Die Zuflucht
zu schwach oderâ die schlimmste Möglichkeit von allenâ eine Frau.
Aber Draufgänger überraschte mich. » Die Arbeit kann sehr einsam und gefährlich sein, Zwei. Bleib dran, mach deine Schule fertig, dann werd ich sehen, was ich für dich tun kann.«
Ich seufzte. » Es ist nicht leicht für mich. Du bist der Einzige, der mir zuhört.«
Draufgänger legte mir tröstend einen Arm um die Schulter. » Dann sprich lauter, Mädchen. Lass sie dein Feuer nicht austrampeln.«
Lange Zeit stand ich so da, spürte seinen Arm auf meiner Schulter und zählte die Sterne. Noch bevor es hell wurde, gingen mir die Zahlen aus. Es schien mir ein gutes Omen.
FEUERPROBE
Die nächsten zwei Wochen verschwammen zu einem gleichförmigen Brei. Mrs. James beschwerte sich über meine schlechten Leistungen in der Schule; die anderen Bälger fanden neue Wege, mich in der Essenspause zu drangsalieren; Bleich und Tegan setzten ihre Anstrengungen fort, neue Freunde zu finden. Ab und zu kam Pirscher nachts in mein Zimmer, wir besuchten Draufgänger und trainierten danach in unserem Versteck. In den anderen Nächten ging ich allein zu unserem Retter, und wir redeten über alles Mögliche, unter anderem auch über den Grund, weshalb er sich freiwillig für die Handelstouren gemeldet hatte, die so gefährlich waren.
» Am Anfang«, sagte er, » hab ich es gemacht, weil jemand es tun musste. Dann bin ich auf den Geschmack gekommen, es hat mir gefallen, die Welt zu sehen. Und schlieÃlich bin ich dabei geblieben, weil es niemanden gibt, der mich vermissen würde, wenn ich nicht zurückkomme.«
» Ich werde dich vermissen«, sagte ich, und er strich mir über den Kopf.
Das war letzte Nacht gewesen.
Heute Nachmittag war ich nervös, obwohl es keinen Grund gab. Draufgänger hatte gesagt, ich würde mich beweisen müssen, aber das war nicht die Ursache für meine Anspannung. Ich ging vor den Ställen auf und ab und lauschte auf die Geräusche, die nach drauÃen drangen. Ich hatte Bleich seit Wochen nicht besuchtâ nicht mehr, seit Mr. Jensen mich weggeschickt hatteâ, und er war auch nicht zu mir gekommen, obwohl er wusste, wo ich wohnte. Das letzte Mal hatte ich mit ihm gesprochen, als er mich in der Schule gegen die beiden Jungen verteidigt hatte, und ich vermisste ihn. Als wir in den Ruinen Pirscher und Tegan trafen, erhöhten sich unsere Ãberlebenschancen beträchtlich, aber es hatte auch alles verändert.
Trotzdem konnte ich mich nicht der Sommerpatrouille anschlieÃen, ohne ihn zu fragen, ob er mitwollte. Auch wenn wir kaum noch miteinander sprachen, auch wenn er all seine Zeit mit Tegan verbrachte, er war immer noch mein Partner. Unten hatte das bedeutet, dass wir einander den Rücken frei hielten und jeder den anderen im Kampf verteidigte. Als wir Oben angekommen waren, war unsere Verbindung tiefer geworden, wir hatten Gefühle füreinander entwickelt. Ich sehnte mich nach seiner Gesellschaft, nach seiner Berührung. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und ging hinein.
Bleich bürstete gerade einem Tier den Rücken. Es war gröÃer als das, das Draufgängers Wagen gezogen hatte, und schöner, der Körper eleganter geformt. Es drehte den Kopf in meine Richtung und schnaubte leise, als ich hereinkam. Es hatte hübsche Augen mit langen Wimpern und ein glänzendes Fellâ wahrscheinlich dank Bleichs Bürste.
» Zwei«, sagte er.
Die kühle Förmlichkeit in seiner Stimme lieà mich zusammenzucken. Wenn ich einen Titel gehabt hätte wie unsere Lehrerin, er hätte ihn benutzt, und ich verstand nicht, weshalb. Ich konnte mich kaum noch daran erinnern, wie es gewesen war, als wir nach Erlösung kamen, aber bestimmt nicht so. Diese abweisende Kälte war erst später zwischen uns getreten. Bleich hatte sich auch zuvor schon zwischenzeitlich zurückgezogen, aber er war nie so eisig gewesen. Nie hatte es zwischen uns ein derart bleiernes Schweigen gegeben.
Unglücklicherweise gefiel er mir immer noch genauso gut wie zuvor, und das gehörte sich nicht für eine Jägerin. Derartige Gefühle kamen von der Züchterin in mir. Meine Dämme begannen zu bröckeln, Schwäche sickerte hindurch. Unten hatte mir das mehr als einmal Ãrger mit anderen Jägern eingebracht. Es war gefährlich, solche Anwandlungen zu haben, wenn man tapfer und hart sein musste. Ich
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