Die Zuflucht der Drachen - Roman
sollte. Ich habe zu sehr das Gefühl, als würde ich mir damit nur eingestehen, ein Weichei zu sein. Als ob das irgendjemanden interessieren würde! Doch manchmal schleiche ich mich bei Nacht nach Fabelheim und besuche sie.«
»Wie schaffst du es, dich unbemerkt nach Fabelheim zu schleichen?«
»Genauso wie ich mich nach Wyrmroost schleiche. Ich mag als Drache nicht mal eine halbe Portion sein, aber ich kenne ein paar Tricks. Einer dieser Tricks ist, von einem Feenschrein zum anderen zu reisen. Ich kann überall hin, wo die Feenkönigin einen Schrein hat.«
Kendra war beinahe zu aufgeregt, um ihre nächste Frage zu stellen. »Könntest du mich nach Hause bringen?« Wenn sie nur irgendwie nach Fabelheim käme, könnte sie mit Verstärkung zurückkehren.
»Tut mir leid, Kendra. Ich glaube nicht, dass ich einen Passagier transportieren könnte. Vielleicht eines Tages, wenn ich viel Übung und Erfahrung gesammelt habe. Und selbst wenn ich es könnte – bei meinem letzten Versuch, Fabelheim zu besuchen, war der Weg versperrt.«
Kendra runzelte die Stirn. Der Schrein in Fabelheim war zerstört worden, was erklären würde, warum Raxtus nicht in der Lage war, sich seiner zu bedienen. Sie hätte daran denken sollen, bevor sie ihn fragte. Aber es gab noch andere Möglichkeiten, wie ihr der Drache behilflich sein konnte. »Könntest du mich zum Schrein der Feenkönigin hier in Wyrmroost bringen?«
»Sicher. Es ist nicht einmal weit. Erst recht nicht, wenn man fliegt.«
Kendra warf einen Blick auf den Rucksack. »Du sagst, du hättest heilende Kräfte. Mein Freund ist verletzt.«
»Warren? Ein Peryton hat ihn aufgespießt, nicht wahr? Ich weiß nicht, was es mit diesen Geweihen auf sich hat. Sie müssen leicht giftig sein. Sie reißen hässliche Wunden. Na ja, ich könnte es versuchen. Ich meine, mit Pflanzen bin ich besser. Aber warum nicht? Kann nicht schaden, mir die Sache mal anzusehen. Kann er hier raufkommen? Ich bin zwar nicht der größte Drache, aber ich bezweifle, dass ich durch die Öffnung eines Rucksacks passe.«
»Ich bin gleich zurück«, sagte Kendra. »Du gehst nicht fort, ja?«
»Ich bin ein Feigling, aber nicht unhöflich! Oh, hast du gemeint, ob ich weglaufen würde, falls es Ärger gibt? Wenn ich weglaufe, werde ich den Rucksack mitnehmen. Nicht, dass ich irgendeine Gefahr spüren würde. Ich habe aufgepasst. Ich denke, die Luft ist rein. Also werde ich hier warten.«
Kendra stieg die Leiter hinunter. Warren schlief. Bubda konnte sie nirgendwo sehen. Sie kniete sich neben Warren und stupste ihn an der Wange. »He, bist du wach?«
Er schmatzte mit den Lippen, und seine Lider öffneten sich flatternd. »Hm? Ist alles in Ordnung?« Seine Stimme klang belegt.
»Hast du noch einmal deine Medizin genommen?«
»Tut mir leid, ich bin ein wenig daneben. Die Schmerzen.«
»Schon gut. Dafür hast du deine Medizin ja. Ich habe mich mit einem Drachen angefreundet.«
Warren blinzelte und rieb sich die Augen. »Sorry. Fühlt sich an, als wär mein Kopf voll Watte. Ich hab mich wohl verhört.«
»Nein, wirklich. Es ist ein netter Drache. Er wurde von Feen großgezogen, und er kann dich vielleicht heilen.«
»Das muss der wirrste Traum, den ich je hatte.«
»Glaubst du, du könntest die Leiter hinaufklettern?«
»Du meinst es ernst?«
»Er ist zu groß, um hier reinzupassen. Aber er ist nicht supergroß. Jedenfalls für einen Drachen.«
Warren stützte sich auf einen Ellbogen. »Du glaubst wirklich, er könnte mich heilen?«
»Einen Versuch ist es wert.«
»Es sei denn, er frisst uns.« Warren zuckte zusammen, als er sich aufrichtete. »Ich werde dich als Krücke brauchen.«
»Schaffst du es die Leiter hinauf? Sollen wir warten, bis die Wirkung der Medikamente nachgelassen hat?«
»Jetzt ist es am besten. Die Medizin betäubt meine Schmerzen. Gehen wir.«
Kendra nahm seine Hand und half ihm aufzustehen. Auf sie gestützt, humpelte Warren zur Leiter hinüber. Er klammerte sich an eine Sprosse, zögerte einen Moment, sammelte seine Kräfte und begann dann hinaufzusteigen. Kendra folgte ihm.
Als Kendra aus dem Rucksack auftauchte, lag Warren schwitzend und keuchend rücklings auf dem Boden. Er hielt sich eine Hand schützend über die Augen und starrte Raxtus an. »Das muss der am hellsten glänzende Drache sein, den ich je gesehen habe.«
»Er sieht nicht besonders gut aus«, bemerkte Raxtus.
»Danke, Herr Doktor«, murmelte Warren.
»Kannst du ihn heilen?«, fragte Kendra.
»Ich kann’s mal
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