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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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schon Polizeistaffeln unterwegs, um sie wieder zu verhaften.
    Heute hatte er keinen Erfolg gehabt, aber er würde es immer wieder probieren, morgen und übermorgen, egal, wie lange es dauerte. Ohne seine Waffe und mit dem kaputten Bein konnte er ihr kaum Rückendeckung bieten, falls Mitglieder der Bruderschaft nach ihr suchten.
    Ihre Aussage wurde gebraucht, um die Burnwoods dingfest zu machen. Außerdem hatte sie ohne den Schutz der Regierung keine Chance gegen die geheime Miliz. Er würde dafür sorgen, daß sie diesen Schutz erhielt, auch wenn er damit ihren Haß heraufbeschwor.
    Schlösser mit Haarnadeln zu knacken hatte sie im College gelernt. Kendall platzte herein und blieb wie angewurzelt stehen, als sie die beiden in der Wanne liegen sah. Sie gaben ein einigermaßen wunderliches Bild ab – er mit einem Gipsbein über dem Badewannenrand und Kevin, der klein und rosa auf seiner Brust zappelte.
    Â»Du kannst dich gleich zu uns gesellen«, bot er scheinheilig an. »Obwohl es vielleicht ein bißchen eng wird. Kannst du bitte das Wasser abdrehen? Ich glaube, es ist inzwischen tief genug.«
    Â»Was tust du da?« Ihre Stimme klang schrill vor Angst, so als hätte sie seine freundliche Begrüßung überhaupt nicht wahrgenommen.
    Er sah sie verwirrt an. »Ich bade.«
    Â»Mit Kevin?«

    Â»Warum nicht? Ich dachte, es würde ihm auch gefallen.«
    Â»Das Haus sah so verlassen aus, als ich heimkam. Ich hatte keine Ahnung, wo ihr seid. Kevin lag nicht in seinem Ställchen. Ich dachte... ich weiß nicht, was ich dachte.«
    Sie ließ sich auf dem Deckel der Badezimmerkommode nieder und konnte die Tränen kaum zurückhalten; ihr Gesicht war bleich und die Lippen völlig blutleer. Sie senkte den Kopf und massierte sich die Schläfen. Irgendwie wirkte sie verstört, und John glaubte nicht, daß das einzig darauf zurückzuführen war, daß sie einen Moment lang Kevin nicht fand...
    Es mußte etwas vorgefallen sein.
    Was? Sie wirkte noch erschütterter als neulich, was mit ihrer Rasur geendet hatte, um sich wenigstens notdürftig zu tarnen. Er mußte wissen, was diesmal los war. Hatte sie neue Informationen? Und wieso wühlten diese sie so auf?
    Sie ließ die Hand in den Schoß sinken und hob den Kopf. »Bitte jag mir nie wieder solche Angst ein, John.«
    Ihr Blick und das Beben in ihrer Stimme gaben ihm das Gefühl, ein astreiner Schweinehund zu sein. »Ich wollte dir keine Angst einjagen.«
    Um nicht völlig zu kapitulieren, rief er sich ins Gedächtnis, daß diese Frau, so erbarmungswürdig sie auch mit ihrer verzweifelten Miene und dem zerwühlten Haar aussah, zweimal gegen Bundesgesetze verstoßen hatte – erstens seine Entführung und zweitens ihre Flucht, um nicht aussagen zu müssen.
    Es war seine Pflicht als Marshal, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um sie unverletzt vor Gericht zu bringen. Gut, seine Vorgehensweise war vielleicht ein bißchen unorthodox, aber nirgendwo im Ausbildungshandbuch stand etwas darüber, wie man sich unter diesen besonderen Umständen zu verhalten hatte. Er schlug sich durch, so gut er konnte.
    Um diesen Auftrag hatte er nie gebeten. Erst hatte ihn Jim,
dann Kendall in die Sache reingeritten. Es war also nicht seine Schuld, wenn er die Regeln während des Spiels ein paarmal ändern mußte. In diesem Fall erforderte es sein Job, sein wiedergefundenes Gedächtnis geheimzuhalten, sich mit dem Baby anzufreunden und mit Kendall zu schlafen.
    Tolle Ansprache, McGrath. Wenn er sich das oft genug vorsagte, würde er es am Ende sogar selber glauben.

36. Kapitel
    Ricki Sue zupfte ungeduldig an einem Stück Haut, das von ihrem Daumen wegstand. Als der alte Bristol persönlich vor ihrem Schreibtisch erschienen war und sie gebeten hatte, ihm zu folgen, hatte sie so getan, als würde der oberste Chef sie jeden zweiten Tag zu sich bitten.
    Ohne auf die neugierigen Blicke der Angestellten und juristischen Assistenten zu reagieren, folgte sie dem vorauswatschelnden Bristol mit durchgedrückten Schultern und hoch erhobenem Kopf über den mit Teppichboden ausgelegten Gang in den Konferenzraum, wo er ihr die massive Holztür aufhielt.
    Â»Bitte warten Sie hier, Miß Robb. Man wird gleich zu Ihnen kommen.«
    Na klar, dachte sie.
    Inzwischen saß sie hier seit über einer halben Stunde, und »man« war immer noch nicht da. Der

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