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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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haben gehört, sie ist den Marshals durchgebrannt, die sie zurückbringen sollten, damit sie hier aussagt.«
    Â»Das stimmt. Niemand weiß, wo sie steckt.« Lee Simon senkte die Stimme. »Ich wette, ihr würdet das auch gern wissen.«
    Â»Wie recht du hast, Lee Simon. Du bist gar nicht so blöd, wie du häßlich bist.«
    Dieses Lob von seinen älteren, zäheren, durchtriebeneren Cousins ließ Lee Simon erstrahlen. »Meine Ma meint, ihr gebt Mrs. Burnwood die Schuld dafür, daß Billy Joe im Knast sitzt. Sie meint, eure Mama ist immer noch nicht drüber weg.«
    Billy Joe hatte sich schließlich von seiner Verletzung erholt und war in eine Rehabilitationsklinik verlegt worden, wo man ihm eine Prothese angepaßt hatte. Er konnte noch gar nicht richtig damit umgehen, als er einen seiner Therapeuten angriff. Mit dem mechanischen Arm als Waffe hatte er dem Mann eine schwere Kopfverletzung zugefügt.

    Diesmal kam sein Fall vor ein Erwachsenengericht: Er wurde verurteilt und saß zur Zeit seine Strafe in der Strafvollzugsanstalt ab. Billy Joes Mißgeschick war direkt auf die Pflichtverteidigerin in Prosper zurückzuführen, die die Familie so hinterhältig getäuscht hatte.
    Â»Wir hätten ihr nie vertrauen dürfen«, erklärte Henry haßerfüllt und verbittert. »Was weiß ein Weib schon vom Anwaltsein?«
    Â»Rein gar nichts«, sekundierte Luther, »sonst wär’ unser kleiner Bruder nicht im Gefängnis.«
    Â»Und er hätte immer noch seinen rechten Arm.«
    Lee Simon leerte sein Glas und rülpste laut, um seine Cousins zu beeindrucken. »Ich mach’ mich lieber wieder auf die Socken, wollte euch das bloß schnell erzählen.«
    Gedankenverloren verabschiedeten ihn die Zwillinge. Luther stand auf und setzte sich seinem Bruder gegenüber auf Lee Simons Platz. Sie starrten einander an, bis Luther nach einer Weile fragte: »Was denkst du, Henry?«
    Â»Was denkst du?«
    Â»Ich hab’ zuerst gefragt.«
    Henry rieb sich übers Kinn wie ein Gelehrter, der ein verzwicktes physikalisches Problem wälzt. »Es wär doch eine Affenschande, wenn jemand – und dann ausgerechnet Gibb und Matt – Mrs. Burnwood erledigt, bevor wir sie fertigmachen.«
    Â»Eine verdammte Affenschande.«
    Â»Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen.«
    Â»Da geht’s um den Familienstolz.«
    Â»Die Ehre.«
    Â»Wir haben Ma geschworen, daß wir Kendall Burnwood alles heimzahlen, was sie Billy Joe angetan hat.«
    Â»Sie hätte sich besser nie mit uns Crooks angelegt!«
    Â»Wenn wir unser Versprechen halten wollen...«

    Â»Dann müssen wir sie vor ihnen finden.« Henry rutschte von der Bank und gab seinem Bruder ein Zeichen, ihm zu folgen. »Sehen wir mal, was Mama davon hält.«
    Mrs. Crook hielt das für eine ausgezeichnete Idee. Sie wußte sogar einen zusätzlichen Anreiz, auf den die Zwillinge noch gar nicht gekommen waren, der ihnen jedoch ein weiteres Motiv lieferte, Kendall Burnwood aufzuspüren.
    Mit einem triumphierenden Glänzen in den Augen stellte Mama den Zwillingen eine Frage: »Was wird der alte Burnwood wohl davon halten, wenn wir dieses Problem für ihn erledigen? Er hat doch jede Menge Geld, oder?«
    Henry begriff als erster, worauf Mama hinauswollte, und zwinkerte seinem Bruder zu. »Ich wette, er würde ordentlich was abdrücken, wenn er nicht mehr antreten müßte vor Gericht.«
    Als die Wahrheit über die Bruderschaft ans Licht gekommen war und die Crooks erfahren hatten, daß direkt neben ihnen eine Bürgerwehr operierte, hatten sie sich zutiefst darüber entrüstet – aber nur, weil niemand sie eingeladen hatte mitzumachen. Sie hielten es für ein großartiges Programm, Prosper rassisch rein und fremdenfrei zu halten, und es wollte ihnen nicht in den Kopf, wie man jemanden dafür bestrafen konnte.
    Natürlich überstieg es ihre Vorstellungskraft, daß Richter Fargo persönlich angeordnet hatte, Billy Joe Crooks Arm abzutrennen, um ihm wie auch Kendall Burnwood eine Lektion in Sachen Respekt zu erteilen. Und ebensowenig ahnten sie, daß sie ebenfalls für eine Strafaktion vorgesehen waren, weil sie es gewagt hatten, eine Burnwood zu bedrohen. Allerdings hatte die Bruderschaft diese Sache aufgrund dringenderer Feldzüge vorübergehend auf Eis gelegt.
    Der Crook-Clan hing dem Irrglauben

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