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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Herzen geliebt. Wie heute noch. Und wie wohl bis in alle Ewigkeit.
    Deshalb ließ sie sich von ihm ausnutzen. Sie erkannte und reagierte auf die Verzweiflung, die hinter seiner Begierde steckte. Sie stillte ein tiefes Bedürfnis in ihm und ahnte, daß dieses Bedürfnis nicht nur sexueller Natur war.
    Sie war Matthew Burnwoods heimliche Rebellion gegen sein Leben als Matthew Burnwood. Er hatte alles erreicht, was sein Vater für ihn gewollt hatte, erfüllte all die Erwartungen, die andere Menschen in ihn setzten. Sein Handeln stimmte stets mit den väterlichen Erwartungen überein. Die Affäre mit ihr war seine einzige Schwäche, die er sich gestattete.
    Daß es geheimgehalten werden mußte, machte ihr Verhältnis nur noch reizvoller für ihn. Sie entsprach in keiner Beziehung der Frau, die man an Matts Seite zu sehen wünschte. Wäre sie in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen die Burnwoods verkehrten, auch nur im entferntesten akzeptabel gewesen, hätte Matt wahrscheinlich schon vor Jahren das Interesse an ihr verloren. Nur weil sie einen verlockenden Kontrast darstellte, war er über all die Jahre immer wieder zu ihr zurückgekehrt.
    Und doch wußte sie, daß Matt sie auf eine ganz eigene Art liebte. Er würde ohnehin nie einen Menschen so lieben können wie seinen Vater. Niemandem wäre er je so loyal ergeben, wie er es Gibb gegenüber war.
    Aus diesem Grund hatte Lottie Mitleid mit Kendall Deaton, die so ahnungslos optimistisch diese Ehe eingegangen war.
Offenbar hatte sich Kendall nicht damit abfinden wollen, weit abgeschlagen an zweiter Stelle hinter ihrem Schwiegervater zu rangieren, was die Zuneigung ihres Mannes betraf, und mit ihren Empfindungen nicht hinter dem Berg gehalten. Schon bevor er sich von ihr hatte scheiden lassen, hatte sich Matt oft darüber beklagt, daß Kendall entschieden zu vorlaut sei.
    Was war dann Lottie? Ein Fußabstreifer? Eine gehorsame, duldsame, immer verfügbare Geliebte?
    Die Antwort ergab sich überdeutlich aus dem Brief, den sie heute von Matt erhalten hatte. Sie bückte sich, hob ihn vom Boden auf, legte ihn auf den Tisch und strich die Falten von vorhin glatt, als sie das Papier zusammengeknüllt hatte.
    Matt brauchte sie mehr als je zuvor und dringender, als er sie je wieder brauchen würde.
    Sie ließ den Blick über die altersschwachen, verblichenen Möbel schweifen, über die wasserfleckige Decke, den verschrammten Holzboden, der bei jedem Schritt knarzte.
    Mehr kann ich von diesem Leben nicht erwarten, dachte sie traurig.
    Nach Kendalls Verschwinden war Lotties Mordprozeß vertagt worden, bis ein neuer Anwalt sie vertrat. Man hatte ihr einen Pflichtverteidiger zugewiesen, der sofort eine weitere Vertagung beantragt und sich Zeit ausgebeten hatte, um sich in den Fall ein- und eine Strategie auszuarbeiten. Das Gericht hatte seinem Antrag entsprochen. Angesichts der inzwischen anstehenden Justizlawine konnten noch Monate vergehen, ehe es zu einer neuen Verhandlung kam.
    Doch Lottie wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ganz egal, wie der Prozeß ausging, bis man die Beurteilung von Charlies Tod ausgesprochen hatte, hing sie in der Luft. Sie saß nicht im Gefängnis, aber von Freiheit konnte auch nicht die Rede sein.

    Sie hatte keinen Mann, keine Kinder, keine Familie, nur ein Haus, aber das war ein Obdach, kein Heim, und sie hatte keinerlei Ansehen in der Gemeinde.
    Nur in Matt Burnwoods Armen war sie glücklich gewesen. Sie liebte ihn, obwohl sie um seine Schwächen und seine Vorurteile wußte.
    Noch einmal las sie den Brief, den er ihr aus seiner Zelle geschrieben hatte. Er bat sie um einen riesigen Gefallen. Falls sie ihn gewährte, spielte sie mit ihrem Leben.
    Doch nachdem sie all die Jahre noch einmal Revue passieren ließ, wurde ihr klar, daß sie sowieso nichts zu verlieren hatte.

31. Kapitel
    Â»Sie sind weg!«
    Ãœberbracht wurde diese sensationelle Nachricht von einem Hilfssheriff, dessen Aufgabengebiet sich darauf beschränkte, Besuchern, die irgend etwas im Gerichtsgebäude von Prosper County zu erledigen hatten, den Weg zu weisen oder anderweitig zur Verfügung zu stehen.
    In seiner genetischen Anlage waren die retardierenden Gene überproportional vertreten, und zwar besonders stark im Bereich Intelligenz. Den Aufnahmetest für den Job hatte er mit Mühe und Not bestanden. Aber er hatte ihn bestanden, und seither trug

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