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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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unbeholfen in zwischenmenschlichen Belangen. Aber er war zu tiefen Gefühlen fähig und hatte keine Skrupel, nach ihnen zu handeln. Seit sie gesehen hatte, wie er damals an der Tankstelle mit den Jugendlichen fertiggeworden war, wußte sie, daß er sich mit aller Kraft für sie einsetzen würde.
    Er war hart, konnte jedoch unglaublich sanft sein, so wie in der vergangenen Nacht, als sein Blick über ihrem Gesicht zu schweben schien wie leichter Waldnebel.
    Mit sandpapierrauher Stimme hatte er gefragt: »Hast du das schon mal getan?«

    Â»Was?«
    Â»Mich so angemacht?«
    Das Blut schoß ihr ins Gesicht. Sie vergrub es an seiner Schulter und schüttelte den Kopf.
    Â»Warum nicht?«
    Sie stellte sich seinem Blick. »Weil ich das noch nie wollte.«
    Daraufhin hatte er ihr unendlich lange auf seine typisch durchdringende Art in die Augen gesehen, dann leise geflucht, sie fest umarmt und ihren Kopf unter seinem Kinn geborgen.
    Nach einer Weile fragte sie schüchtern: »War das verkehrt?«
    Er stöhnte nur leise. »O nein. Du hast das ganz ausgezeichnet gemacht.«
    Er hatte sie weiter gehalten, ihr über den Rücken und die Hüften gestreichelt, ihre Lust geweckt. Schließlich hob er sie auf seinen Schoß und sein erigiertes Schwert.
    Â»Das habe ich auch noch nie gemacht«, gestand sie ihm.
    Â»Du brauchst überhaupt nichts zu tun, laß dich einfach gehen.«
    Er umschloß ihr Kinn mit seiner Hand, zeichnete mit dem Daumen die Lippen nach, öffnete sie, strich über ihre Vorderzähne und berührte ihre Zunge. Dann wanderten seine Hände über ihre Brust und umfaßten ihren Busen. Während er sie drückte und streichelte und formte, hatte sie ihn immer schneller, immer leidenschaftlicher geritten.
    Â»Jesus«, hatte er geflüstert und sie um die Taille gefaßt, um sie zu halten und zu lenken.
    Dann schlüpfte seine Hand zwischen ihre Leiber. Sein Mittelfinger rieb kraftvoll die kleine Perle, bis eine so überwältigende Woge von Lust durch Kendalls Körper schoß, daß sie meinte, sterben zu müssen.
    Jetzt empfand sie eine ganz andere Wonne, die aber genauso intensiv und vielleicht sogar noch erfüllter war. Wenn Kevin so
trank und John dabei zusah, konnte sie sich fast vorgaukeln, sie seien eine richtige Familie.
    Einen Mann, der sie liebte, ein Kind, eine Familie – das hatte sie sich immer gewünscht und nie gehabt. Anscheinend wollte ihr das Schicksal diesen einfachen Traum versagen, deshalb mußte sie sich darauf beschränken, ihn nachzuspielen. Wenigstens für eine kurze Weile.
    Dauern würde dieses Glück nicht, jeden Moment konnte es als Illusion verwehen. Vielleicht fand John plötzlich sein Gedächtnis wieder. Oder das FBI entdeckte sie und platzte zur Tür herein, um sie festzunehmen. Oder – und diese Möglichkeit schreckte sie am allermeisten – die Burnwoods spürten sie auf.
    Sie waren Jäger und wußten, wie man ein Opfer zur Strecke bringt. Die Trophäen ihrer erfolgreichen Streifzüge hingen ausgestopft an Gibbs Wohnzimmerwand. Sie fühlte mit den armen Tieren, die ins Visier der beiden Schlächter geraten waren. Sie hatte Angst, daß sie und Kevin als nächste Beute in ihre Hände fallen könnten.
    Jedenfalls würde es bei dieser Romanze kein Happy-End geben. Das Beste, was sie sich erhoffen konnte, war, John zu entkommen, ihn nie wiederzusehen und für den Rest ihres Lebens auf der Flucht zu bleiben.
    Eigentlich müßte sie ihn umgehend verlassen, bevor er seine Erinnerung wiederfand und ihm einfiel, daß sie seine Gefangene war. Wenn er erst begriff, daß sie ihn zu einem ahnungslosen Akteur in einem kurzfristigen Märchen gemacht hatte, würde er sie hassen. Ihr war ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen: Sie hatte zugelassen, daß er sie und Kevin ins Herz schloß, ihrem Wissen zum Trotz, daß sie irgendwann abtauchen und er allein die Konsequenzen ihres Täuschungsmanövers ausbaden mußte. Er würde sie in seiner Eigenschaft als Polizist hassen – und noch mehr als Mann.

    Sie hoffte, bis dahin verschwunden und seiner Verachtung niemals ausgeliefert zu sein. Alles, nur das nicht. Mochte Gott geben, daß er niemals auch nur für einen flüchtigen Augenblick glaubte, sie hätte ihm im Bett ebenfalls etwas vorgespielt.
    Aber wie sollte sie es über sich bringen, ihn zu verlassen, wenn

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