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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und Trask bei den Nachforschungen half. Die Tage waren frustrierend ereignislos verstrichen. Sie hatten keine neuen Hinweise entdeckt und auch keine Verbindung zwischen Rex und der Gesellschaft des Abendsterns entdecken können. Der Leiter des Kinderhorts schien ein unschuldiges Opfer gewesen zu sein. Trask, Warren und Elise waren geblieben, um weiter nachzuforschen.
    Tanu saß ungewöhnlich still und nachdenklich neben Seth, und der Sicherheitsgurt war kaum lang genug für den gewaltigen Samoaner. Oma saß vorn neben Opa.
    Seth versuchte zu schlafen, schaffte es aber nicht recht, es sich bequem zu machen. Seine Gedanken ließen sich einfach nicht abstellen, und er erfand immer neue Szenarien, um zu erklären, was mit Kendra geschehen war. Er versuchte, keine Möglichkeit außer Acht zu lassen, bis hin zu der Frage, ob hier tatsächlich magische Gedankenkontrolle am Werk gewesen war. Wenn Kendra erpresst worden war, hatte vielleicht schon der Stress allein genügt, um ihre Persönlichkeit zu verändern. Aber mit welchem Druckmittel hätte jemand Kendra dazu bringen können, ihre Familie zu verraten? Vielleicht hatte sie geglaubt, sie auf diese Weise vor etwas Schlimmeren zu bewahren. Aber was sollte das sein?
    Das Handy klingelte, und Opa ging ran. »Hast du Dougan schon informiert?«, fragte er nach wenigen Augenblicken aufgeregt und trat jäh aufs Gas. »Versuch es weiter. Genau, tu für ihn, was du kannst. Wir werden uns beeilen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Oma erschrocken.
    »Maddox ist auf dem Dachboden aufgetaucht«, antwortete Opa. »Er ist in einem üblen Zustand. Abgemagert, verdreckt, verletzt und krank. Coulter und Dale tun, was sie können.«
    Seth freute sich, dass der Feenhändler zurückgekehrt war, und gleichzeitig machte es ihn traurig, sich den robusten Abenteurer kränklich und schwach vorzustellen. Aber zumindest lebte Maddox noch. »Ist er durch die Badewanne gekommen?«, fragte Seth. Im vergangenen Sommer hatte Tanu eine große Zinnbadewanne in das gefallene brasilianische Reservat gebracht, um Maddox eine Rückkehr nach Hause zu ermöglichen. Die Wanne teilte mit einem identischen Gegenstück auf dem Dachboden in Fabelheim eine Art gemeinsamen magischen Raum: Wenn man in eine der Wannen einen Gegenstand legte, materialisierte er sich in beiden, was es ermöglichte, ihn aus der anderen Wanne zu bergen. Auf diese Weise ließen sich Menschen und Dinge im Handumdrehen über große Entfernungen hinweg transportieren.
    »Ja«, bestätigte Opa. »Nach so langer Zeit. Gute Arbeit, Tanu.«
    »Klingt, als bräuchte Maddox dringend Hilfe, um wieder gesund zu werden«, bemerkte Tanu.
    »Deshalb trete ich ja aufs Gaspedal«, erwiderte Opa.
    »Ein Unglück kommt selten allein«, stellte Oma fest.
    Als der SUV auf die Zufahrtsstraße einbog, betrachtete Seth durchs Fenster den skeletthaften Wald und war erstaunt, wie weit man jetzt sehen konnte, nachdem das Laub abgefallen war und das Unterholz nur noch aus kahlen Sträuchern bestand. Er hatte Fabelheim bisher nur im Sommer gesehen. Alles war nun braun und grau, mit ein paar Fleckchen Schnee zwischen den toten Blättern auf dem Boden.
    Der SUV raste die Einfahrt hinunter, durch das Tor und zum Haus hinauf. Die Gärten rund um das Haus standen immer noch in voller Blüte – ein krasser Gegensatz zur übrigen Landschaft –, und Seth begriff, dass dieses unglaubliche Grün wohl das Werk der Feen sein musste.
    Tanu hatte seit dem Anruf seine Tränke und Wirkstoffe vorbereitet, und als sie schlitternd zum Stehen kamen, schwang er sich aus dem Wagen und flitzte sofort ins Haus. Seth rannte hinterher.
    Dale stand in der Eingangshalle. »Hi, Seth.«
    »Wo ist Maddox?«, fragte Seth, der nicht gesehen hatte, in welche Richtung Tanu gelaufen war.
    »Oben im Schlafzimmer deiner Großeltern. Ihr Bett lag der Badewanne am nächsten.«
    »Wie geht es ihm?«
    Dale stieß einen leisen Pfiff aus. »Er hat schon bessere Tage gesehen, aber er wird durchkommen. Du wirst ja immer größer.«
    »Aber so groß wie du bin ich immer noch nicht.«
    Opa und Oma kamen zusammen durch die Haustür. »Wo ist er?«, fragte Oma.
    Dale führte sie die Treppe hinauf und den Flur entlang zu dem Zimmer, wo Tanu neben dem Bett auf einem Stuhl kauerte und in seinem Tränkebeutel stöberte. Coulter lehnte in der Ecke an der Wand.
    Maddox lag auf dem Bett; seine Lippen trocken, die Wangen gerötet, und ein verfilzter, roter Bart bedeckte die Hälfte seines Gesichts. »Schön, dich zu sehen,

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