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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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baldmöglichst wieder sortiert werden.« Dann ergänzte sie: »Ich möchte Sie bitten, diese Sache für sich zu behalten. Bitte sprechen Sie mit niemandem darüber. Nicht einmal mit meinem Mann.«

    Â 
    Gegen Mittag konnte sich Kendall wieder in ihrem Büro bewegen, ohne daß Glas unter ihren Füßen knirschte oder sie über ein Gesetzbuch stolperte. Ihre Sekretärin hatte die Akten notdürftig in Ordnung gebracht, Roscoe ersatzweise einen alten Drehstuhl aufgetrieben, bis sie einen neuen bekam.
    Sie hätte gute Lust gehabt, Henry und Luther Crook eigenhändig zu erschießen, falls sie ihr über den Weg laufen sollten, und zwar nicht nur, weil sie ihr Büro zerlegt hatten, sondern weil dieser wunderbare Tag glanzlos geworden war. Nun mußte sie sich mit den Folgen ihrer Zerstörungswut herumärgern, statt sich in dem geheimen Wissen ihrer Schwangerschaft zu sonnen und sich auszumalen, wie sie Matt die Neuigkeit am effektvollsten beibrachte.
    Natürlich erregte das Chaos in ihrem Büro einiges Aufsehen. Als man sie nach dem Grund fragte, log sie. Sie log sogar Ankläger Gorn an, der hereinschlenderte, als sie eben nach Hause fahren wollte.
    Er deutete auf den Handwerker, der gerade eine neue Scheibe in ihre Tür einsetzte. »Was ist denn hier passiert?«
    Â»Ich wollte ein bißchen umräumen.« Ohne ihm eine Gelegenheit zum Nachhaken zu geben, fragte sie: »Was führt Sie zu dieser Tageszeit her, Dabney? Ist im Café der Eistee ausgegangen?«
    Â»Sie haben ein ziemliches freches Mundwerk, Frau Anwältin. Es wundert mich, daß Gibb und Matt Ihnen noch keine besseren Manieren beigebracht haben.«
    Â»Matt ist mein Mann, nicht mein Vormund. Und Gibb hat mir überhaupt nichts zu sagen. Außerdem würde ich ohne mein freches Mundwerk nicht so gut als Stachel in Ihrem Fleische funktionieren. Und diese Rolle genieße ich von Tag zu Tag mehr.«
    Sie streckte die Hand nach der Akte aus, die er mitgebracht
hatte und in der sie den Grund für seinen unangemeldeten Besuch vermutete. »Haben Sie was für mich?«
    Â»Unsere Ermittlungsergebnisse im Fall Lynam. Das hier ist alles, was wir zu verwenden gedenken. Sie sollen meiner Abteilung nicht vorwerfen können, wir würden Beweise zurückhalten und Sie im Gerichtssaal damit überfahren. Das haben wir nicht nötig, die Angelegenheit ist sonnenklar.«
    Er schob die Daumen unter die breiten roten Hosenträger. »Wir sind bereit für den Prozeß. Ich könnte es mit der linken Hand zu einer Verurteilung bringen.«
    Â»Ich nehme Ihnen nicht ab, daß Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, Dabney.« Sie stand auf, nahm ihre Handtasche und den Aktenkoffer und ging zur Tür. »Sie würden sich dann nicht bemüßigt fühlen, mich ständig daran zu erinnern. Vielen Dank für die Unterlagen. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Ich wollte gerade Feierabend machen, als Sie kamen. Vielleicht lassen Sie sich nächstes Mal lieber einen Termin geben, wenn Sie mich aufsuchen wollen.«
    Â 
    Gibb hatte sie im Lauf des Tages angerufen und das junge Paar zum Abendessen eingeladen. Sie konnte es kaum erwarten, Matt von dem Baby zu erzählen, aber nach dem aufreibenden Tag war ihr nicht nach Kochen oder Ausgehen zumute, deshalb hatte sie ihrem Schwiegervater zugesagt.
    Es war ein zwangloses Beisammensein. Sie aßen in seinem Wohnzimmer vom Tablett, direkt unter den bedrohlichen Augen seiner Jagdtrophäen. Erst beim Dessert sprach er sie auf Lottie Lynams bevorstehenden Prozeß an.
    So, wie es seine Art war, nahm Gibb kein Blatt vor den Mund: »Wie konntest du nur auf ›nicht schuldig‹ plädieren?«
    Â»Ãœber die Einzelheiten meines Falles darf ich nicht mit dir sprechen, Gibb. Das weißt du doch.«

    Â»Ich verstehe ja, daß dich die juristische Schweigepflicht bindet. Aber hier sind wir doch unter uns.« Er lächelte. »Außerdem spreche ich nicht über Einzelheiten. Mir geht es ums Prinzip.«
    Â»Wie jene Prinzipien, über die sich der Bruder Whitaker vergangenen Sonntag ausgelassen hat?«
    Der Pfarrer hatte seiner Gemeinde gehörig die Köpfe gewaschen. Kendall war vor Zorn über die Predigt nahezu geplatzt und beschloß, das auch zu sagen, obwohl sie wußte, daß jede Kritik an dem Pastor, von dem Matt und Gibb soviel hielten, auf beide wie ein rotes Tuch wirkte.
    Â»Was hat Bruder

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