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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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nachgibt und die Nagelkante eine kleine Kerbe hinterlässt.
    Keuchend kommt Toctoc zurückgerannt. Er reicht ihnen zwei Trinksäcke, gefertigt aus dem gleichen dunkelgrauen Gummi wie die primitiven Schlüpfgaloschen, in denen inzwischen auch Elussas Füße stecken. Sie trinkt. Ihre Augen haben sich, kaum dass ihre Lippen an das Mundstück des Sacks rührten, fest geschlossen. Neben sich hört sie Mirmir schlucken, seufzend Luft holen und weiter schlürfen. Elussa trinkt und wünscht sich, ihr Töchterchen tränke an ihrerSeite. Auch unverstanden wäre alles zuletzt Geschehene gut, wenn sich nun ihr und Alides Dürsten gemeinsam in etwas Gewesenes, etwas Gestilltes, verwandeln dürften. Und dann würde Alide, so wie es ihre Art ist, bestimmt nicht zögern zu fragen, ob ihre Mutter das Getränk erkenne und ob sie ihr den Namen dieser köstlichen Flüssigkeit auf Russisch und Deutsch, am besten auch noch auf Amerikanisch sagen könne.
    Offenbar zögern Toctoc und Mirmir, die halben Riesennüsse umzudrehen. Zweimal schon hat der junge Mann nach den beiden dicksten gegriffen, ihre Kante ein wenig gelüftet, dann schwenkte sein Blick zu Mirmir, als warte er auf Ermutigung oder Erlaubnis. Aber Mirmirs Gesicht gibt ihm kein Zeichen. Im Gegenteil. Wie sie die Augen zu Schlitzen verengt, die Lippen aufeinanderpresst, die Polster ihrer Wangen anspannt, scheint eher auszudrücken, dass ihre Hemmung der Scheu des jungen Manns nicht nachsteht, diese vielleicht sogar noch übertrifft.
    Das kann nicht lange gutgehen. Elussa spürt es kommen, und schon ist es geschehen: Mirmir hat sie, die Fremde, mit dem Ellenbogen angestoßen. Kräftig, fast grob. Und dann sagt diese hübsche, dicke Frau, die das Befehlen offenbar gewohnt ist, das gerade eben unverständlich leis Herausgezischte erneut. Ganz klar und laut. Elussa fühlt, dass sie der zwiefach ausgesprochenen Forderung nun ohne weitere Verzögerung Folge leisten sollte. Sie lässt den Knochen fallen. Die ganze helle Zeit, hier an der aufgesprengten Tür, haben ihre Finger ihn weiter festgehalten. Elussa sieht ihre Rechte nach der größten der halben Kugeln greifen, um deren flache Unterseite ins Licht, in dieses fremde, aber schon nicht mehr völlig unvertraute Abendlicht hinaufzudrehen.

Achtmalacht
    I n freier Landschaft, unter seltsam tief hängenden, unheimlich purpurroten Wolken wendet Elussa erneut den Kopf, um ein letztes Mal zurückzuschauen. Das steinige Gelände, auf dem sie bislang kein Hälmchen, nicht einmal verdorrten Reste von Bewuchs entdecken konnte, scheint ein wenig abzufallen. Bald wird die Kuppe des höchsten Gebäudes, des kugeligen Baus aus wuchtigen Quadern, hinter den Horizont gesunken sein, so wie es schon die flacheren Bauten taten, wie es die rührend kleine, matt messingfarbene Sonne, der sie zu dritt entgegenstapfen, wohl auch bald tun muss. Wenn sie Mirmir und Toctoc recht verstanden hat, dann ist die Wüstensiedlung, die sie verlassen haben, weitläufig unterhöhlt, und die wenigen, die vorhin noch vereinzelt über das Gelände irrten, werden sich mit Einbruch der Nacht zu den anderen dorthin begeben.
    Unten, an der zerstörten Tür, waren dann doch noch zwei der Durchgebrochenen, der panisch Davongestürmten zurückgekehrt. Verlegen, die bleichen, nackten Rücken wie unter eine unsichtbare Last gebuckelt, schlichen die beiden jungen Männer die Wand entlang, bis zu der Stelle, wo ihre Kleidungsstücke lagen. Dort hatten sie sich also wie alle ausgezogen, dort brachten die Burschen nun in beflissener Eile ihre magere Bloßheit zum Verschwinden. Mirmir ging zu den beiden hin, die mit gesenkten Köpfen ihr Kommenerwarteten. Elussa sah die Kerle respektvoll, fast unterwürfig, dann aber übereifrig mit Mirmir sprechen. Sie schienen von etwas zu berichten, das ihnen auf den Lippen, vielleicht zugleich auf dem Gewissen brannte. Toctoc murmelte, als er Elussas Hinschauen bemerkte, die beiden seien die Gehilfen Sursurs, des alten Warmsteinfinders. Und schon schabte er weiter mit dem Zeigefingernagel über die flache Seite einer der sechs Halbkugeln, die, seit Elussa sie nacheinander umgewendet hatte, auf ihren runzeligen Rundungen ruhten.
    Die Kreisfläche, die er in Arbeit hatte, war bis auf einen fingerbreiten, rosig unversehrten Rand verkohlt wie Fleisch, das eine zerstreute Köchin im Topf vergessen hat. Toctoc löste den schwarzen Schorf in kleinen Stückchen und blies ihn fort. Allmählich wurde ein in kleine Kammern und verschlungene Bahnen

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