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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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du?«
    Â»Das kann ich dir um deinetwillen nicht sagen, und wir können auch nicht lange miteinander reden. Wahrscheinlich haben sie das Telefon angezapft.«
    Â»Das würde mich nicht wundern. In Sheridan wimmelt’s von FBI-Agenten, die alle nach dir suchen, Mädel.«
    Das überraschte Kendall nicht. Trotzdem sackte ihr das Herz vollends in die Hose, als sie ihre Ängste so bestätigt hörte.

    Â»Die Bullen waren auch schon ein paarmal in der Kanzlei«, erklärte ihr Ricki Sue. »Und sie haben sich alles zu Gemüte geführt, was irgendwie mit Kendall Deaton zu tun hat.«
    Â»O Gott.«
    Â»Sie haben sogar ein paar Leute im Haus deiner Großmutter postiert.«
    Â»Drinnen?« Kendall wurde beinahe übel. Es wäre ihrer Großmutter zutiefst zuwider gewesen, daß man ihre Privatsphäre derart verletzte. »Das ist doch idiotisch – und völlig überflüssig dazu. Würde doch jedes Kind wissen, daß sie dort zuallererst nach mir suchen, deshalb wage ich mich nicht mal in seine Nähe.«
    Â»Nicht nur das FBI ist der Meinung, du könntest vielleicht trotzdem aufkreuzen. Gestern abend sind zwei Männer eingebrochen, die offensichtlich damit gerechnet haben, dich dort zu finden.«
    Â»Zwei Männer? Was für zwei Männer?«
    Â»Das FBI hatte eine Falle ausgelegt, aber die ist nicht zugeschnappt. Die Einbrecher sind entwischt, bevor jemand sie identifizieren konnte. Sie sind durch einen mörderischen Kugelhagel zu ihrem Auto gerannt, aber wie man hört, wurden sie nicht mal verwundet.«
    Â»Aber wer...«
    Â»Gerate nicht gleich in Panik, Kleine, aber es könnten dein Mann und sein Daddy gewesen sein.«
    Â»Die sitzen doch im Gefängnis«, protestierte Kendall zaghaft.
    Â»Nicht mehr. Sie sind vor drei Tagen entwischt.«
    Kendall legte augenblicklich auf, klammerte sich aber mit beiden Händen an den Hörer wie an eine Rettungsleine. Sie hatte Angst davor, daß sie sich nur umzudrehen brauchte, um Matt und Gibb gegenüberzustehen, die mit einem zynischen Lächeln auf sie warteten.

    Â»Sind Sie fertig, junge Dame?«
    Kendall zuckte zusammen und sah sich hastig um. Ein Mann in Baseballkleidung und Sportschuhen wartete ungeduldig darauf, daß sie das Telefon freigab.
    Â»Tut mir leid.«
    Sie eilte mit gesenktem Kopf davon. An der Tankstelle schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Ein Kunde betankte seinen Wagen. Ein zweiter warf Münzen in den Zigarettenautomaten ein. Zwei Mechaniker standen unter einem Auto auf der Hebebühne und berieten sich mit dem Autobesitzer.
    Niemand schenkte der burschikosen jungen Frau in Jeans und Turnschuhen auch nur die geringste Beachtung; und tatsächlich hatte diese Frau keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den Fahndungsfotos von Kendall Burnwood, der vermißten Pflichtverteidigerin.
    Ãœberall in den Südstaaten würde die Polizei nach dem Wagen Ausschau halten, mit dem sie aus Stephensville verschwunden war. Das Auto stellte eine fahrende Zielscheibe dar, und sie ging bei jeder Fahrt ein enormes Risiko ein. Aber sie hatte unbedingt herausfinden müssen, wie ihre Verfolger vorankamen und wie dicht sie ihr auf den Fersen waren.
    Sie eilte zurück zum Auto. Zumindest die Nummernschilder sollte sie so schnell wie möglich wechseln. Die Hitze im Auto wollte sie versengen, aber Kendall schlotterte, als sie auf den Highway einbog und nach Hause fuhr.
    Nach Hause?
    Ja. Diese Adresse war genauso ihr Zuhause wie Großmutters in Sheridan. Ihr Großvater hatte den Bauernhof einst von einem Onkel geerbt. Er selbst fand kaum mehr die Gelegenheit, sein Erbe vor seinem Tod zu genießen, doch Kendall und ihre Großmutter hatten jeden Sommer dort verbracht.
    Sowie die Schulferien begannen, fuhren sie hinaus aufs Land,
wo sie in die idyllischen Tage hineinfaulenzten. Manchmal gingen sie angeln, manchmal machten sie Obst ein, das sie am Straßenrand gekauft hatten, manchmal taten sie gar nichts, außer sich gegenseitig Gesellschaft zu leisten. Abends lasen sie sich Geschichten vor, wanden auf der Veranda Gänseblümchenkränze oder gingen an ihrer Lieblingsstelle beim Wasserfall picknicken.
    Nie hatten sie dort Gäste empfangen. Niemand hatte ihnen je bei dieser sommerlichen Atempause Gesellschaft geleistet. Ihre Freunde wußten, daß sie jedes Jahr Anfang Juni aus Sheridan verschwanden und erst Anfang September wieder auftauchten, aber

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