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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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würde, dich zum Weib zu nehmen. Geh und such dir einen aus, der sein Herz nicht daheim gelassen hat.« Um seinen Worten ein wenig die Schärfe zu nehmen, strich er ihr beim Aufstehen über die Wange.
    Blitzschnell wie eine Schlange packte sie ihn am Handgelenk. »Halt! Warte! Du kannst noch nicht gehen. Nicht, solange du nicht den Rest meines Vorschlags gehört hast.«
    Unwillig wollte er zu einer Entgegnung ansetzen, als sie ihm erneut über den Mund fuhr. »Daß du ein Mädchen daheim hast, habe ich nicht gewußt, das geb’ ich zu. Es macht die Sache sicher nicht einfacher für uns beide, dennoch bist du der Richtige für mich.« Ohne seinen rechten Arm loszulassen, zog sie mit ihrer freien Hand eine lederne Geldkatze aus ihrem Rock. »Hier. Das ist der zweite Teil meiner Abmachung.« Mit schnellen Fingern nestelte sie den Knoten des Lederbändels auf und schüttete mehr als zwei Handvoll Goldmünzen auf den Boden zwischen ihnen.
    Â»Was ist das für Geld? Was soll das?«
    Â»Ein Teil davon könnte dir gehören.« Ihre Stimme war wie dickflüssiger Honig. »Das ist das Gold, das Peter für den Aufbau einer neuen Gemeinde beiseite gelegt hatte. Nur: kein Peter, keine Gemeinde! So einfach ist das. Martin Niederecker bemüht sich zwar, so gut es geht, in Peters Fußstapfen zu treten, doch fehlt es ihm an Stärke und an der Kraft, Dinge in der Zukunft zu sehen und diese dann auch wahr zu machen. Trotzdem habe ich vor, ihm einen Teil des Goldes zu übergeben. Ungefähr so viel.« Sie hielt ein kleines Häufchen Münzen in die Höhe. »Damit können sie sich eine Kirche bauen und selig werden. Die anderen Pregianzer wissen nicht genau, wieviel Gold Peter in die neue Heimat mitgebracht hat. Es gibt nichts Schriftliches. Vertrauen warselbstverständlich. Und keiner käme auf den Gedanken, daß die Witwe, die ihren Gatten so aufopfernd gepflegt hat, einen Teil des Geldes wegschwindelt. Du würdest also eine gute Partie heiraten.« Nun ließ sie ihre weiblichen Reize auf gewohnte Art spielen, brachte ihre Brüste aufreizend in Leonards Augenhöhe. Ihre Lippen öffneten sich ein wenig, und ihre Zähne glänzten perlmuttfarben.
    Leonard schluckte erneut. In seinem Kopf begannen sich aberwitzige Gedanken zu formen. Ängstlich und mit der Hilflosigkeit eines Ertrinkenden versuchte er, sie zu unterdrücken, ihrer Herr zu werden, sie auf keinen Fall laut werden zu lassen.
    Doch dann übernahm Barbara diese Aufgabe. »So denk doch: Damit wärst du deinen Bruder, diesen Jammerlappen, ein für allemal los. Glaub nicht, daß ich nicht gemerkt habe, daß ihr beide wie Feuer und Wasser seid. Wir könnten einen guten Anfang machen in unserer neuen Heimat. Reich würden wir werden und wohlhabend. Du mit deinem Geschick, deiner Stärke und Schläue – und ich mit dem Geld. Ich würde dich unterstützen, wo es nur geht, doch hättest du in allem das Sagen – wie es sich für einen Mann gehört.« Unaufhörlich strich sie wie eine Katze mit sanften, einlullenden Bewegungen über seinen Rücken. Helle Lichtblitze gingen von dem wie achtlos dahingeworfenen Gold aus und zwangen Leonard, immer wieder hinzusehen.
    Â»Und du hast natürlich auch schon genaue Pläne, wofür wir das Gold verwenden sollten.« Obwohl er sich bemühte, seine Stimme ironisch klingen zu lassen, hörte sie sich in seinen Ohren lediglich blechern an.
    Barbaras Lachen klang nun schon unbeschwerter. »Die hab’ ich. Und deshalb hab’ ich auch ganz speziell dich als Gatten auserkoren. Denn nur einer, der so schlau ist wie du, kann mir dabei helfen, den größten Krämerladen der gesamten württembergischen Kolonie zu eröffnen.« Ihre Augenweiteten sich und glänzten nun mit dem Gold um die Wette. »Alles, was die Bauern zum Leben und Arbeiten brauchen, werden sie bei uns kaufen. Angefangen von der Kleidung bis hin zu Werkzeugen, Dingen fürs Haus und Saatgut. Vielleicht richten wir sogar eine Ecke mit Musikinstrumenten ein – die Pregianzer sind ein lustiges Völkchen, das gerne singt und musiziert. Auch ganze Stoffballen soll es bei uns geben, und Nähzeug dazu. Und Schuhe! Und Stiefel! Alles eben. Alles!« Wieder lachte sie. »Und du wirst es verkaufen. Ich seh’ sie schon vor mir, wie sie anstehen, um bei Leonard, dem sie ja so sehr vertrauen, einen

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