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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dies auch nie zugeben würde. Auch ich vermisse die Heimat schon jetzt und bin noch nicht einmal in unserem neuen Zuhause angekommen! Aber das liegt wohl daran, daß ich das Liebste, was ich habe, daheim lassen mußte …
    Es heißt, daß wir noch ungefähr vier Wochen brauchen, bis wir in Ismail ankommen. Das wird der erste russische Hafen sein, den wir anlaufen. Danach kann ich wahrscheinlich kein Schiff mehr sehen! Obwohl ich sagen muß, daß die Fahrt bisher recht ordentlich war. Den Erzählungen von Auswanderern aus anderen Kolonnen nach, die wir in Vidin und zuvor auch in Ordova getroffen haben, hatten wir sogar großes Glück mit dem Wetter. Ein Schiff mit fast dreihundert Menschen an Bord wurde bei einem Sturm vor der türkischen Küste so schwer beschädigt, daß es nur noch dem Herrgott zu verdanken war, daß es ans Land gespült und niemand dabei verletzt wurde. Gestern haben wir das »Eiserne Tor« hinter uns gebracht …

15
    â€¦Â wir das »Eiserne Tor« hinter uns gebracht. So nennen sie die gefährlichste Stelle der ganzen Donau, und ich muß sagen, man hätte keinen trefflicheren Namen wählen können! Die Felsen stehen wie Berge im Flußbett in die Höhe, es ist, als ob man durch eine steinerne Hölle fährt. Die Schiffer, die Gott sei Dank ihr Handwerk verstehen, hatten alle Hände voll zu tun, das Schiff zwischen den Felsen heil hindurchzukriegen. Trotzdem hörte man es unten immer wieder gefährlich knarren und ächzen. Selbst den rauhesten Burschen unter den Passagieren schien es dabei mulmig geworden zu sein, jedenfalls war auf dem ganzen Boot kein Geschrei mehr zu hören, auch kein Gelächter oder lautes Singen. Selbst die Kleinsten hatten aufgehört zu wimmern und zu weinen. Alle waren ganz still und beteten zu ihrem Herrgott, auf daß er uns sicher aus der Hölle herausführt. Und nach einer Stunde war es geschafft: Das Wasser wurde urplötzlich wieder ruhig wie ein stiller Tümpel. Der befreite Juchzer, den unsere Schiffer ausstießen, zeigte mir, daß auch sie erleichtert waren, der Gefahr entronnen zu sein. Es war, als atme das ganze Schiff auf. Die Pregianzer begannen, eines ihrer lustigen Gebetslieder zu singen, die Proviantsäcke wurden ausgepackt – Angst macht Hunger, hast du das gewußt? –, und erleichtert griffen die Menschen zu. Weinflaschen kreisten, und nach kurzer Zeit hatte man das Gefühl, auf einem fröhlichen Ausflug zu sein. Doch es dauerte nicht lange, und die Langeweile des Reisealltags hatte uns alle wieder ergriffen. Tagelang …
    Â»Eleonore! Um alles in der Welt, wo steckst du denn?«
    Aufgeschreckt schaute Eleonore hoch. »Was ist denn? Ist’s schon Mittagszeit?« Sie ließ den Brief sinken und beugte sich nach vorne, um einen Blick zu der großen Uhr zu werfen, die über dem Schloßportal angebracht war. Gerade bewegten sich die Zeiger schläfrig einen Schritt weiter in Richtung elf Uhr.
    Wie so oft in diesem heißen Sommer hatte sie sich in ihrer freien Zeit im Obstgarten ein schattiges Plätzchen unter einem der Bäume gesucht. Hier, etwas abseits von den wie Backsteine aufgeheizten Schloßmauern, wehte immer ein leichtes Lüftchen, das die dampfende, feuchte Hitze ein wenig erträglicher machte. Da bei den hohen Temperaturen niemand etwas Warmes zu Mittag essen wollte, geschweige denn Gelüste auf heiße Süßspeisen hatte, waren Lilis und Eleonores Fähigkeiten weniger gefragt, was beiden zusätzliche freie Zeit bescherte. Dafür mußten Matthias’ Kochkünste um so mehr herhalten: Zusammen mit Sophie richtete er den ganzen Tag unermüdlich kalte Platten an. Dabei war eine kunstvoller als die nächste, um wenigstens so die trägen Gaumen der Schloßbewohner zu einem kleinen Happen zu verführen. Lilis Auftritt war für Eleonore unverständlich. Sie verzog unwillig ihren Mund.
    Â»Wir müssen schon jetzt mit der Arbeit beginnen. Also, es ist doch zum Haareraufen!« Lilis Gesicht war von der Hitze so rot angelaufen, daß ihre Sommersprossen darin völlig verschwanden. Ihre Haare kräuselten sich noch mehr als sonst, und was nach einem halben Tag in der Küche von ihren Zöpfen noch übrig gewesen war, hatte sich nun, nach ihrem Spurt durch den Schloßhof, völlig aufgelöst.
    Â»Warum denn um Himmels willen? Es ist doch noch nicht einmal elf

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