Die Zuflucht der Drachen - Roman
großer Hund, was Kendra gleich noch schneller gehen ließ.
Das Haus, aus dem sie geflohen war, war längst außer Sicht. Kendra blickte immer wieder über die Schulter und konnte nicht glauben, dass ihr die Flucht so problemlos gelungen war. Wie weit musste sie wohl gehen, bis sie den Rucksack verstecken konnte, um sich bis zum Morgen darin zu verbergen?
Vor ihr bog ein Auto um eine Ecke und fuhr auf sie zu. Die Scheinwerfer leuchteten sie an, und Kendra wusste, dass es nur noch verdächtiger wirken würde, wenn sie jetzt versuchte, sich zu verstecken. Wenn sie Ruhe bewahrte, dachte sie, würde der Wagen wahrscheinlich einfach vorbeifahren – das Problem war nur, dass der Wagen stattdessen abbremste. Saß ein guter Samariter darin, der dafür sorgen wollte, dass diesem jungen Mädchen, das allein durch die Nacht wanderte, nichts passierte? Oder war es womöglich irgendein Psychopath, der genau auf solche Mädchen aus war, die bei Dunkelheit allein umherstreiften? Oder konnte jemand aus dem Haus bereits bemerkt haben, dass Cody verschwunden war?
Als der Wagen in ihrer Nähe zum Stehen kam, rannte Kendra los und auf das Tor zum Hinterhof des nächstgelegenen Hauses zu.
»Kendra!«, erklang hinter ihr ein gedämpfter Ruf.
Sie schaute über die Schulter und erhaschte einen Blick auf einen dunklen Mann, der gerade aus der Limousine stieg. Kendra krachte gegen das Tor und rüttelte an den Holzlatten, bekam das Tor aber nicht auf. Sie umklammerte die Zaunpfähle, Splitter bohrten sich in ihre Hände, dann stemmte sie sich hinauf.
Starke Hände umfassten Kendra und rissen sie vom Zaun. Als ihre Füße auf dem Boden landeten, legte ihr der Mann eine Hand auf den Mund. Mit dem anderen Arm hielt er ihre Arme fest und drückte sie an sich. »Ich bin ein Freund deines Großvaters«, flüsterte er. »Ich bin ein Ritter der Morgenröte.«
Im Haus ging ein Licht an. Kendra hatte sich ziemlich laut gegen den Zaun geworfen.
»Komm«, sagte er und führte sie zu der silbernen Limousine. »Du bist jetzt in Sicherheit.«
»Woher weiß ich, dass ich Ihnen vertrauen kann?«, fragte Kendra, während sie ihm halb freiwillig folgte.
»Gar nicht«, sagte er. »Mein Name ist Trask. Ich bin die ganze Nacht durch die Stadt gefahren. Das Gleiche haben auch Warren, Elise und Dougan getan. Du kennst sie, nicht wahr?«
Er öffnete die hintere Tür, und Kendra duckte sich in den Wagen. Was sollte sie auch sonst tun? Der Fremde war schnell und stark. Wenn sie erneut versuchte wegzulaufen, würde er sie diesmal nur umso leichter einfangen. Sie wünschte sich verzweifelt, ihm glauben zu können.
Trask glitt hinter das Lenkrad. Der Motor lief noch. Den Ledersitzen und dem luxuriösen Armaturenbrett nach zu urteilen, war es ein ganz schön teurer Schlitten.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, erkundigte sich Kendra.
Trask fuhr los und beschleunigte sanft. In dem erhellten Fenster des Hauses sah Kendra das blinzelnde Gesicht eines Mannes, dem das dünner werdende Haar in wirren Büscheln vom Kopf stand. »Stan Sørensen bekam einen Tipp, dass du heute Nacht durch die Straßen von Monmouth irren würdest.«
»Jemand hat mir zur Flucht verholfen.«
Er nickte. »Daher auch der Tipp.«
»Sie haben nach mir gesucht?«, fragte Kendra.
»Ich bin Detektiv. Ich wurde hinzugezogen, um Nachforschungen über deine Ermordung anzustellen. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass du noch am Leben sein könntest. Bis heute.«
»Wohin werden Sie mich jetzt bringen?«
Trask zog ein elegantes Handy aus der Tasche. »Wir werden uns mit Warren und den anderen treffen, dann bringe ich dich direkt nach Fabelheim.«
KAPITEL 9
Die Halle des Grauens
B all werfen«, brummte Hugo und ging ein paar Schritte zurück.
Seth und Doren rannten los und hatten alle Mühe, in dem tiefer werdenden Schnee nicht auszurutschen. Newel hielt sich gut gegen Doren und blieb an seiner Seite, egal wie viele Haken sein Freund schlug. Verl hatte sich an Seth gehängt und war ihm dicht auf den Fersen, doch als Seth einen Haken antäuschte, fiel Verl darauf herein, und Seth stürmte davon.
Hugo war der perfekte Quarterback. Der Golem wartete jedes Mal exakt sechs Sekunden lang, bevor er passte, er konnte den Ball beliebig weit werfen, die Pässe kamen immer genau, und er bevorzugte niemanden.
Seth blickte hastig hinter sich. Peitschende Schneewirbel verschleierten ihm die Sicht. Verl war zwei Schritte hinter ihm. Also rannte er weiter, was seine Beine hergaben, bis er Hugo und die
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