Die Zuflucht der Drachen - Roman
bedeuten.«
»Was der Grund ist, warum wir hierhergekommen sind und den Regeln des Protokolls entsprechend um eine Gefälligkeit gebeten haben«, meinte Oma beschwichtigend.
»Es enttäuscht uns, dass ihr euch weigert, uns das Horn zu leihen«, gestand Opa ganz offen. »Viel Böses hier und andernorts kann aus dieser Entscheidung erwachsen. Doch wir erkennen an, dass die Entscheidung bei euch liegt.«
»Dann ist die Unterredung hiermit beendet«, erklärte Graumähne. »Kehrt in Frieden in euer Reich zurück.«
»Wir wissen aus verlässlicher Quelle, dass unsere Feinde sich für das Horn interessieren«, schob Oma noch hinterher. »Seid wachsam.«
Graumähne drehte ihnen den Rücken zu.
»Wir brauchen keinen Rat von Menschen«, stellte Wolkenschwinge klar. »Erlaubt uns, euch zu den Grenzen eures Reiches zu geleiten.«
»Wie ihr wünscht«, erwiderte Opa förmlich. »Leb wohl, Graumähne.«
Kendra folgte den anderen aus dem steinernen Unterstand. Sie bemerkte, wie nach wie vor eine Gruppe von Feen neugierig zu ihr herüberblickte. Als sie einen Moment lang zurückschaute, flatterten mehrere der Feen davon. Wahrscheinlich versuchten sie, desinteressiert zu wirken. Doch eine der Feen, die zurückblieben, kam Kendra vertraut vor. Sie war kleiner als die meisten und hatte feurige Flügel, die wie Blütenblätter geformt waren.
»Ich kenne dich«, sagte Kendra.
Die anderen Feen, die geblieben waren, musterten die kleine rote Fee eifersüchtig.
»Ja«, zirpte sie und flatterte näher an Kendra heran. Die anderen Feen verdrehten die Augen und verschwanden.
»Du warst eine der drei Feen, die uns geholfen haben, die Schattenplage zu besiegen.«
»Richtig. Ich habe euer Gespräch mit Graumähne mit angehört.«
»Ist nicht so gut gelaufen.« Kendra bemerkte, wie Sturmbraue sie insgeheim beobachtete. Sie bezweifelte, dass er die Fee verstehen konnte, aber Kendra sprach gewöhnliches Englisch. Sie senkte die Stimme und beschloss, ihre Worte mit Bedacht zu wählen.
»Die Zentauren werden sich niemals von dem Horn trennen«, eröffnete ihr die Fee.
»Kannst du uns helfen, es zu beschaffen?«, flüsterte Kendra, den Blick auf die Zentauren gerichtet, während sie sich weiter von der Gruppe entfernte.
Die winzige Fee stieß ein leichtes, klingelndes Lachen aus. »Wohl kaum. Aber ich weiß, wo ihr den Eingang zu dem Labyrinth finden könnt.«
»Bitte, verrate es mir.«
»Mit Freuden. Übrigens, wenn ich mich weigern würde, könntest du mir befehlen zu verraten, was ich weiß. Nur ein kleiner Tipp für die Zukunft. Die meisten Feen sind nicht besonders hilfsbereit. Der Eingang liegt unter dem südlichsten Wächterstein.«
»Unter dem riesigen?«, fragte Kendra und deutete mit dem Kopf auf die gewaltigen Megalithen am Fuß des Hügels.
»Ja«, bestätigte die Fee.
»Sie scheinen zu groß, um sie zu bewegen«, flüsterte Kendra.
»Viel zu groß«, stimmte die Fee ihr zu, »und durch Zauber an ihren Ort gebunden. Aber zwei Stunden vor Sonnenaufgang marschieren die Steine. Sie wechseln die Plätze. Das dauert eine Stunde. Während dieser Zeit ist der Eingang zum Labyrinth offen. Es ist die einzige Gelegenheit, zu der die Zentauren hineinkönnen.«
»Diese Riesensteine bewegen sich von selbst?«
»Alle zwanzig. Ein toller Anblick.«
»Gehen die Zentauren oft in das Labyrinth?«
»Nicht besonders.«
»Weißt du noch mehr, das du mir sagen kannst?«
»Ich verstehe ein paar Sätze in der zentaurischen Sprache. Zur Übung belausche ich ihre Gespräche. Nur wenige Zentauren wissen, wie man durch das Labyrinth kommt. Sie gehen nur hinein, um dem Troll Essen zu bringen. Sie lieben das Horn und würden töten, um es zu schützen. Versuche nicht, es an dich zu bringen, Kendra.«
»Danke«, erwiderte Kendra ernst. »Wir sollten besser nicht allzu lange miteinander reden. Die Zentauren sind schon misstrauisch geworden.«
»War mir ein Vergnügen.« Die winzige Fee zischte davon.
Kendra ging mit den anderen zurück zum Karren. Schweigend saß sie während ihrer Fahrt da. Als sie den Rand des trostlosen, dampfenden Sumpfs erreichten, übergaben die Zentauren den Karren wieder an Hugo, der genau an der Stelle wartete, wo sie ihn zurückgelassen hatten.
Sobald sie ein gutes Stück auf dem Weg zurückgelegt hatten, rutschte Kendra neben Opa. »Können wir hier unbelauscht darüber reden, was passiert ist?«, fragte sie.
Opa sah sich prüfend um. »Ich denke, ja, wenn wir leise sprechen.«
»Ich weiß, wo der Eingang zum
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