Die Zufalle des Herzens
Jahren, in denen sie Zeitarbeitskräfte geführt hatte, hatte sie nie … Aber das war nicht ihre Angelegenheit. Dana ging den Flur entlang und tickte mit den Fingernägeln zögernd an die Bürotür.
»Was denn.«
Dana schob die Tür auf. Zu seinem Computerbildschirm vorgebeugt, saß Dr. Sakimoto hinter seinem Schreibtisch. »Ach herrje«, murmelte er, während er aufstand, um sie zu begrüßen. »Das tut mir schrecklich leid, Dana. Ich habe da vorn ein Monster von Sprechstundenhilfe und versuche nun, die gesamte Abrechnung selbst zu machen. Bitte entschuldigen Sie das Chaos. Jetzt kümmern wir uns erst mal um diesen Zahn, ja?«
»Meinen Sie, wir könnten uns vorher einen Moment unterhalten?«
»Natürlich.« Er wies auf den Polsterstuhl, auf dem sie von Morgans Erbrechen erfahren hatte.
»Ach, wir brauchen uns nicht zu setzen«, sagte sie rasch. »Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind.«
»Sie, Mrs Stellgarten, müssen die rücksichtsvollste meiner Patienten sein«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.«
Dana schob sich den Riemen ihrer Tasche wieder auf die Schulter und hielt sich an ihr fest, die Finger in das weiche Leder gebohrt, während sie ihre »gegenwärtige, vorübergehende Situation« beschrieb.
»Bitte entschuldigen Sie sich nicht«, sagte er, fast noch ehe sie fertig war. »Selbstverständlich stelle ich einen Teilzahlungsplan auf. Und glauben Sie mir, Sie sind da nicht die Erste. Fragen Sie meinen Buchhalter – er ist kurz davor, mich umzubringen.« Er führte sie in den Behandlungsraum neben seinem Büro. Im Nachbarzimmer hörte sie Marie, die Zahnhygienikerin, beruhigend auf einen Patienten einreden: »Zahnseide ist wichtig, wissen Sie …«
»Ihre Sprechstundenhilfe Kendra muss ja einen besonders schlimmen Magen-Darm-Virus erwischt haben«, sagte Dana, als sie sich in den riesigen Behandlungsstuhl mit dem PVC -Bezug gleiten ließ.
Dr. Sakimoto schmunzelte. »Genau genommen hat etwas Wunderbares sie erwischt.«
»Sie ist schwanger? Aber sie ist doch noch so jung – ich wusste nicht mal, dass sie verheiratet ist!«
Schweigend zog er die Augenbrauen hoch, während er sich die Latexhandschuhe überstreifte.
»Oje«, murmelte Dana. »Ist sie … Kommt sie damit klar?«
»Sie wird ein paar Dinge zu regeln haben, aber sie ist sehr glücklich und erzählt aller Welt davon.« Er klemmte das Lätzchen um ihren Hals fest und strich ihr eine einzelne Locke hinters Ohr.
»Aber warum ist sie nicht hier?«, fragte Dana.
Leicht ungehalten stöhnte er auf. »Sie erträgt die Gerüche nicht! Deshalb hat sie gekotzt, nicht wegen des Infekts. Jetzt ist sie krankgeschrieben, bis die Übelkeit nachlässt.« Behutsam hob er ihre Oberlippe hoch, um das Provisorium auf ihrem Zahn zu untersuchen, bevor er sich zu seinen Instrumenten umdrehte.
»Ich will mich ja nicht einmischen …«, wagte Dana sich vor.
»Nur zu.«
»Diese Aushilfskraft da vorne ist sehr unprofessionell. Ich glaube, so jemand ist mir noch nie untergekommen.«
»Sie ist eine absolute Katastrophe – ganz ehrlich, sie bringt mich noch um. Sie haben Aushilfskräfte angestellt?«
»In letzter Zeit nicht, aber vor Jahren, als ich das Büro einer Anwaltskanzlei geleitet habe, habe ich manchmal Zeitarbeitskräfte eingesetzt. Wenn man mir eine wie die geschickt hätte, hätte ich jemand anderes angefordert. Bestimmt können Sie den Verantwortlichen der Agentur um jemand … Fähigeren bitten.«
In der Hand eine Tube Betäubungsgel, hörte Dr. Sakimoto ihr zu, und seine braunen Augen blinzelten langsam, während er das aufnahm. »Moment mal«, sagte er. »Wie wär’s denn mit Ihnen?«
Dana rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Mir steht es überhaupt nicht zu, mit ihrem Vorgesetzten zu sprechen …«
»Nein!« Mit einer Handbewegung unterbrach er sie lachend. »Ich meine, Sie als Aushilfskraft! Sie verfügen offensichtlich über die nötigen Fähigkeiten, und Sie stecken in einem finanziellen Engpass. Außerdem würden Sie mir wirklich aus der Klemme helfen. Noch ein einziger Tag mit der Eisernen Betty da draußen, und ich lande in den Elfuhrnachrichten.«
»Oh, ich weiß nicht …« Dana schüttelte den Kopf. Wie sollte das gehen? Das war ein Vollzeitjob. Wer wäre nachmittags zu Hause für die Kinder da? In dem Zustand, in dem Morgan sich gerade befand, brauchte sie mehr denn je erwachsene Aufsicht.
»Denken Sie darüber nach«, bat er sie eindringlich. »Das würde unser beider
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