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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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besessen zu haben schien, über die Jäger und Ludwig mehr als einmal ins Staunen geraten waren. Wie leicht hatte die Königin die beiden Schwangerschaften ertragen! Kein Klagen und kein Jammern war je über ihre Lippen gekommen, nicht einmal bei der Geburt der kleinen Marie, die weiß Gott nicht als leicht zu bezeichnen gewesen war! Es konnte nur eine Frage weniger Tage sein, bis Katharina wieder ihre Kraft zurückgewann, um der Krankheit die Stirn zu zeigen! Die beiden Arzte schwankten zwischen verhaltenem Optimismus und Ratlosigkeit. Welche Auswirkungen mochte Katharinas Krankheit auf das heranwachsende Kind in ihrem Leib haben? War diese fünfte Schwangerschaft womöglich der Grund für ihre anhaltende Schwäche? Ihr leerer Blick, ihre völlige Teilnahmslosigkeit, waren ebenfalls fremd an ihr. Lediglich das Wissen um die beiden kranken Töchter brachte sie dazu, sich bei Fräulein von Baur oder einem der Ärzte nach ihnen zu erkundigen. Alle beeilten sich natürlich, sie zu beruhigen: Die Kinder seien zwar kränklich und etwas angeschlagen, doch keinesfalls ernsthaft erkrankt, die Königin brauche sich keinerlei Gedanken zu machen. Seltsamerweise erkundigte sie sich jedoch kein einziges Mal nach ihrem Gatten, der schließlich ebenfalls daniederlag.
    Welche Köstlichkeiten Johann und seine Köche für die Königin auch anrichteten – fast alles kam unangetastet wieder zurück. Jedesmal, wenn Martini mit einem Tablett in der Hand in der Tür zur Hauptküche erschien, hielt die versammelte Küchenmannschaft unwillkürlich den Atem an. Und jedesmal wurden ihre Hoffnungen durch einKopfschütteln von Martini enttäuscht. Nein, wieder hatte die Königin keinen Bissen angerührt.
    Zu der Sorge um ihre Gesundheit kamen unzählige Gerüchte um den Ursprung ihrer Krankheit. Sie solle ohne Mantel und ohne passendes Schuhwerk hinaus in den Regen gegangen und erst Stunden später völlig durchnäßt zurückgekommen sein. Tränen seien ihr dabei übers Gesicht gelaufen, und am ganzen Körper soll sie gezittert haben. Jeder fragte sich, was um alles in der Welt Katharina bei diesem Wetter draußen gemacht hatte? Ein geheimes Treffen? Und mit wem?
    Nicht einmal Niçoise konnte sich darauf einen Reim machen. Zuerst war sie ziemlich verschnupft darüber gewesen, von der Königin über ihren Ausflug nicht ins Vertrauen gezogen worden zu sein. Nachdem jedoch die schlimme Erkältung aufgekommen war, überwog die Sorge um Katharina. Auf das Drängen der anderen Bediensteten hin sprach Niçoise endlich Fräulein von Baur auf die seltsamen Umstände von Katharinas Ausflug an – und wurde von ihr barsch zurechtgewiesen. Sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, und das sei auch dringend allen anderen Klatschbasen im Schloß angeraten! Katharina habe lediglich einen Spaziergang unternommen und dabei ihren Mantel vergessen. Dabei habe sie sich erkältet. Nichts, aber auch gar nichts anderes stecke hinter ihrer Krankheit, und würde Fräulein von Baur auch nur einen erwischen, der hinter vorgehaltener Hand über andere Ursachen spekuliere, bekäme dieser es mit ihr zu tun!
    Â»Das habe ich jetzt davon«, schniefte Niçoise unter Tränen, »als Klatschbase bin ich verschrien, und das wahrscheinlich für immer und ewig.«
    Eleonore stellte einen Becher mit heißer Milch vor sie hin und tätschelte beruhigend ihre Schulter. Dann setzte sie sich Niçoise gegenüber. Geräuschvoll trank Niçoise einenSchluck von der heißen Flüssigkeit. Ludovika, Sophie und Frau Glöckner, die um Neuigkeiten über Katharinas Zustand willen sogar aus ihrer Porzellankammer gekommen war, standen im Türrahmen.
    Â»Und sonst? Hat die Baur nichts von einem Brief gesagt?« wollte Ludovika wissen.
    Niçoise schüttelte nur den Kopf. Seit Tagen kursierten Gerüchte über einen Brief, der die Königin veranlaßt haben sollte, schutzlos in den strömenden Regen hinauszulaufen. Zwar waren auf dem Bett der Königin und überall auf dem Boden Briefe verstreut gewesen, als Niçoise am Neujahrstag immer wieder einmal bei Katharina hereingeschaut hatte. Mehr hatte sie jedoch nicht gesehen. Als sie am darauffolgenden Tag erneut das Schlafgemach der Königin betreten hatte, war kein einziges Blatt Papier mehr zu sehen gewesen. Das silberne Tablett, auf dem Katharinas Post

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