Die Zuflucht der Drachen - Roman
sicher.«
»Es ist nicht vollkommen sicher«, gab Seth zu. »Aber ich bin vorbereitet. Siehst du? Ich habe diesen Trank von Tanu. Ich gehe an einen Ort, an dem ich schon einmal war. Ich werde auf dem Pfad bleiben und vorsichtig sein. Wenn ich erst versuche, die Erlaubnis zu bekommen, kann ich es gleich abhaken. Sie werden mich nicht gehen lassen. Aber nur ich kann diese Sache erledigen. Mich wegzuschleichen ist meine einzige Wahl. Du musst mir vertrauen.«
Hugo drehte sich um und schaute zum Haus hinüber. Seth konnte den irdenen Riesen in der Dunkelheit kaum sehen. »Hugo kommen.«
»Du willst mitkommen? Du brauchst dich mir nicht anzuschließen. Wir sollten den Garten nicht unbewacht lassen.«
Hugo deutete quer durch den Garten. »Mendigo.«
»Mendigo hält also ebenfalls Wache?«, versicherte sich Set.
»Seth gehen. Hugo kommen.«
Erleichterung durchströmte Seth. Dies war ein unverhoffter Glücksfall. Er fragte sich, ob Hugo immer noch zustimmen würde, wenn er ihm das Ziel nannte. Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
»Hugo, bring mich zu der Höhle, in der Graulas lebt.«
Hugo hob Seth hoch. »Seth sicher?«
»Wir müssen dorthin. Er kann mir wichtige Informationen geben. Sie könnten helfen, uns alle zu retten. Erinnerst du dich an das letzte Mal? Opa wollte nicht, dass ich hingehe, aber am Ende haben wir die Informationen bekommen, die wir brauchten, um der Schattenplage ein Ende zu setzen.«
Hugo sprang mit schnellen Schritten in den Wald. Wenn er ohne den Karren unterwegs war, ging der Golem lieber querfeldein, statt sich an Straßen oder Pfade zu halten. Eis und Schnee knirschten unter Hugos riesigen Füßen, kahle Zweige peitschten durch die Dunkelheit, aber Hugo hielt Seth stets so, dass sie ihn nicht erwischten. Dies war so viel besser, als in der kalten Nacht unbeholfen über vereiste Pfade zu radeln!
Seth hatte die Möglichkeit, dass Hugo ihm vielleicht helfen könnte, gar nicht in Erwägung gezogen. Er hatte gehört, wie Opa dem Golem den Befehl erteilt hatte, den Garten zu bewachen, und er hatte noch nie erlebt, dass der Golem einem Befehl zuwiderhandelte. Hugo schien sich tatsächlich zu einer Art Freigeist zu entwickeln.
Nachdem sie so lange durch die kalte Nacht gejagt waren, dass Seth schon Angst hatte, Frostbeulen zu bekommen, blieb der Golem stehen und setzte ihn ab. Der Himmel war zu dunkel, um irgendwelche Orientierungspunkte auszumachen, aber eigentlich konnte der plötzliche Halt nur bedeuten, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
Hugo konnte Graulas Reich nicht betreten, wenn Seth also in Schwierigkeiten geriet, war er auf sich allein gestellt. Er nahm die Taschenlampe aus seiner Notfallausrüstung und leuchtete damit die glitzernde Flanke eines verschneiten Hügels an. Seitlich befand sich der Eingang zu einer Höhle. Seth rieb sich die von der Kälte gefühllosen Ohren und rückte Mütze und Kragen zurecht, damit sie sein Gesicht besser vor der Kälte schützten.
»Danke fürs Mitnehmen«, sagte er. »Ich bin bald zurück.«
»Seth aufpassen.«
Während Seth durch den Schnee auf die Höhle zustapfte, kamen ihm Zweifel an der Klugheit seiner Unternehmung. Immerhin ging er bei Nacht allein in die Höhle eines bösen und mächtigen Dämons. Um sich ein wenig Mut zu machen, leuchtete er mit der Taschenlampe zu Hugo hinüber. Im Licht des fahlen weißen Strahls sah der Golem anders aus als sonst. Wie eine seltsame, primitive Statue. Wenig beruhigend.
Seth biss die Zähne zusammen und beschleunigte seinen Schritt. Wenn er das hier durchziehen wollte, dann brachte er es am besten so schnell wie möglich hinter sich. Er eilte an einem verfaulten Holzpfahl vorbei, von dem verrostete, eiserne Fesseln baumelten, blieb vor dem gähnenden Höhleneingang stehen, hätte um ein Haar wieder kehrtgemacht und ging dann hinein.
Immer bergab, wand sich der Weg um ein paar Biegungen, bis Seth einen stickigen Raum erreichte, aus dessen Kuppeldecke ein paar knorrige Wurzeln ragten. Das Erste, was ihm auffiel, war die unnatürliche Wärme. Das Zweite war der Geruch: süß und widerwärtig wie verdorbenes Obst.
Nachdem er seine Taschenlampe über verrottendes Mobiliar, zerschmetterte Kisten, bleiche Knochen und modrige Bücher hatte wandern lassen, richtete Seth den Strahl auf eine fettleibige Gestalt an der Wand. Er konnte sehen und hören, wie sie in langsamen, ungleichmäßigen Zügen atmete.
Plötzlich regte sich der plumpe Körper, Spinnweben bauschten sich, und der Dämon richtete
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