Die Zeugin
einmal so lange zu dauern wie der Flug selbst. Als das Flugzeug endlich stand, drängelte sich John rücksichtslos an den anderen Passagieren vorbei, um so schnell wie möglich ins Freie zu gelangen. Sobald sie die Passagierschleuse hinter sich gelassen hatten, schob Ruthie Kendall in die nächste Damentoilette. Pepperdyne trug währenddessen Kevin auf dem Arm und wirkte gar nicht glücklich in seiner neuen Rolle als Babysitter. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte John sich fröhlich über die Hilflosigkeit seines unverheirateten Freundes ausgelassen. Jetzt brachte er nicht mal ein Lächeln oder eine ironische Bemerkung zustande.
»Dieser Kerl, mit dem sie verheiratet war â wie ist er?« fragte er. Es interessierte ihn nicht wirklich, er redete bloÃ, um sich von dem Baby in Pepperdynes Arm abzulenken.
»Ich hatte noch nicht das Vergnügen, ihm zu begegnen.« Kevin hatte aufgehört zu weinen. Pepperdyne wiegte ihn eifrig hin und her. »Soweit ich gehört habe, ist Matt Burnwood der
typische arrogante weiÃe Rassist im MaÃanzug. Er sieht gut aus, ist eloquent, gebildet und kultiviert. Aber er ist auch ein Waffenexperte, ein begeisterter Survival-Fan und ein unbelehrbarer Fanatiker. Er glaubt, sein Daddy stehe mit Gott auf du und du. Gibb sagt: âºSpringâ¹, und alles, was er fragt, ist: âºWie hoch?â¹Â« Jim machte eine kurze Pause. »Wer sich ihnen in den Weg stellt, ist so gut wie tot.«
John sah ihn skeptisch an.
»Sie hat recht, John.« Pepperdyne wuÃte genau, was seinem Freund durch den Kopf ging. »Wenn die beiden oder einer ihrer Handlanger sie in die Finger kriegen, hat sie keine Chance.«
»Ich fahre also nicht bloà zum Händchenhalten mit.«
»Keineswegs. Auch wenn die Burnwoods hinter Gittern sitzen, reichen ihre Tentakel weit. Manche â vielleicht die meisten  â kennen wir noch gar nicht.«
»Jesus.«
»Du darfst sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Jeder, der in ihre Nähe kommt, ist verdächtig.«
Ein paar Minuten später gesellten sich die Frauen wieder zu ihnen. Kendall nahm Pepperdyne das Baby ab. Marshal Fordham teilte ihnen die alles ändernde Nachricht mit: »Mrs. Burnwood kann nicht weiterfliegen, ehe ihre Ohren von einem Arzt untersucht werden.«
»Ich hatte vor kurzem einen allergischen Schub«, erläuterte Kendall. »Offenbar hat sich die Entzündung in meinen Ohren festgesetzt. Der Druckabfall im Flugzeug hat mir höllische Schmerzen bereitet.«
Pepperdyne spielte John den Ball zu. »Du bist dran.«
McGrath schaute sie an; zum ersten Mal sahen sie sich in die Augen. Er wuÃte nicht, warum er den Augenkontakt bis dahin vermieden hatte. Vielleicht aus Angst vor dem, was er in ihren Augen sehen und was es für ihn bedeuten könnte.
Lisa war weg. Während er einen Auftrag erledigt hatte, war sie ausgezogen, mit all ihren Sachen und ein paar von seinen dazu. Sie hatte keine Nachricht, keine Telefonnummer, keine Nachsendeadresse hinterlassen. Nichts. Peng. Das einzige, was ihn daran gestört hatte, war, daà sie nun nicht mehr erfuhr, wie wenig er sie vermiÃte. Seit ihrer Trennung hatte er seine Einsamkeit genossen. Fürs erste würde er sich mit keiner Frau mehr einlassen.
Aber die hier hatte etwas an sich...
Sie erwiderte seinen Blick.
Damals hatte er zum ersten Mal vermutet, daà sie eine begnadete Lügnerin war. Ihr Blick war zu fest, um wirklich aufrichtig zu sein. Eine derartige Gewieftheit lieà auf langes Training schlieÃen.
Er vermutete, daà ihre Ohrenschmerzen nur ein Vorwand waren, um den Weiterflug zu verzögern. Vielleicht würde sie sogar versuchen zu entkommen, in der Masse der Reisenden auf dem Flughafen Dallas-Fort Worth unterzutauchen.
Da dennoch die verschwindend kleine Möglichkeit bestand, daà sie tatsächlich Schmerzen hatte, muÃte er sie zu einem Arzt bringen und ihren Flug umbuchen.
Vor dem Terminal verabschiedete sich Pepperdyne von ihnen.
Bevor er sich von ihnen trennte, schlug er John noch einmal auf den Rücken. »Viel SpaÃ, Kumpel.«
»Leck mich«, knurrte John. Sein Freund lachte nur und stieg in ein wartendes Taxi.
Kurz darauf steckte John zusammen mit einem in der Landessprache radebrechenden Fahrer, zwei Frauen und einem quäkenden Baby in einem anderen Taxi. Mit wenigen Worten und vielen Gesten machte er dem verwirrten Fahrer klar, daÃ
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