Die Zeugin
unbeholfen in zwischenmenschlichen Belangen. Aber er war zu tiefen Gefühlen fähig und hatte keine Skrupel, nach ihnen zu handeln. Seit sie gesehen hatte, wie er damals an der Tankstelle mit den Jugendlichen fertiggeworden war, wuÃte sie, daà er sich mit aller Kraft für sie einsetzen würde.
Er war hart, konnte jedoch unglaublich sanft sein, so wie in der vergangenen Nacht, als sein Blick über ihrem Gesicht zu schweben schien wie leichter Waldnebel.
Mit sandpapierrauher Stimme hatte er gefragt: »Hast du das schon mal getan?«
»Was?«
»Mich so angemacht?«
Das Blut schoà ihr ins Gesicht. Sie vergrub es an seiner Schulter und schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«
Sie stellte sich seinem Blick. »Weil ich das noch nie wollte.«
Daraufhin hatte er ihr unendlich lange auf seine typisch durchdringende Art in die Augen gesehen, dann leise geflucht, sie fest umarmt und ihren Kopf unter seinem Kinn geborgen.
Nach einer Weile fragte sie schüchtern: »War das verkehrt?«
Er stöhnte nur leise. »O nein. Du hast das ganz ausgezeichnet gemacht.«
Er hatte sie weiter gehalten, ihr über den Rücken und die Hüften gestreichelt, ihre Lust geweckt. SchlieÃlich hob er sie auf seinen Schoà und sein erigiertes Schwert.
»Das habe ich auch noch nie gemacht«, gestand sie ihm.
»Du brauchst überhaupt nichts zu tun, laà dich einfach gehen.«
Er umschloà ihr Kinn mit seiner Hand, zeichnete mit dem Daumen die Lippen nach, öffnete sie, strich über ihre Vorderzähne und berührte ihre Zunge. Dann wanderten seine Hände über ihre Brust und umfaÃten ihren Busen. Während er sie drückte und streichelte und formte, hatte sie ihn immer schneller, immer leidenschaftlicher geritten.
»Jesus«, hatte er geflüstert und sie um die Taille gefaÃt, um sie zu halten und zu lenken.
Dann schlüpfte seine Hand zwischen ihre Leiber. Sein Mittelfinger rieb kraftvoll die kleine Perle, bis eine so überwältigende Woge von Lust durch Kendalls Körper schoÃ, daà sie meinte, sterben zu müssen.
Jetzt empfand sie eine ganz andere Wonne, die aber genauso intensiv und vielleicht sogar noch erfüllter war. Wenn Kevin so
trank und John dabei zusah, konnte sie sich fast vorgaukeln, sie seien eine richtige Familie.
Einen Mann, der sie liebte, ein Kind, eine Familie â das hatte sie sich immer gewünscht und nie gehabt. Anscheinend wollte ihr das Schicksal diesen einfachen Traum versagen, deshalb muÃte sie sich darauf beschränken, ihn nachzuspielen. Wenigstens für eine kurze Weile.
Dauern würde dieses Glück nicht, jeden Moment konnte es als Illusion verwehen. Vielleicht fand John plötzlich sein Gedächtnis wieder. Oder das FBI entdeckte sie und platzte zur Tür herein, um sie festzunehmen. Oder â und diese Möglichkeit schreckte sie am allermeisten â die Burnwoods spürten sie auf.
Sie waren Jäger und wuÃten, wie man ein Opfer zur Strecke bringt. Die Trophäen ihrer erfolgreichen Streifzüge hingen ausgestopft an Gibbs Wohnzimmerwand. Sie fühlte mit den armen Tieren, die ins Visier der beiden Schlächter geraten waren. Sie hatte Angst, daà sie und Kevin als nächste Beute in ihre Hände fallen könnten.
Jedenfalls würde es bei dieser Romanze kein Happy-End geben. Das Beste, was sie sich erhoffen konnte, war, John zu entkommen, ihn nie wiederzusehen und für den Rest ihres Lebens auf der Flucht zu bleiben.
Eigentlich müÃte sie ihn umgehend verlassen, bevor er seine Erinnerung wiederfand und ihm einfiel, daà sie seine Gefangene war. Wenn er erst begriff, daà sie ihn zu einem ahnungslosen Akteur in einem kurzfristigen Märchen gemacht hatte, würde er sie hassen. Ihr war ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen: Sie hatte zugelassen, daà er sie und Kevin ins Herz schloÃ, ihrem Wissen zum Trotz, daà sie irgendwann abtauchen und er allein die Konsequenzen ihres Täuschungsmanövers ausbaden muÃte. Er würde sie in seiner Eigenschaft als Polizist hassen â und noch mehr als Mann.
Sie hoffte, bis dahin verschwunden und seiner Verachtung niemals ausgeliefert zu sein. Alles, nur das nicht. Mochte Gott geben, daà er niemals auch nur für einen flüchtigen Augenblick glaubte, sie hätte ihm im Bett ebenfalls etwas vorgespielt.
Aber wie sollte sie es über sich bringen, ihn zu verlassen, wenn
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