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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Whitakers Predigt mit deinem Fall zu tun?« fragte Matt.
    Â»Das hat er doch aus reiner Berechnung gemacht, seine Herde ausgerechnet vergangenen Sonntag an die Heiligkeit der Ehe zu erinnern.« Ihre Stimme triefte vor Verachtung. »Eine volle Stunde hat er uns in Gewissen geredet, daß Frauen ihren Ehemännern blinden Gehorsam schulden.«
    Â»Es steht in der Bibel, daß die Frau dem Manne untertan sein soll.«
    Â»Steht in der Bibel auch, daß eine Frau einem Mann untertan sein soll, der sie mit einem Lockenstab vergewaltigen will?«
    Â»Kein besonders erfreuliches Gesprächsthema beim Essen, meinst du nicht?«
    Â»Dieses Gesprächsthema ist nie erfreulich, Matt«, entgegnete sie hitzig. »Aber um auf die Predigt vom Sonntag zurückzukommen  – die kann man nur als voreingenommen und sexistisch bezeichnen. Unter seinen Zuhörern saßen zukünftige Geschworene. Wie können sie unbeeinflußt bleiben?«
    Â»Bob hat es nicht gutgeheißen, Frauen zu prügeln, Kendall«, wandte Matt ein. »Es ist kein Geheimnis, daß Charlie Lynam ein cholerischer, mieser Säufer war.«

    Â»Das gab ihr noch lange nicht das Recht, ihn umzubringen, Sohn«, wies Gibb ihn zurecht, bevor er sich an Kendall wandte. »Ich habe Dabney gesagt, daß du Lottie auf ›nicht schuldig‹ plädieren läßt, weil du ihr wahres Wesen nicht kennst.«
    Â»Was soll das heißen, du hast es Dabney gesagt? Hat er mit dir über den Fall gesprochen? Er kann doch nicht ...«
    Gibb hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. »Dabney und ich kennen uns schon ewig, Kendall. Um genau zu sein, ich habe ihn überredet, sich um das Amt zu bewerben, und mich für seine Wahl eingesetzt. Er hat mich nur als Freund gefragt, was ich davon hielte, daß du auf ›nicht schuldig‹ plädierst, und ich habe es ihm erkärt.
    Du kommst nicht von hier. Lottie macht dir was vor. Du kannst nicht wissen, daß sie schon immer eine Nutte war, seit sie zur Frau gereift ist. Durch die Ehe hat sich daran nichts geändert. Sie hat Charlie mit ihrer Hurerei in den Suff getrieben.«
    Kendall war fassungslos. Ankläger Gorn hatte auf grobe Weise gegen den Ehrenkodex des Berufsstandes verstoßen, indem er Gibb nach seiner Meinung über ein schwebendes Verfahren gefragt hatte, aber das schien Gibb gar nicht klar zu sein. Er ereiferte sich viel zu sehr darüber, daß seine Schwiegertochter für das Stadtflittchen Partei ergriff.
    Â»Gibb, Mr. Gorn hätte auf gar keinen Fall mit dir darüber sprechen dürfen. Ganz abgesehen davon wird nicht über Mrs. Lynams Moral verhandelt. Du hörst dich beinahe so an, als hätte sie es verdient, verprügelt und vergewaltigt zu werden.«
    Â»Das ist der zweite Punkt«, hakte er ein. »Ganz egal, was dazu in den Gesetzbüchern steht: Wie kann ein Mann seine eigene Frau vergewaltigen ?«
    Matt mischte sich ein, bevor Kendall auf diese unglaubliche Frage antworten konnte. »Dad, Kendall braucht sich nicht vor
uns zu rechtfertigen. Sie ist erschöpft. Laß uns den Abwasch machen, und dann fahre ich sie nach Hause.«
    Â 
    Noch bevor sie Gibbs Grundstück verlassen hatten, nahm Kendall das Gespräch wieder auf. »Am meisten angst macht mir, daß ein großer Prozentsatz der Leute, die zu Geschworenen ernannt werden, genau wie Gibb die altmodische Auffassung hegen, eine Frau müsse ihrem Mann in jedem Fall gehorchen. Vielleicht werde ich beantragen, daß die Verhandlung an einem anderen Ort geführt wird. In Prosper kann meine Mandantin keinen fairen Prozeß bekommen.«
    Â»Dad gehört einer anderen Generation an, Kendall. Du kannst nicht erwarten, daß er und seine Freunde unsere Ansichten über bestimmte gesellschaftliche und ethische Fragen teilen.«
    Â»Wie Prügel und Vergewaltigung in der Ehe?«
    Â»Mit mir brauchst du dich nicht anzulegen«, wehrte er sich gegen ihren gehässigen Unterton. »Ich habe dir nicht widersprochen.«
    Â»Aber du hast mich auch nicht unterstützt.«
    Â»Ich wollte mich nicht in einen sinnlosen Streit verwickeln lassen.«
    Â»Dieser Streit ist nicht sinnlos. Auch Mrs. Lynam hält ihn ganz bestimmt nicht für sinnlos.«
    Â»Ich gehöre nicht zur Jury«, antwortete Matt ruhig. »Du brauchst deine Position nicht vor mir zu vertreten. Und du hättest nicht mit Dad darüber sprechen sollen.«
    Â»Er

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