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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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meinen Füßen brannte. Ich atmete ganz langsam aus, schloss die Augen und versuchte, einmal nicht an Bleich zu denken. Auch nicht an Pirscher, der versucht hatte, mich zum Abschied zu küssen. Aber selbst das schien Bleich egal gewesen zu sein. Im Moment war ihm alles egal, und vielleicht war das nur normal nach allem, was er durchgemacht hatte.
    Hab Geduld .
    Schließlich entschuldigte ich mich und ging zu meinem Zelt. Es dauerte lange, bis ich einschlief, und selbst dann wachte ich beim kleinsten Geräusch auf, rechnete jeden Moment damit, dass ein Freak mich aus meiner Bettrolle zerren und wegschleppen würde. So, wie sie es mit Bleich gemacht hatten. Wenn ihre Absicht gewesen war, uns Angst einzuflößen, war es ihnen gelungen. Ich fühlte mich nicht mehr sicher, weder hier noch sonst wo. Die ganze Welt lag in scharfkantigen Trümmern, die mich bis auf den Knochen schneiden würden, wenn ich nicht aufpasste.
    Am Morgen spülte ich meinen Zwieback mit einem Schluck Wasser hinunter und hielt auf den Feldern Ausschau nach Tegan. Sie schimmerte wie Bronze, während meine Haut von der Arbeit unter der glühenden Sonne immer röter wurde, aber dagegen konnte ich im Moment nichts tun. Oma Oaks hatte bestimmt eine Medizin dafür. Überhaupt sehnte ich mich mit einer Verzweiflung nach meiner Pflegemutter, die jedes vernünftige Maß überstieg. Ich hatte das Gefühl, bei ihr würde alles irgendwie besser werden, und wenn nicht, könnte sie mir wenigstens erklären, warum nichts in meinem Leben mehr einen Sinn ergab.
    Ich habe dich gerettet, Bleich. Wie kannst du mich so hassen?
    Vielleicht gerade deshalb: weil er jetzt damit leben muss.
    Als wir mittags eine kurze Essenspause machten, kam Tegan zu mir. » Ich habe Pirscher und Bleich gesehen. Sie sehen furchtbar aus… und du auch. Was ist passiert?«
    Ich wusste, es wäre falsch, die Wahrheit noch länger vor ihr zu verheimlichen. Ich zog sie ein Stück von den anderen weg und erklärte ihr, was in den letzten Tagen vorgefallen war, erzählte ihr von Bleichs Entführung, der Rettungsaktion und der Freak-Kolonie. Sie wurde immer blasser, während ich redete, und starrte mich mit großen Augen an.
    Â» Das ist…« Sie hatte keine Worte dafür. » Zumindest erklärt es eine Menge. Letzte Nacht kam Pirscher zu uns, in Doc Tuttles Haus. Er hat sich entschuldigt. Er sagte, er weiß, dass es nichts ändert, und er kann verstehen, wenn ich ihn bis ans Ende meines Lebens hasse, aber… es tut ihm leid, was damals passiert ist.«
    Â» Das ist schön«, murmelte ich. » Wahrscheinlich ändert es tatsächlich nichts, aber…«
    Â» Doch, das tut es. Hass ist eine furchtbare Last… und als er sich entschuldigte, spürte ich, wie sie von mir abfiel.« Sie schwieg für einen Moment und sagte dann: » Ich habe über deine Worte nachgedacht, und du hattest recht. Er hat mir grässliche Dinge angetan, aber jetzt verstehe ich, warum er damals vielleicht nicht anders konnte.«
    Â» Ich glaube, Pirscher musste selbst viel Grässliches ertragen.« Manchmal lernten Menschen aus Schmerz lediglich, ihn an andere weiterzugeben.
    Tegan nickte. » Das würde mich nicht überraschen. Was ist mit Bleich? Was wirst du tun?«
    Â» Ihm Zeit geben, mich zu vermissen, wahrscheinlich. Es tut weh, wenn er mich so auf Distanz hält.«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, trieb der Vorarbeiter uns an, und wir machten uns wieder an die Arbeit. Zwei Tage vergingen so, erfüllt von geisttötender Schufterei und bangen Gedanken an die Zukunft. Dann waren wir endlich bereit, nach Erlösung zurückzukehren. Die Wagen waren voll beladen, und die Maultiere bockten unter der schweren Last. Ich würde diese Karawane mit meinem Leben verteidigen, und das nicht nur, weil Tegan dabei war.
    Als die Wagen sich schließlich in Bewegung setzten und ich den Schrei des Wachpostens hörte, wusste ich es. Es war, als wäre in diesem Moment ein Teil von mir gestorben.
    Darauf hatten sie also die ganze Zeit über gewartet. Sie hatten unsere Felder verwüstet, und wir hatten diesen Vorposten errichtet. Von da an waren sie wegen unserer Gewehre nicht mehr nahe genug herangekommen. Also hatten sie den Sommer über abgewartet, hatten von nah und fern Verstärkung geholt und sich zu einer gigantischen Horde zusammengerottet. Mit einem einzigen tödlichen Schlag

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