Die Zeugin
daheim.«
»Du hast mit Gibb darüber gesprochen, was dir an mir nicht paÃt, bevor du mir auch nur eine Andeutung machtest?«
»Deswegen brauchst du nicht gleich sauer zu werden. Ich habe nicht behauptet, daà es deine Schuld ist. Ich habe ihm erklärt, daà ich offenbar irgendwelche Fehler begehe, sonst wärst du nicht so abweisend.«
»Matt, das ist unfair!« brauste sie auf. »Als ich dich vorgestern abend anrief, um dir zu sagen, daà ich länger arbeiten würde, hast du gemeint, das wäre kein Problem, weil du auch zu tun hättest. Als du heimkamst, war ich längst zu Hause und im Bett.«
»Werd nicht wütend.«
»Warum sollte ich nicht wütend werden? Du verdrehst die Tatsachen. Wenn ich später heimkomme, dann deshalb, weil ich Ãberstunden mache. Du kommst spät heim, weil du mit deinen Freunden und Gibb herumziehst.«
»Du bist neidisch.«
»Das ist kein Neid.«
»Es klingt aber so.«
»Dann bist du neidisch auf meine Arbeit.«
»Das bin ich. Ich gebe es zu. Weil du so verdammt besessen bist von deinem Beruf.«
»Ich bin erfüllt von meinem Beruf. Wenn ich ein Mann wäre, würde man mich für einen echten Siegertyp halten.«
»Du bist aber kein Mann, sondern eine Frau. Und wegen deines Berufs bist du deinen Aufgaben als meine Gattin nicht mehr gewachsen.« Er zog sie an sich, strich ihr übers Haar und meinte besänftigend: »Meine SüÃe, ich streite so ungern.«
»Ich auch, Matt, aber manchmal muà es sein. Als du mich geheiratet hast, wuÃtest du genau, daà ich ehrgeizig bin. Ich liebe meinen Beruf. Ich will Gerechtigkeit für ...«
»Das weià ich doch alles«, fiel er ihr ins Wort. »Ich bin ja auch stolz auf dich, aber muÃt du dich so in deine Arbeit reinsteigern? Willst du dir deshalb alles andere versagen? Du solltest deine Zeit und Kraft auch anderen Bereichen deines Lebens widmen. Vor allem mir. Und ich fände es schön, wenn du dich mehr für die Gemeinde interessieren und dich mehr unter die Frauen unserer Kreise mischen würdest. WeiÃt du, es spricht viel dafür, zur Gruppe zu gehören, statt immer abseits zu stehen.«
Er drückte seine Lippen auf ihre Schläfe. »Dad meint, wir bräuchten ein Baby. Mit einem Kind wäre dein Leben viel ausgeglichener. Ich finde, er hat recht. Komm, wir machen ein Baby, Kendall. Noch heute nacht.«
In dieser Stimmung wollte Kendall ihm nicht erzählen, daà ein solches bereits unterwegs war. Sie liebten sich noch mal, aber seine befremdlichen Bemerkungen hatten ihr die Lust geraubt. Er war zu sehr damit beschäftigt, sie zu schwängern, als daà ihm ihre Leidenschaftslosigkeit aufgefallen wäre.
18. Kapitel
»Was tust du da?«
»Ich fahre mit dir in die Stadt.« Er saà auf dem Beifahrersitz; die Krücken hatte er vor dem Rücksitz auf dem Boden verstaut.
»Nein, das wirst du nicht.«
»Werde ich doch.«
Sie muÃte sich zusammenreiÃen, um keinen Streit vom Zaun zu brechen, der ihn nur noch miÃtrauischer gestimmt hätte. »Glaub mir, es ist kein so toller Ort.«
»Ich würde mich gern selbst davon überzeugen, denn ich glaube dir kein Wort.«
Verdammt! Warum wollte er sie ausgerechnet heute begleiten? Heute! Hatte der Alptraum von gestern nachmittag ein paar Erinnerungsfetzen aufgewirbelt? Er hatte im Schlaf Namen gerufen, die ihr das Blut in den Adern gefrieren lieÃen. Denn wenn er sich an die Menschen erinnerte, die zu diesen Namen gehörten, würde er sich bald an alles erinnern. Und dann helfe ihr Gott.
Deshalb hatte sie beschlossen, heute in den Ort zu fahren und nicht mehr zurückzukommen.
»Es ist so furchtbar heië, versuchte sie ihn umzustimmen. »Du wirst dich nur überanstrengen. Warum bleibst du nicht hier und ruhst dich noch einen Tag aus? Wenn du dann immer noch in den Ort möchtest, kann ich dich ja morgen mitnehmen.«
»Es rührt mich, daà dich mein Wohlbefinden so beunruhigt, aber...« Er schüttelte den Kopf. »Du müÃtest mich schon aus dem Auto zerren. Und selbst mit einem gebrochenen Bein bin ich stärker als du. Ich fahre mit â basta!«
Irgendwann hatte sie eine solche Meuterei kommen sehen. Er
war jeden Tag kräftiger geworden, und ganz allmählich wendete sich das Blatt gegen sie. Je beweglicher er wurde, desto wahrscheinlicher würde
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