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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ließ. Sie hat nicht nur versucht, mich umzubringen, und mich böswillig verlassen, sondern mir auch noch
meinen Sohn verheimlicht. Es sollte also nicht allzu schwierig sein, daß ich das alleinige Sorgerecht bekomme.«
    Lamar sah nervös zu Gibb. »Nehmen Sie Vernunft an, Mr. Burnwood. Sie sind mehrerer Kapitalverbrechen angeklagt. Sollten wir uns nicht darauf konzentrieren, erst Ihren Freispruch zu erreichen, bevor wir weitere rechtliche Schritte unternehmen?«
    Â»Niemand kann beweisen, daß Dad und ich dabei waren, als der junge Li umgebracht wurde. Oder daß wir etwas mit dem Tod dieses Penners zu tun haben, den sie uns seit neuestem ankreiden.«
    Â»Dieser ›Penner‹ war zufällig ein FBI-Agent«, korrigierte ihn der Anwalt ernst.
    Â»Ganz egal, was er war, wir haben nichts damit zu tun, daß man ihn in den Kopf geschossen und irgendwo draußen im Wald verscharrt hat. Es gibt ja nicht mal eine Leiche, man kann also gar nicht beweisen, daß er überhaupt tot ist. Der Typ ist einfach weitergezogen, so wie er eines Tages in unserem Ort aufgetaucht ist.«
    Â»Was ist mit Michael Lis Verschwinden aus dem Gefängnis?«
    Â»Offenbar ist er entwischt. Seine Leiche hat man ebensowenig gefunden, und man wird sie auch niemals finden. Er wird bestimmt nicht wieder auftauchen – denn sonst müßte er wegen Vergewaltigung vor Gericht. Deshalb bleibt er lieber untergetaucht, während man Dad und mir zwei Morde in die Schuhe schiebt, die überhaupt nie stattgefunden haben.«
    Â»Wie erklären Sie dann die Geschichte, die Mrs. Burnwood den Behörden erzählt hat?« fragte Lamar.
    Â»Sie hat sich im Wald verlaufen, ist in Panik geraten und hat irgendwelche Gespenster gesehen. Gleichzeitig wollte sie sich damit an mir für meine Affäre mit Lottie Lynam rächen.«
    Gibb biß die Zähne zusammen. Es war ein konditionierter
Reflex, der jedesmal einsetzte, wenn Matt Lotties Namen aussprach. Gibb hatte es fast am selben Tag erfahren, als Matt seine Affäre mit ihr wieder aufleben ließ. Er fand es unbegreiflich, daß sein im allgemeinen so gehorsamer und leicht zu führender Sohn eine solche Schwäche für dieses rothaarige Luder zeigte.
    Der Senior war natürlich alles andere als einverstanden, aber um des lieben Friedens willen hatte er beide Augen zugedrückt. Schließlich war Lottie verheiratet. Und er brauchte keine Katastrophe zu befürchten – etwa ein Kind. Schon vor Jahren hatte er dafür gesorgt, daß es zu keiner ungewollten Schwangerschaft kommen konnte.
    Als Gibb Wind von der heimlichen Liebe zwischen seinem sechzehnjährigen Sohn und Lottie bekommen hatte, hatte er ihrem Vater einen Besuch abgestattet. Der war mit Gibb einer Meinung gewesen, vorzusorgen, daß sich diese verrückten Kinder nicht in Schwierigkeiten brachten. Für fünfundsiebzig Dollar hatte Gibb dem Alten das Versprechen abgenommen, eine Pille in Lotties Milch zu schmuggeln. Es war ein völlig unbedenkliches Betäubungsmittel, hatte Gibb ihm versichert; der Arzt hatte es ihm persönlich gegeben.
    Die Pille hatte Lotties Krämpfe hervorgerufen, die derselbe Doktor dann als Blinddarmentzündung diagnostizierte. Gibb hatte weitere zweihundert Dollar investieren müssen, um den Arzt zu bestechen, sowie die Kosten für die Operation, bei der Lotties kerngesunder Blinddarm herausgeschnitten – und ihre Eileiter abgebunden wurden. Für weniger als tausend Dollar hatte Gibb sichergestellt, daß Lottie keinen Burnwood-Bastard zur Welt bringen würde. Bis zum heutigen Tag war er überzeugt, daß es die beste Investition seines Lebens gewesen war.
    Gibb huldigte der Auffassung, daß es nichts schadete, wenn Matt sich mit Lottie traf, sobald ihr versoffener Mann nicht in
der Stadt war – solange das Matt nicht daran hinderte, zu heiraten und einen ehelichen Erben zu zeugen.
    Aber er wollte keinesfalls, daß die Affäre bekannt wurde. Für Matt Burnwood, den Thronfolger in der Bruderschaft, machte es sich nicht gut, ein billiges weißes Flittchen zu lieben. Wenn er Matt zubilligte, gegen den strikten Ehrenkodex der Bruderschaft zu verstoßen, dann würden die anderen ebenfalls Sonderregeln einfordern. Und Vermischung mit minderwertigen Elementen oder anderen Rassen war das oberste, wichtigste Tabu.
    Deshalb mißfiel es Gibb so außerordentlich, daß die Affäre seines Sohnes

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