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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dunkelgrünen Herrenmantel und einen gleichfarbigen Homburger Hut mit bräunlichem Band.
    »Du siehst schick aus«, bemerkte Kendra.
    »Torina hat mir die Sachen besorgt«, erwiderte Cody. »Du hast recht, was Haden betrifft. Ich war bei ihm und habe es noch einmal versucht, aber er ist fest entschlossen zu bleiben. Wie fliehen wir?«
    »Wir klettern in diesen Rucksack«, erklärte Kendra.
    »In welchen Rucksack?«, wiederholte Cody ungläubig. »Tut mir leid, Kendra, aber ich kann hier drin nichts sehen.«
    Kendra schaltete ein Licht ein.
    »Ihr seid zwei?«, stieß Cody hervor.
    »Eine lange Geschichte«, erwiderte Kendra und hob die Klappe des Ledersacks an. »Dieser Rucksack hat ein magisches Fach. Steig die Leiter hinunter. Ich kümmere mich um den Rest.«
    »Das wird ja immer besser«, murmelte der alte Mann und spähte in den Rucksack.
    Es bedurfte einigen Schiebens und Stützens seitens Kendra, aber schließlich fand Cody auf den Sprossen Halt und begann hinunterzusteigen. Die Öffnung des Rucksacks dehnte sich entgegenkommend, als er die Schultern hindurchzwängte. Nur gut, dass Cody so schmal gebaut war.
    »Wirf den Rucksack einfach aus dem Fenster«, rief Kendra ihrer Kopie ins Gedächtnis. »Ich rufe, wenn ich so weit bin.«
    »Ich werde auf dein Zeichen warten«, bestätigte die Kopie.
    »Mach’s gut«, sagte Kendra. »Und danke.«
    »Ich existiere, um deine Befehle auszuführen. Danke für den faszinierenden Auftrag.«
    Kendra kletterte durch die Öffnung des Rucksacks in den unbeleuchteten Raum darunter. Unten angekommen, blickte sie zu ihrem Duplikat hinauf, das von oben herabspähte. Kendra hob den Daumen. »Wir sind so weit.«
    Die Rucksackklappe wurde geschlossen. Kendra wartete. Sie spürte keine Bewegung.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Cody. »Ich kann hier drin nicht die Hand vor Augen sehen.«
    »Sie wirft den Rucksack aus dem Fenster.«
    »Aus dem Fenster? Wir sind im zweiten Stock!«
    »Wir werden es hier drinnen nicht spüren.« Kendra hoffte, dass das stimmte.
    Sie hörte, wie über ihnen das Fenster aufgeschoben wurde, und einen Moment später vernahm sie, wie der Rucksack draußen auf dem Boden aufschlug. Während der ganzen Prozedur war der Raum kein einziges Mal erschüttert worden. Er war nicht einmal gekippt.
    Kendra holte den ramponierten Korbstuhl zwischen den an der Wand aufgetürmten Gegenständen hervor. »Du kannst dich hier hinsetzen«, bot sie Cody an.
    Das Korbgeflecht knarrte, als der alte Mann Platz nahm. Trotz der vielen zerbrochenen und hervorstechenden Weidenstängel machte das zerschlissene Möbel den Eindruck, als könne es ihn problemlos tragen. Kendra eilte unterdessen zu der Sprossenleiter und kletterte nach oben.
    »Wohin gehst du?«, wollte Cody wissen.
    »Ich werde den Rucksack an einen sicheren Platz bringen«, sagte Kendra. »Bleib hier schön sitzen und warte.«
    »Du bist der Boss.«
    Kendra kletterte durch die Öffnung auf das Rasenstück neben dem großen Haus. Das Schlafzimmerfenster über ihr, durch das sie gefallen war, war dunkel, und im Haus war alles still. Es gab keinerlei Anzeichen, dass der Wisperhund sie verfolgte. Kendra schloss den Rucksack und eilte über den knirschenden Schnee. Glücklicherweise war die Schneedecke alles andere als geschlossen, also machte es wohl nichts aus, wenn sie ein paar weitere Fußabdrücke hinterließ. Nur um sicherzugehen, schlurfte sie, damit die Spuren nicht so deutlich waren.
    Sie erreichte einen Gehweg und ging die Straße hinunter. Auf einer Eisplatte rutschte sie aus, fiel hart zu Boden und stieß sich den Ellbogen. Für einen Moment blieb sie liegen, atmete die eisige Luft und spürte, wie die Kälte vom Boden durch ihre Kleider kroch. Vorsichtig setzte sie ihren Weg fort. Ihr vorrangiges Ziel war es, erst einmal ein gehöriges Stück zwischen sich und Torinas Haus zu bringen. An der nächsten Kreuzung bog sie ab und folgte der Richtung, in der sie die Stadtmitte vermutete. Da es erst kurz nach vier Uhr morgens war, herrschte Stille auf den kalten Straßen. Kein Licht drang durch den bewölkten Himmel.
    Das Wohnviertel, in dem sie sich befand, bestand aus großen alten Häusern, die auf weitläufigen Grundstücken standen, doch je weiter sie ging, desto kleiner wurden die Häuser und rückten enger aneinander. Die meisten wirkten ein wenig verwahrlost, und einige waren vollkommen heruntergekommen, hatten überwucherte Gärten, vollgestellte Veranden und durchhängende Dächer. In einem Zwinger bellte ein

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