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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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›guten Bullen‹ spielen.« Dann sah sie wieder Pepperdyne an. »Sie spielen den bösen Bullen, stimmt’s? Wollen mich einschüchtern, um mich zum Reden zu bringen? Auf diesen Mist falle ich bestimmt nicht rein. Halten Sie mich für ein Baby? Ich bin schon weit über zwanzig. Ehrlich gesagt, sogar schon über dreißig, aber das bleibt unter uns.«
    Pepperdyne kniff die Augen zusammen. »Sie halten das hier immer noch für lustig? Glauben Sie mir, ich scherze nicht! Ihre Freundin hat einen US-Marshal entführt. Es ist gut möglich, daß sie John McGrath umgebracht und seine Leiche irgendwo verscharrt hat.«
    Â»Das würde sie nie tun!«
    Â»Sie hat Marshal Fordham schließlich auch mit dem Auto untergehen lassen«, wetterte er.
    Â»Die Frau war schon tot«, fauchte Ricki Sue zurück. »Das stand in der Zeitung. Ich habe genau wie Sie den Bericht des Leichenbeschauers gelesen, also hören Sie auf zu bluffen. Meine Freundin könnte keiner Fliege was zuleide tun. Und schon gar nicht einem Mann mit gebrochenem Bein und einer Amnesie, Herrgott noch mal. Im Gegenteil, ich wette, sie verläßt sich auf seine Loyalität.«
    Â»Dann ist sie in noch größerer Gefahr, als Sie sich vorstellen können.« Pepperdynes Stimme wurde überraschend ruhig, aber klang so bedrohlich, daß sich die Härchen auf Ricki Sues Arm aufstellten. »Denn wenn sich Mrs. Burnwood mit einem Menschen nicht anlegen sollte, dann mit John McGrath.«
    Ricki Sue sah mißtrauisch zu den beiden anderen Agenten hinüber, aber die schwiegen stoisch und respektvoll.
    Â»Vor zwei Jahren«, begann ihr Vorgesetzter, »stürzte in irgendeinem
Scheißloch in New Mexico – ich weiß nicht mal mehr, wie das Nest hieß – eines Morgens ein Mann mit zwei automatischen Gewehren und ein paar hundert Schuß Munition in eine Bank. Er verlangte, mit seiner Ex-Frau zu sprechen, weil er sie überreden wollte, zu ihm zurückzukehren.
    Seine Frau arbeitete in dieser Bank am Schalter, doch sie hatte sich an jenem Tag krank gemeldet, was der Typ allerdings nicht wußte. Als der Wahnsinnige seinen Fehler begriff, wurde er noch wahnsinniger und dachte sich: Scheiß drauf! Jetzt war er schon mal da, bis an die Zähne bewaffnet, also würde er einfach rumballern, bis er alle in seiner Reichweite umgebracht hatte oder bis seine Ex mit dem Versprechen auftauchte, zu ihm zurückzukehren, je nachdem...«
    Ricki Sue setzte eine gelangweilte Miene auf. Sie rutschte in ihrem Sessel herum und seufzte: »Eine wirklich tolle Geschichte, Mr. Pepperdyne, aber...«
    Â»Halten Sie den Mund und hören Sie zu.«
    Â»Also gut, ich höre.« Sie verschränkte die Arme vor den großen Brüsten. »Aber wehe, mir wird die Zeit, die ich nicht an meinem Schreibtisch sitze, auf meine Pause angerechnet! Dann setzt’s was!«
    Ohne auf ihren Einwand einzugehen, fuhr Pepperdyne fort: »Im Laufe des Tages spitzte sich die Situation für die Geiseln in der Bank zu. Die Polizei versuchte, den Amokläufer zur Räson zu bringen, aber der wurde immer gereizter und sein Zeigefinger immer nervöser.
    Nur um zu demonstrieren, daß er es ernst meinte, erschoß er einen Wachmann und warf die Leiche aus einem Fenster im ersten Stock. Da hat man mich gerufen. Ich flog rüber, zusammen mit dem besten Psychologen, den das FBI damals hatte. Dr. John McGrath.«
    Ricki Sue riß die Augen auf.

    Â»Ganz recht, Dr. John McGrath. Er hat promoviert in Psychologie und Kriminologie. Wie dem auch sei, bis wir eintrafen, hatte man bereits Verbindung mit dem Kerl aufgenommen. John fragte den Typen ganz höflich, ob er mit ihm telefonieren würde. Er machte ihm alle Zusagen, die wir in solchen Pattsituationen gewöhnlich geben, und kam so gut voran, daß ich schon glaubte, wir würden Erfolg haben.
    John redete mit ihm über seine Frau. Ob er wohl ernsthaft erwarte, daß er mit einer solchen Aktion ihr Herz gewinnen würde? Ob sie ihn wohl zurückhaben wollte, wenn er noch mehr Leute umbrächte? Und so weiter. Der Typ wurde allmählich unsicher. John bearbeitete ihn immer weiter. Wir begannen uns schon Hoffnungen zu machen, daß wir die Sache zu Ende bringen könnten, ohne einen weiteren Toten.
    Unter den Geiseln war eine Frau mit zwei Kindern, einem Säugling und einem Kleinkind von etwa zwei Jahren. Um es kurz zu machen, das

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