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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Baby fing an zu weinen. Dann setzte das Zweijährige ein. Der Krach ließ den Typen nervös werden. Er befahl der Mutter, die beiden zum Schweigen zu bringen.
    Sie versuchte ihr Bestes, aber die Kinder waren müde und hungrig. Sie konnten ja nicht verstehen, in welcher Gefahr sie schwebten, also weinten und heulten sie weiter. Der Typ drohte, sie zu erschießen, wenn sie keine Ruhe gäben. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie wir uns fühlten, als wir das Kindergeheul und das Flehen der Mutter hörten, sie zu verschonen.
    Ich weiß ehrlich nicht, wie John es schaffte, so ruhig zu wirken. Alle anderen fluchten oder liefen auf und ab, nur John blieb ganz cool. Er ging aufs Ganze, versprach dem Wahnsinnigen das Blaue vom Himmel herunter, wenn er die Mutter und ihre beiden Kinder freiließe. Gefaßt und souverän, klang er wie ein Hypnotiseur, dabei war er genauso nervös wie wir anderen. Nie zuvor und nie danach habe ich einen Mann so schwitzen
gesehen. Er hat sich fast die Haare ausgerauft, während er mit dem Kerl verhandelte, wollte um jeden Preis die Kinder retten.«
    Der Sonderbeauftragte verstummte, und Ricki Sue ahnte, daß er nach innen schaute, sich erinnerte. Sie schluckte schwer. »Was geschah dann?«
    Pepperdynes Blick nagelte sie an den gepolsterten Ledersessel. »Der Typ erschoß sie. Kaltblütig und aus nächster Nähe, Miß Robb. Die Mutter. Das Baby. Den kleinen Jungen, Mit drei sauberen Schüssen. Im selben Moment stürmte ein Einsatzkommando das Gebäude und schoß den Kerl in Fetzen, aber da hatte er die junge Frau und ihre Kinder bereits ermordet.
    Die Geschichte setzte uns allen zu, aber keinem machte sie so zu schaffen wie John. Ich mußte zusehen, wie mein Freund und Kollege innerlich zerbrach. Ein paar Monate nach dem Vorfall verließ er das FBI und arbeitete von da an als US-Marshal.
    Bis heute ist er über diese Tragödie nicht hinweggekommen. Er glaubt, daß er versagt und seinetwegen ein junger Mann seine ganze Familie verloren hat. John konnte um nichts in der Welt mehr tun oder sagen, er hat nie beschwörender auf jemanden eingeredet, aber alle seine Anstrengungen waren vergebens. Das Leben dieser drei Menschen vermochte er nicht zu retten, und er wird seither von Schuldgefühlen gemartert.«
    Stille lastete über ihnen. Ricki Sue welkte unter Pepperdynes loderndem Blick dahin. Schließlich fragte sie: »Warum erzählen Sie mir das?«
    Â»Um Ihnen klarzumachen, daß sich Ihre Freundin vielleicht besonders schlau vorkommt, John mitzunehmen – daß sie aber in Wahrheit auf einem Drahtseil tanzt, ohne es zu ahnen. Er ist emotional labil, vor allem, was Babys betrifft.«
    Der FBI-Boß beugte sich vor, bis seine Nase beinahe ihre
berührte. »Begreifen Sie, worauf ich hinaus will, Ricki Sue?« fragte er vertraulich. »Mrs. Burnwood und ihr Baby sind in Gefahr.«
    Ricki Sue war so von der erotischen Ausstrahlung gebannt, die ihr aus Pepperdynes Augen entgegenschlug, daß sie im ersten Moment überhaupt nicht reagierte. Schließlich blinzelte sie und zog den Kopf zurück, aus seinem Bannkreis. »Sie wollen mir schon wieder einen Bären aufbinden. Das klappt nicht.«
    Er wandte sich an die beiden anderen Agenten. »Binde ich ihr einen Bären auf?«
    Sie schüttelten feierlich die Köpfe. Pepperdyne sah sie wieder an. »John hat zwar bei dem Unfall sein Gedächtnis verloren, aber glauben Sie mir, diese Kinderphobie sitzt tief in seinem Unterbewußtsein. Er klinkt aus, wenn er auch nur in die Nähe eines Kindes gerät. Sie hätten ihn sehen sollen, als wir zusammen von Denver nach Dallas flogen. Er flippte aus, sobald er ein Baby schreien hörte.«
    Â»Wie konnten Sie ihm überhaupt eine solche Aufgabe übertragen, wenn er so labil ist, wie Sie behaupten?« fragte sie scharf.
    Â»Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie einen Unfall bauen würden oder daß Deputy Fordham sterben würde. Wenn John durchdreht und irgendwas anstellt, werde ich allein die Verantwortung dafür übernehmen müssen. Ich habe in bestem Glauben gehandelt. Ich dachte, es wäre eine gute Therapie für ihn, Mrs. Burnwood und ihr Baby zu begleiten. Natürlich konnte ich nicht vorhersagen, daß sie etwas so Verrücktes tun würde.
    Ehrlich gesagt«, meinte er mit unschuldig ausgebreiteten Armen, »kann ich nicht mal garantieren, ob John nicht schon

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