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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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hingeschlagen wäre.
    Bis auf das Mondlicht, das durch die dünnen Vorhänge vor den offenen Fenstern fiel, war das Zimmer dunkel. In der kühlen Brise, die Kendall wahrscheinlich gesucht hatte, bauschten sich die Gardinen wie Segel ins Zimmer.
    Sie saß im Schaukelstuhl, Kevin in ihren Armen. Den Träger ihres Nachthemdes hatte sie zum Stillen über die Schulter gezogen.
Sein winziger Mund drückte sich auf ihre Brustwarze. Alle paar Sekunden nuckelte er ein bißchen, und die pummeligen Bäckchen bliesen sich auf wie Blasebälge, dann entspannten sich die Lippen wieder.
    Beide schliefen.
    Jetzt, im Rückblick, mußte sich John eingestehen, daß es nicht die feine Art gewesen war, die beiden so zu begaffen, sondern im Gegenteil eine grobe Verletzung ihrer Intimsphäre. Trotzdem konnte er sich einfach nicht losreißen, nicht still davonschleichen und ins Schlafzimmer zurückkehren. Er war vor Lust wie gebannt.
    Ihr Kopf ruhte auf der Stuhllehne, und nicht mal die zerraufte Frisur konnte die Schönheit des Bildes beeinträchtigen, das sie abgab. Weiches Mondlicht schien auf ihren Hals und die kleine Mulde überm Schlüsselbein. Die Furche zwischen ihren Brüsten lag in tiefem, geheimnisvollem Schatten. Wie gern hätte er dieses bezaubernde Tal erforscht. Er stellte sich vor, wie seine Lippen es durchwanderten, und allein die Vorstellung war so verführerisch, daß er unwillkürlich aufstöhnte.
    Augenblicklich unterdrückte er den Laut, weil er sie auf keinen Fall wecken wollte. Er war zu alt, um verstohlen auf eine weibliche nackte Brust zu starren. Sich klammheimlich von einer spärlich bekleideten Frau am anderen Ende des Zimmers erregen zu lassen war lächerlich, unreif und so ichbezogen wie Onanie.
    Angewidert von sich selbst, wollte er sich abwenden, aber das brachte er nicht fertig. Er sah auf ihre Lippen, diesen vollen Schmollmund, der ihn immer wieder aus dem Konzept brachte, und verzehrte sich danach, ihn zu küssen. Er wollte die Fülle ihres Busens kosten, die exotischen Gefilde ihres Schoßes erforschen, ihren Geschmack auf seiner Zunge spüren. Er wollte...

    Plötzlich zerriß ein schrilles Pfeifen die Stille.
    Sie erwachte augenblicklich.
    Er erstarrte vor Schreck, eine Krücke fiel klappernd zu Boden.
    Ein paar Sekunden verharrten sie so, wie eine antike Skulptur. Er war erregt und schämte und ärgerte sich darüber, daß sie ihn ertappt hatte.
    Â»Was ist das denn Fürchterliches?«
    Â»Der Wasserkessel«, sagte sie verschlafen. Hastig schob sie sich den Träger des Nachthemds wieder über die Schulter. Das Baby wand sich und beschwerte sich quengelnd, als sie es von ihrer Brust nahm und an ihre Schulter legte. »Ich habe Wasser aufgesetzt, bevor ich Kevin zu stillen begann. Wieso bist du auf?«
    Â»Es ist einfach zu heiß zum Schlafen.«
    Â»Ich habe gemerkt, daß du schlecht geschlafen hast. Möchtest du einen Tee?« Der Kessel pfiff immer noch voller Zorn. »Kräutertee. Ohne Teein.«
    Â»Nein danke.«
    Sie trat auf ihn zu. »Kannst du Kevin halten, bis ich mir eine Tasse aufgegossen habe?«
    Sie drückte ihm das Kind im Vorbeigehen in die Arme und entschwebte dann durch den Flur in die Küche. Ein paar Sekunden lang tat er überhaupt nichts. Er bemühte sich, das Gehirn abzuschalten, keinerlei Empfindungen zuzulassen. Dann ließ er vorsichtig ein paar vereinzelte Impulse durch die doppelte Mauer aus Abneigung und Entsetzen dringen.
    Kevin war ein molliges Baby. Darum überraschte es ihn, daß er so leicht war. Auch wie weich seine Haut war, erstaunte ihn. Oder vielleicht kam sie ihm nur so weich vor, weil sie an seine haarige Brust rührte.
    Schließlich hatte er genug Mut gesammelt, um das Kind
anzusehen. Die Augen des Babys waren beunruhigend fest auf ihn gerichtet. Er hielt den Atem an. Bestimmt würde der Kleine zu weinen anfangen, wenn er feststellte, daß ihn ein Fremder in den Armen hielt.
    Statt dessen öffnete sich Kevins Mund zu einem weiten Gähnen, so daß John die Zunge und die zahnlosen Kiefer sehen konnte. Dann ließ das Baby drei kleine Pupse folgen, ein Trio winziger Explosionen, die John durch die Windel hindurch spüren konnte.
    Unwillkürlich mußte er lachen.
    Â»Ich hatte so ein Gefühl, daß ihr beiden gut miteinander klarkommen würdet, sobald du ein bißchen lockerer wärst.«
    Er hatte Kendall nicht

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