Die Zeugin
Obszönitäten Luft. »Sie beide werden heute eine Stunde auf der heiÃesten, sonnigsten SchieÃanlage in ganz Tennessee trainieren.
Und Sie werden schieÃen, bis Ihnen die Finger rauchen. Weil Sie gestern abend nicht einmal eine Kuh auf zwei Meter Entfernung getroffen hätten.« Einer der Beamten muÃte dummerweise grinsen. »Sie finden das lustig?« brüllte Pepperdyne. »Sie üben zwei Stunden. Und jetzt aus meinen Augen, bevor ich wirklich wütend werde.«
Hastig preschten sie aus dem Raum und zogen die Tür hinter sich zu. Pepperdyne lieà sich in seinen Schreibtischsessel fallen und raufte sich die Haare. Der Optimismus, den er bei seiner Rückkehr nach Stephensville empfunden hatte, wo man ihm die Beschreibung des Autos vorlegte, war längst verflogen.
Seit er diesen Fall bearbeitete â damals, als sie irrtümlich geglaubt hatten, es mit einem Computerfehler zu tun zu haben â, hatte er keine ruhige Minute mehr gehabt. Wenn der Computerfritze die gemeldeten Daten nicht für unsinnig erklärt hätte, wäre Ruthie Fordham noch am Leben und Mrs. Burnwood nicht zusammen mit John verschwunden. Bis sie ihren Irrtum bemerkt und das Datenpuzzle aufgelöst hatten, war John schon geradewegs auf dem Weg ins Verderben gewesen. Sie hatten noch versucht, ihn über das Autotelefon zu erreichen, doch ohne Erfolg. Es war zu dem Unfall mit dem gefällten Baum gekommen und sein Gedächtnis ausradiert worden.
Herrgott. Wie bizarr.
Der Ausbruch der Burnwoods aus dem Gefängnis von Prosper war die nächste Niederlage. Jetzt muÃte er Mrs. Burnwood und John nicht nur finden, sondern er muÃte sie unbedingt aufspüren, bevor diese Wahnsinnigen sie fanden. Keine leichte Aufgabe. In Denver war sie ein ganzes Jahr lang untergetaucht, ehe sie sie dort aufstöberten.
Sie war nicht so dumm, in ihren Heimatort zurückzukehren, aber irgendwer nahm das offenbar an. Und diese Leute hatten gestern Nacht im Haus ihrer GroÃmutter nach ihr gesucht.
Pepperdyne war das Debakel einerseits peinlich, andererseits machte es ihm angst. Er fürchtete, die beiden Eindringlinge zu kennen â Gibb und Matt Burnwood.
Er sah auf das Foto von Mrs. Burnwood, das man an alle Polizeistationen übermittelt hatte. Dann schaute er auf die Polizeifotos, die ihm vor nicht mal einer Stunde gefaxt worden waren. Beim Anblick von Lottie Lynams blutiger, nackter Leiche drehte sich ihm der Magen um.
Den Blick auf das Foto von Matt Burnwoods Frau gerichtet, murmelte er: »Madam, Sie können nur hoffen, daà ich Sie finde, bevor er und sein Vater es tun.«
Und was, zum Teufel, trieb John eigentlich die ganze Zeit?
35. Kapitel
John beobachtete von der Haustür aus, wie Kendall wegfuhr, dann humpelte er ins Schlafzimmer zurück, wo Kevin auf dem Rücken in seinem Ställchen lag.
»Ãh, paà auf, mir bleibt nicht viel Zeit. Du muÃt also mithelfen, okay? Du bleibst fein hier. Ich bin nicht lange fort... bestimmt nicht! Also entspann dich einfach, bis ich zurückkomme.«
Er zögerte, als könnte ihm das Baby vielleicht widersprechen. Kevin blubberte Bläschen und fuchtelte mit den Fäusten. Nichts deutete darauf hin, daà er was dagegen hatte, allein gelassen zu werden.
»Also gut«, sagte John und wandte sich um.
Er war schon aus dem Haus und halb über den Rasen, als er stehenblieb, weil er glaubte, etwas gehört zu haben. Ein Husten? Ein Wimmern? Eine Reihe grauenvoller Möglichkeiten schoà ihm durch den Kopf. Feuer. Wilde Tiere. Insekten. Kindstod.
»ScheiÃe.«
Mühsam humpelte er zurück. »Also gut, Sportsfreund. Hoffentlich stehst du das durch.« Dann murmelte er vor sich hin: »Hoffentlich stehe ich das durch.«
Er legte das Babytuch um, mit dem Kendall das Kind manchmal vor ihrer Brust trug. Die Krücken lehnte er gegen das Gitter des Ställchens und hob Kevin, auf einem Bein balancierend, heraus.
»Ja, ja, das wird ein Riesenspaë, knurrte er, als Kevin fröhlich gurgelte. Sobald Kevin bequem verstaut war, nahm er die Krükken wieder auf und marschierte erneut los.
»Aber deine Mutter erfährt nichts davon, kapiert? Sie ist
schwer auf Draht, deine Mutter. Sie hat mir meine Waffe wieder weggenommen, deshalb kann ich sie nicht dazu zwingen, daà sie uns hier rausfährt. Ich könnte ja selbst fahren, aber bis ich wieder da wäre, wäre sie bestimmt
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