. Würden Sie?«
Ihre freundliche Miene versteinerte. Das »Niemals« klang wie ein Hieb.
»Ich habe die Aufgabe, Sie zu beschützen, Mrs. Burnwood.«
»Und mich dann den Behörden in South Carolina zu übergeben.«
»Ganz recht.«
»Wo ich voraussichtlich umgebracht werde. Begreifen Sie nicht, wie absurd das ist? Sie wollen mein Leben schützen und schleifen mich ausgerechnet an jenen Ort, an dem mir die gröÃte Gefahr droht?«
Er sah sehr wohl, wie absurd das war. Aber zur Hölle, er erledigte bloà seinen Auftrag und wurde schlieÃlich nicht dafür bezahlt, irgendwelche Vor- und Nachteile abzuwägen. »Solange Sie in meiner Obhut sind, werde ich Sie nicht aus den Augen lassen«, verkündete er steif.
Als der Arzt erschien, sah er John neugierig an. »Sind Sie Mr. Burnwood?« fragte er, wobei er auf das Formular tippte, das
man Kendall vor der Untersuchung zum Ausfüllen gegeben hatte.
Er zeigte dem Doktor seine Marke.
»Ein US-Marshal? Wirklich? Ist sie Ihre Gefangene? Was hat sie angestellt?«
»Sie hat im Flugzeug Ohrenschmerzen bekommen«, bellte John. »Werden Sie sie jetzt untersuchen?«
Der Arzt hörte ihre Lunge ab, befühlte die Mandeln, stellte fest, daà sie leicht geschwollen waren, dann untersuchte er ihre Ohren, woraufhin er bestätigte, daà der Bereich hinter beiden Trommelfellen stark entzündet sei.
»Darf sie fliegen?« fragte John.
»Kommt gar nicht in Frage. Es sei denn, Sie wollen das Risiko eingehen, daà ihr die Trommelfelle platzen.«
Er wartete im Gang, während ihr eine Krankenschwester Antibiotika spritzte. Nach einiger Zeit erschien Kendall wieder; während sie den Korridor zum Warteraum hinuntergingen, überraschte sie ihn mit der Bemerkung: »Sie haben geglaubt, ich lüge, nicht wahr?«
»Es kam mir in den Sinn.«
»Ich würde keine Lüge riskieren, wenn sie so leicht widerlegt werden kann.«
»Das heiÃt, Sie sparen sich Ihre Lügen für die Gelegenheiten auf, bei denen Sie wahrscheinlich damit durchkommen?«
Sie blieb stehen und sah ihn an »Sie haben es erfaÃt, Mr. McGrath.«
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»So schlimm ist es doch nicht.«
»Du hast leicht reden.« John war schlecht gelaunt und ärgerte sich über Pepperdynes Gleichgültigkeit. »Du muÃt schlieÃlich keine tausend Meilen fahren.«
Nachdem er die beiden Frauen und das Baby in einem Motel
untergebracht hatte, war er gleich weitergefahren, um Pepperdyne Bericht zu erstatten, der gerade Mrs. Burnwoods Ãberstellung mit dem Büro des US-Marshals in Columbia koordinieren wollte.
»Es hilft nichts, John«, antwortete Pepperdyne geduldig. »Der Arzt hat gesagt, sie darf mindestens einen Monat lang nicht fliegen. So lange können wir nicht warten. Die Fahrt dauert höchstens drei Tage, mit zwei Ãbernachtungen dazwischen.«
»Ich könnte es in zwei Tagen schaffen.«
»Allein. Nicht mit Mitfahrern. Vor allem den Säugling nicht zu vergessen! Ihr werdet ungefähr dreihundert Meilen am Tag schaffen. Es wird nicht gerade ein Vergnügen, geht aber vorüber.«
Ohne sich von Johns gequälter Miene beeindrucken zu lassen, überrreichte ihm Pepperdyne eine Routenbeschreibung und eine StraÃenkarte. »Ihr fahrt morgen früh los und verbringt die erste Nacht in Monroe, Louisiana. Die zweite Nacht in Birmingham. Von da aus fahrt ihr durch bis Columbia.«
Würde er die Fahrt überleben? »Wenigstens ist Ruthie Fordham dabei«,
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