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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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dich wissen, aber wenn es dir zu sehr wehtut, dann vergiss die Frage.«
    Â» Ein anderes Mal. Heute Nacht möchte ich nicht traurig sein.«
    Wir sprachen eine Zeit lang nichts mehr, und ich schlief ein. Erst kurz vor Tagesanbruch wachte ich wieder auf. Wenn Oma Oaks auf mich gewartet hatte, würde sie mir die Haare mit einem Steinkeil abschneiden– Draufgänger hatte dieses Bild einmal benutzt, um mir zu bedeuten, dass ich mächtig Ärger mit ihr bekommen könnte.
    Â» Bleich«, flüsterte ich. » Wir müssen los.«
    Mit einem Stöhnen rappelte er sich hoch, und wir sammelten unsere Sachen zusammen. Ich nahm die heruntergebrannten Kerzen, Bleich die Decke. Ich ging zur Tür hinaus, er verriegelte sie hinter mir und kam durch das Fenster nach. Hand in Hand gingen wir durch die fahle Morgendämmerung. Es war noch niemand auf den Straßen unterwegs. Ich machte mir Sorgen, wie die Oaks uns wohl empfangen würden, aber alles war ruhig, als wir durch die Hintertür ins Haus schlüpften. Erleichtert hauchte ich Bleich einen Kuss auf die Lippen.
    Â» Wir sollten noch ein bisschen schlafen«, sagte er leise. » Ich bleibe hier unten in der Küche.«
    Ich nickte und ging die Treppe hinauf in mein Zimmer. Mit etwas Glück würden sie nie erfahren, wie spät ich nach Hause gekommen war. Es war eine lange, anstrengende Nacht gewesen, und ich war froh, mich noch für ein paar Stunden in mein Bett zu legen können. Trotz meiner vagen Schuldgefühle schlief ich schnell ein.
    Mehrere Stunden später, Edmund war bereits zur Arbeit gegangen, wusch ich mich, zog mich um und frühstückte mit Bleich und Oma Oaks. Sie bestürmte mich mit tausend Fragen zu dem Tanzfest, und ich beantwortete sie mit Bleichs Hilfe, so gut es ging. In stillem Einverständnis erwähnten wir nicht, wie lange wir weg gewesen waren. Schließlich legte sich ihre Aufregung etwas, und sie sagte: » Jetzt muss ich mich aber an die Arbeit machen… vier Kleider für Justine und Caroline Bigwater.«
    Â» Damit sie auch immer schön vornehm aussehen«, murmelte ich.
    Oma Oaks spitzte die Lippen, als wollte sie etwas sagen, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
    Statt nachzufragen, wechselte ich das Thema. » Wir haben noch ein paar Stunden. Ich möchte noch etwas kaufen, bevor wir zurückmüssen.«
    Â» Kann ich dich begleiten?«, fragte Bleich.
    Â» Natürlich.« Ich hoffte nur, er fragte nicht vor meiner Pflegemutter nach, was ich denn angeblich kaufen wollte.
    Sie winkte uns zum Abschied, ich küsste sie auf die Wange, stellte das benutzte Geschirr ins Spülbecken und lief nach draußen. Es war ein blasser, nebliger Tag. Bald würde es Regen geben.
    Offensichtlich konnte Bleich meine Gedanken lesen, denn er sagte erst etwas, als wir schon zehn Schritte vom Haus entfernt waren.
    Â» Was hast du vor, Zwei?« Sein Blick war ernst und besorgt, als rechnete er gar nicht mit einer Antwort.
    Ich schilderte ihm die Situation mit Rex und wie sehr sie Oma Oaks belastete. » Ich will nur mit ihm reden, das ist alles.«
    Bleich hatte keine Einwände. In einem Laden kaufte ich einen Ballen Zwirn, bezahlte mit einer der kleinen Holzscheiben und fragte, wo Rex Oaks wohnte. Da ich bei seiner Mutter lebte, nannte der Ladenbesitzer mir die Adresse ohne weitere Nachfragen. Erlösung war ohnehin kein Ort, an dem Geheimnisse oder Privatangelegenheiten lange unter Verschluss blieben.
    Â» Dann gehen wir jetzt wohl zu ihm«, sagte Bleich, als wir wieder auf der Straße waren.
    Ich nickte. » Was auch immer da schiefläuft, es tut Oma Oaks sehr weh, und ich denke, jemand sollte ihm das sagen.«
    Â» Und du glaubst, das ist deine Aufgabe?«
    Â» Ich mache es zu meiner.«
    Rex lebte mit seiner Familie in einer Hütte am nordwestlichen Ende der Stadt, gleich neben dem Tor. Sie war kleiner als das Haus seiner Eltern, und falls die Bevölkerung von Erlösung noch weiter anwuchs, würde den Bewohnern nichts anderes übrig bleiben, als das Haus, in dem Bleich und ich die Nacht verbracht hatten, doch noch fertigzustellen. Aber ich war nicht hier, um mich um die Stadtplanung zu kümmern. Fest entschlossen ging ich zur Tür und klopfte.
    Eine hübsche blonde Frau machte auf. Sie sah etwa zehn Jahre älter aus als ich, war klein und schlank, und ihre Wangenknochen leuchteten hellrot. » Kann ich etwas für dich

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