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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Hände von den Ohren. »Was war dort drin los? Was ist mit mir los?«
    Coulter schüttelte den Kopf. »Ich muss immer wieder daran denken, dass du der Einzige warst, der uns sehen konnte, als wir Schatten waren, damals, als die Schattenplage Fabelheim heimgesucht hat.«
    »Graulas sagte, das hätte daran gelegen, dass ich den Nagel entfernt habe, um den Wiedergänger zu besiegen. Ich dachte, sobald der Nagel zerstört und die Seuche besiegt ist, würde es keine Schattenkreaturen mehr geben, die ich sehen kann.«
    Coulter blieb stehen. Die Fackel warf eigenartige Schatten auf seine Züge. »Was immer die Erklärung für deinen Zustand ist, ich an deiner Stelle würde mich von schattenhaften Kreaturen fernhalten.«
    »Klingt vernünftig«, erwiderte Seth und versuchte, seine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen.
    Kendra stand neben Opa und starrte auf die Tür, durch die Coulter und Seth verschwunden waren. Sie machte sich große Sorgen um ihren Bruder, aber es war schwer zu sagen, wie viel von dieser Sorge von den dunklen Empfindungen kam, die die Atmosphäre in der Halle des Grauens wachrief.
    »Hast du schon mal von etwas Derartigem gehört?«, fragte Kendra schließlich.
    Opa sah sie an, und aus seiner Miene wurde deutlich, dass er für einen Moment vergessen hatte, dass sie neben ihm stand. »Nein. Ich bin mir nicht sicher, was es bedeutet. Ich weiß nur, es gefällt mir nicht. Du hast nichts gehört, oder?«
    »Kein Wort«, erwiderte Kendra. »Ich fühle jede Menge. Ich fühle mich verängstigt und traurig und allein. Ich muss mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das nicht meine echten Gefühle sind.«
    »Wir sollten uns die Informationen beschaffen, die wir brauchen, und von hier verschwinden.« Opa legte die eine Hand wieder auf den Fackelhalter und die andere auf einen der steinernen Blöcke. Er war nun sicher, welcher die am deutlichsten erkennbare Silberader enthielt. »Was muss ich jetzt sagen?«
    Kendra las aus dem Tagebuch vor. »›Niemand verdient diese Geheimnisse.‹«
    Opa wiederholte die Worte feierlich.
    Der gesamte mittlere Teil der Wand löste sich in einer Staubwolke auf.
    »Sieh dir das an!«, murmelte Opa.
    »›Jene, die vor mir kamen, waren weiser, als ich es bin‹«, las Kendra leise hustend vor.
    Abermals wiederholte Opa die Worte.
    »Dieser zweite Teil macht die Fallen unwirksam«, erklärte Kendra und schloss das Tagebuch.
    Opa nahm eine Fackel von der Wand und ging durch den Nebel aus Staub voran. Kendra presste sich eine Hand auf Nase und Mund und blinzelte durch zusammengepresste Lider, um die grobkörnigen Partikel nicht in die Augen zu bekommen.
    Nach ungefähr fünf Metern endete die Staubwolke abrupt. Vor ihnen erstreckte sich ein Gang. Links und rechts befanden sich zwei letzte Eisentüren. Kendra versuchte, sich nicht auszumalen, was in diesen geheimen Zellen lauern mochte.
    Opa ging den Flur entlang und stieg schließlich eine Treppe von zwei Dutzend Stufen hinab. Am Fuß der Treppe gelangten sie durch einen Torbogen in einen großen Raum. Der glatte Boden, die Wände und die Decke bestanden aus weißem, mit grauen Adern durchzogenem Marmor. Ein steinerner Springbrunnen erhob sich in der Mitte des Gewölbes. Das Becken war voll, aber es floss kein Wasser. Allerlei Gegenstände säumten die Wände: glänzende Ritterrüstungen, aufrecht stehende Sarkophage, prunkvolle Jadeskulpturen, groteske Masken, vollgestopfte Bücherregale, bunte Marionetten, Statuen aus verschiedenen Kulturen, altertümliche Landkarten, bemalte Fächer, gerahmte Schriftrollen, altmodische Karusselltiere, kunstvolle Urnen, Sträuße aus Glasblumen, der Schädel eines Triceratops und ein schwerer, goldener Gong.
    »Viele dieser Dinge wären unbezahlbare Museumsstücke«, kommentierte Opa, während er sich mit hoch erhobener Fackel umsah.
    »Ob Patton all das hierhergebracht hat?«, fragte Kendra.
    »Er und andere vor ihm«, antwortete Opa. »Am neugierigsten bin ich auf die Bücher.« Er ging auf ein Regal zu. »Jede Menge Deutsch und Latein. Kein Englisch. Einige in Sprachen, die ich nicht kenne. Manche könnten Feendialekte sein.«
    »Ich sehe nichts, das ich lesen kann«, erwiderte Kendra.
    Opa drehte sich um und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Die Nachricht von Patton befindet sich an der Decke?«
    »Ich soll den Spiegel nehmen, um sie zu lesen.«
    Von draußen hallten Schritte und kamen klatschend die Treppe hinunter. Coulter erschien. Er hielt eine Fackel und Seths

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