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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Konferenzraum wurde selten benutzt und wirkte so fröhlich wie ein Mausoleum. Es herrschte die Temperatur der Vorratskammer einer Fleischerei. Aus Goldrahmen starrten sie finstere Porträts längst vergangener Teilhaber an. Die abweisenden Mienen wirkten überheblich und äußerst mißbilligend.
    Einen kurzen Moment hatte sie gute Lust, den alten Knackern die Zunge rauszustrecken, aber sie hielt sich zurück.
    Den Chefs von Bristol und Mathers war es durchaus zuzutrauen, daß sie ihre Angestellten mit versteckten Kameras überwachten. Schließlich hatten sie auch Kendall erwischt.
    Ricki Sue hätte das nicht mal unter Folter zugegeben, aber sie war nervös. Mehrmals schon hatten FBI-Agenten sie verhört,
öfter als jeden anderen in der Firma. Offensichtlich war ihre Freundschaft mit Mrs. Burnwood bekannt.
    Natürlich hatte sie ihnen nichts erzählt. Und sie würde sich weiterhin dumm stellen, selbst wenn man ihr Bambusspreißel unter die Fingernägel trieb.
    Plötzlich flog die Tür auf, und ein Mann marschierte herein, gefolgt von zwei weiteren Beamten. Alle drei trugen dunkle Anzüge und weiße Hemden, aber es stand außer Frage, wer von ihnen das Sagen hatte. Sein Auftreten war, wie sein Gang, geradeheraus und direkt.
    Â»Miß Robb? Ich bin Sonderbeauftragter Pepperdyne.«
    Er stellte ihr seine Begleiter vor, aber Ricki Sue war von Pepperdynes autoritärer Ausstrahlung so gefesselt, daß sie an seine Adjutanten kaum einen Blick verschwendete. Außerdem kannte sie die beiden bereits, von ihnen war sie letztes Mal verhört worden.
    Offenbar hatte sie es heute mit dem Obermops persönlich zu tun. Pepperdyne. Er war irgendwie süß und verstand es jedenfalls, seinen Auftritt in Szene zu setzen. Sie wünschte, der alte Bristol hätte ihr Zeit gelassen, sich die Frisur zu richten und den Lippenstift nachzuziehen.
    Pepperdyne redete nicht lange um den heißen Brei herum: »Ich habe wenig Zeit, Miß Robb, lassen Sie uns also gleich zum Kern der Sache kommen.«
    Er setzte sich auf die Ecke des Konferenztisches und ließ einen schweren Schnellhefter auf die blankpolierte Platte fallen. Ein paar Dokumente rutschten heraus, aber Ricki Sue brauchte sie nicht zu lesen, um zu wissen, worum es ging.
    Â»Als wir unseren Computer das erste Mal nach Kendall Deatons Vergangenheit abfragten, kam ein ganz schönes Kuddelmuddel heraus. Wir haben eine Weile gebraucht, um uns da durchzuarbeiten. Jetzt wissen wir alles.«

    Â»Ach, wirklich?«
    Â»In der Tat.« Er überflog einige der Dokumente, obwohl er vermutlich ebensogut wußte wie sie, was darin stand. »Veruntreuung von Beweismaterial ist eine ziemlich schwerwiegende Anschuldigung für einen Anwalt.«
    Â»Die Anschuldigung wurde nie bewiesen«, entgegnete Ricki Sue. »Und gilt man in Amerika nicht so lange als unschuldig, wie die Schuld nicht bewiesen ist?«
    Seine Faust donnerte auf den Tisch, und ein erotischer Schauer überlief sie. Sie hätte diesen Burschen gern mal im Bett erlebt, wenn er wirklich aufdrehte.
    Â»Diese Mappe ist zum Bersten voll mit Berichten über Lügen, Vertuschungen und weitergegebene vertrauliche Informationen. Ins Detail brauche ich wohl nicht zu gehen, denn Sie wissen das ohnehin alles, nicht wahr?«
    Â»Wieso wollten Sie mich dann allein sprechen?« Ihre Stimme senkte sich verführerisch. »Oder soll dieses Treffen gar nicht beruflich sein?«
    Die beiden anderen Agenten kicherten, doch Pepperdyne ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Er brachte seine Untergebenen mit einem scharfen Blick zum Schweigen und fixierte dann wieder Ricki Sue.
    Â»Ihnen fehlt offenbar der nötige Ernst, Miß Robb. Während Sie hier Witze reißen und unerhörte Anspielungen äußern, schwebt Mrs. Burnwood in größter Gefahr. Ein Bundesbeamter wird vermißt, und sie ist offenbar die einzige Person auf diesem Planeten, die wissen könnte, wo er steckt. Ich will sie alle beide, und Sie werden mir dabei helfen.«
    Â»Warum sollte ich?« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung zu der Akte hin. »Wenn Sie doch sowieso alles zu wissen glauben – warum sollte ich Ihnen helfen?«
    Â»Weil Sie ausgesagt haben, Mrs. Burnwoods Freundin zu
sein, und weil ich allen Grund zu der Befürchtung habe, daß sie nicht mehr lange leben wird.«
    Sie sprach die beiden anderen Agenten an. »Sie können gerne die

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