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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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an, Kendall sei an ihren Schwierigkeiten schuld. Seit jenem Tag, an dem man ihnen Billy
Joe weggenommen hatte, planten sie Rache. Die eingeschlagene Windschutzscheibe, die Drohbriefe und die tote Ratte sollten nur der Anfang sein.
    Bei der Zerlegung ihres Büros hatten sie Lee Simons Hilfe in Anspruch genommen, der sie nach Dienstschluß ins Gerichtsgebäude ließ. Als Gegenleistung hatten ihm die Zwillinge eine Frau zugeschanzt, die für zwanzig Dollar eine ganze Nacht mit ihm verbrachte. In den Augen der Zwillinge war das ein gutes Geschäft, und ihr Cousin bebte vor Freude.
    Ihr von Mama ausgetüftelter Plan hatte darin bestanden, Mrs. Burnwood immer weiter zuzusetzen, bis sie schließlich einem tödlichen »Unfall« zum Opfer fiele. Erst ein paar Sekunden vor ihrem Tod sollte sie erfahren, daß die Crooks Gerechtigkeit geübt hätten.
    Leider war es Mrs. Burnwood gelungen, noch bevor das große Finale in Szene gesetzt werden konnte, den Ort mit unbekanntem Reiseziel zu verlassen. Angesichts dieses Rückschlags hatten sich die enttäuschten und frustrierten Zwillinge bis fast zur Bewußtlosigkeit betrunken und dann eine Scheune abgefackelt, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    Doch ihr Racheschwur war keineswegs vergessen. Ihr Haß auf Kendall Burnwood hatte sich in dem Jahr seit ihrem Verschwinden kein bißchen verringert. Als Henry und Luther erfuhren, daß man sie in Colorado aufgespürt hatte und jetzt nach South Carolina zurücktransportierte, hatten sie diese Nachricht mit einem weiteren Besäufnis und der Entjungferung einer zwölfjährigen Nichte gefeiert.
    Sie hatten sich kaum von ihrem Kater erholt, als die Nachricht eintraf, daß ihre Nemesis den US-Marshals entschlüpft und wieder auf freiem Fuße war. Erneut sanken die Zwillinge in tiefe Verzweiflung.
    Doch jetzt hatte Lee Simon mit den von ihm überbrachten
Nachrichten ihren Racheschwur wiederbelebt. Dazu kam Mamas heißer Tip, wie sie sich dabei die Taschen füllen konnten. Sie ließen sich mit einer Flasche Whisky am Küchentisch nieder, um auf die guten Geschäfte anzustoßen und sich einen Plan zurechtzulegen.
    Â»Aber ich hab’ gehört, sie hat ein Kind«, bemerkte Luther, dessen Braue nervös zuckte. »Was machen wir mit dem Baby, wenn wir sie aus dem Weg geräumt haben?«
    Mama verpaßte ihm eine Ohrfeige. »Trottel! Das Baby bringt ihr natürlich dem alten Burnwood. Wahrscheinlich legt er für seinen Enkel noch mal was drauf.«
    Die Zwillinge grinsten sich an. Wenn es ums Geldverdienen ging, war Mama ein echtes Genie.

32. Kapitel
    Â»Ich höre das Baby!«
    Kendall bewegte sich. »Hmm?«
    Â»Kevin weint.«
    Â»Er hat länger geschlafen, als ich erwartet hätte, also kann ich mich nicht beklagen.« Sie stand auf und zog sich einen Morgenmantel über. »Macht es dir was aus, wenn ich ihn herbringe?«
    Â»Ã„h... nein.«
    Was war wohl der Grund für Johns Abneigung gegen Kinder? fragte sie sich, während sie in Kevins Zimmer ging. In seinem Alptraum hatte er gebrüllt, sie sollten aufhören zu schreien. Hörte er in seinem Traum Kinder schreien? Und was hatten Kinder mit seiner Arbeit zu tun? Was war das für ein Vorfall, der ihn so schrecklich quälte?
    Es war nur eine von Millionen Fragen, die sie ihm unter anderen Umständen gestellt hätte. Welche Ironie, daß seine Amnesie ihr einziger schwacher Schutz davor war, entdeckt zu werden, und zugleich eine undurchdringliche Barriere darstellte, die es ihr verwehrte, auch nur das geringste über John McGrath zu erfahren. Sie wußte nichts aus seiner Vergangenheit, nicht einmal seinen Geburtstag oder seinen zweiten Vornamen.
    Er war ihr fremd. Und doch so vertraut.
    Sie kannte seine Stimme in allen Nuancen, ihre Färbung, ihren Klang, doch über seine Weltanschauung wußte sie nichts. Jedem Mal und jeder Narbe auf seinem Körper war sie inzwischen begegnet, aber woher hatte er sie? Ihre Fingerspitzen hatten jeden Zentimeter seines Körpers erforscht, aber es fehlte
ihr jegliche Ahnung, wie viele Frauen seine Haut vor ihr liebkost hatten.
    Vielleicht war er sogar verheiratet.
    Eilig verdrängte sie diesen lästigen Gedanken. Sie wollte sich keinesfalls damit auseinandersetzen, wen er wohl liebte, wen er vielleicht betrog, indem er mit ihr schlief. Niemand konnte ihn für seine Taten verantwortlich machen, solange er an

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