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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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zu sagen, wieweit die Astriden verantwortlich für die Tragödie waren, aber die Königin gab ihnen die Schuld, und sie hat sie aus ihren Diensten verbannt. Sechs wandten sich von ihr ab und wurden dunkel. Die anderen neunzig bleiben ihr treu und klammern sich an den Wunsch, dass ihnen eines Tages Vergebung gewährt werden möge.«
    Kendra betrachtete die Astriden mit neuen Augen. »Und du kannst ihre Gedanken hören?«
    »Ja. Aber sie sind nicht mehr in Kontakt mit der Feenkönigin oder den Feen. Sie haben viel von ihrer alten Pracht verloren. Trotzdem ist es ihr Bestreben, die Interessen der Königin zu schützen.«
    »Werden sie mich daran hindern, den Schrein zu betreten?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Frag sie.«
    »Sie sagen, der Schrein bewache sich selbst gegen jene, die dort nicht hingehören.«
    »Nun, dann bin ich guter Dinge.« Sie setzte sich in Bewegung, drehte sich jedoch noch einmal zu Raxtus um. »Kommst du mit?«
    »Ich warte besser hier. Geh du nur.«
    Kendra ging zurück und stellte den Rucksack neben seine Vorderbeine. »Behalt ihn im Auge. Ich will nicht, dass Warren ins Jenseits befördert wird, weil ich den Feenschrein betrete.«
    »Weise Entscheidung.«
    Als sich Kendra dem Felssims näherte, konnte sie die Astriden besser sehen als je zuvor. Es waren große Vögel, die ihr fast bis zur Taille reichten. Auf ihren goldenen Federn waren schwache braune Markierungen erkennbar. Die menschlichen Gesichter hatten ganz gewöhnliche Züge, und ihre Haut war samtig und makellos. Die einzelnen Astriden unterschieden sich nur geringfügig voneinander. Fast alle hatten dunkelbraune Augen, die sie unverwandt auf Kendra gerichtet ließen. Nur bei zweien war die Iris dunkelblau, und die größte Eule hatte hellgraue Augen von der Farbe alter Vierteldollarstücke. Kendra konnte das Geschlecht der Gesichter nicht bestimmen. Hätte sie raten müssen, hätte sie auf weiblich getippt, aber sicher war sie nicht.
    Die Feenkönigin hatte Kendra einst ermahnt, zuerst ihre Gefühle zu erforschen, bevor sie sich einem Schrein näherte, um festzustellen, ob ihre Anwesenheit willkommen war. Abgesehen davon, dass ihr die starrenden Astriden unheimlich waren, fühlte sie sich ruhig und zuversichtlich. Kendra hatte ein aufrichtiges Bedürfnis, nicht nur die Wegbeschreibung zum Drachentempel zu finden, die Patton hier hinterlassen hatte, sondern hoffentlich auch weiteren Rat zu erhalten.
    Da sie kein sechster Sinn zur Umkehr mahnte, zog Kendra sich auf den Felsvorsprung hinauf und blickte zur anderen Seite hinüber, wo das Wasser aus den Felsen hervorsprudelte. Es tröpfelte in einen flachen Teich, kaum größer als eine Pfütze, und rieselte dann über das Sims hinab. In der Nähe der Quelle stand neben einer goldenen Schale eine winzige weiße Feenstatue.
    Wo konnte Patton die Wegbeschreibung versteckt haben? Auf den ersten Blick fand Kendra keinen Hinweis auf eine Nachricht. Welchen Weg mochte er gewählt haben, um die Information zu übermitteln? Sie war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der geheimen Feensprache geschrieben. Er hatte sie vielleicht auf Papier notiert und das Blatt in einem Behältnis verstaut. Oder er hatte die Botschaft in einen Stein gemeißelt.
    Kendra betrachtete die Miniaturstatue. Die Vorstellung, eine Bitte an die Feenkönigin zu richten, schüchterte sie plötzlich ein. Die Astriden hatten nicht ganz unrecht – als sie das letzte Mal die Hilfe der Feenkönigin erbeten hatte, war die Zerstörung des Schreins in Fabelheim die Folge gewesen. Sie machte sich Sorgen, dass die Königin ihr vielleicht grollen könnte.
    Aber dies war nicht die Zeit zum Schüchternsein. Seth und die anderen waren gefangen genommen worden. Bestenfalls. Und schlimmstenfalls waren sie tot. Navarog lauerte vor den Toren von Wyrmroost. Oder war bereits in das Reservat eingedrungen. Sie durfte nicht zulassen, dass er den Schlüssel bekam. Der Sphinx besaß bereits zu viele Artefakte. Kendra brauchte Hilfe. Gewiss würde die Feenkönigin den Ernst der Lage erkennen.
    Kendra kniete neben der winzigen Statue nieder. »Ich brauche Hilfe«, flüsterte sie.
    Die Luft regte sich. Eine kühle Brise zauste Kendras Haar. Sie roch, als wäre sie über verschneite Berghänge zu ihr heruntergekommen. Der erfrischende Duft wurde intensiver, voller und vielfältiger. Kendra roch Kiefernharz, Wildblumen, moderndes Holz und Honigwaben. Sie atmete das erdige Aroma einer Höhle und den salzigen Duft des Meeres ein.
    Kendra

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