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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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Regeln ihrer Lehre aufzuziehen. Der Priester der kleinen Altgläubigen Gemeinde, der sich Elussa angeschlossen hatte, so wie es ihr von ihrem Bruder in seinem letzten Brief geraten worden war, meinte allerdings, dies sei nichts weiter als das aktuelle Angstgewäsch. Vor kurzem habe es stattdessen noch geheißen, im Territorium des Weißen Khan fange man halbwüchsige Mädchen ein, um sie an die Küste zu verschleppen und in den Bäuchen der Atlantikschiffe nach Amerika zu schaffen, wo sie, gleich in New York, am Fuß der goldenen Freiheitsstatue, unter den Siedlern, denen es an Frauen fehle, versteigert würden. Bestimmt gebe es bald ein frisches, ähnlich dummes Schreckensmärchen. Die Lebensfurcht sauge sich wie die Lebenshoffnung am liebsten an der nahen Zukunft unserer Kleinen, am Morgen und am Übermorgen der Söhne und Töchter, fest. Elussa hätte dem nüchtern klugen Mann gern geglaubt, aber dann hielt sie es doch für angeraten, Alides Wege ängstlich zu behüten. Und ausgerechnet diese Fürsorge, die jedem Draußen misstraute, hatte sie blind für die häusliche Tücke des alten Spirthoffer gemacht.
    Elussa überlegt, ob Toctoc und Mirmir das sein könnten, was bei den Kleinköpfen, zumindest im Gemunkel der Gerüchte, die ihr Tun umkreisen, ein Dialogisches Geschwisterpaar genannt wird. Wie die beiden seit ihrem Aufbruch stumm, fast verstockt nebeneinander vorwärts stapfen, spricht eigentlich dagegen. Aber womöglich ist Mirmirs und Toctocs Einverständnis längst derart groß, dass sie Rede und Gegenrede nur noch sehr selten nötig haben. Oder die beiden wollen vor ihr, der Fremden, nicht mehr von ihren Nöten verraten. Elussa nimmt sich vor, im Auge zu behalten, was unter diesem Himmel, dessen Wolken seit Anbruch der Nacht noch tiefer zu hängen scheinen, in Unordnung geraten ist, was aber nicht, zumindest nicht vor ihren Ohren besprochen werden darf.
    Auch als sie im allerletzten Abendlicht noch einmal auf Menschen gestoßen waren, wurde kein Wort gewechselt. In Marschrichtung, dort, wo die Sonne, lange komisch bohnenförmig, dann flach wie eine Linse, zuletzt in einem schmutzig orangen Strich vergangen war, hatte es erneut ein Licht zu sehen geben. Es flackerte aus einer Vertiefung des Geländes. Erst als sie an deren Rand anlangten, verstand Elussa, dass es sich um eine Grube handelte, bestimmt gut hundert Schritte breit und lang, mannstief in den festen Grund gesenkt. Dort unten brannte, wenige Schritte von der Stelle, wo sie nach unten schauten, ein Feuer, dessen Schein ein Dutzend Gesichter zu hellen Flecken malte.
    Ihr Kommen blieb nicht unbemerkt. Einer nach dem anderen sah nach oben. Elussa spürte, wie die Blicke stets zuerst an ihr Gesicht rührten, bevor sie zur Seite auf Mirmir ruckten, um kurz und merkwürdig leer ein Weilchen auf deren Gestalt zu haften. Alle wandten sich ohne ein Wort des Grußes, ohne jedes Zeichen von Erstaunen oder freundlichem Erkennen wieder ab, krümmten die Rümpfe vonneuem Richtung Feuer, als gälte es, dessen Brennen mit Hinschauen am Leben zu erhalten.
    Elussa hatte nicht gleich begriffen, was da unten im Schein der gelben Flammen vor sich ging. Eine vierrädrige Karre war zwischen Feuer und Grubenwand gerückt. Auf einer grob gezimmerten Ladefläche standen drei hohe, eimerartige Gefäße. Elussa hörte ein Scharren und trat einen Schritt zur Seite, um von oben in diese Behälter hineinschauen zu können. Die Helle der Nacht und der Schein des Feuers reichten aus. Sie erkannte, was im Grund der Eimer umherkroch, übereinanderstieg, was sich, gestellt aufs hinterste Beinpaar, vergeblich mühte, mit dem vordersten den Rand des Gefängnisses zu erreichen. Elussa sank auf die Knie, und sie verstand: Das Stillhalten der unteren Exemplare, damit die oberen der Kante näher kamen, das recht geschickte Stützen und Schieben der hinteren Individuen, dies alles deutete auf Erkenntnis der Lage, vielleicht sogar der Zukunft hin. Am Feuer, dort wo die Glut in Asche überging, schoben die Hockenden mit Stöckchen in die Hitze zurück, was dieser zu entkommen suchte. Sie machten es geschickt. Ruckzuck drehten die Freiluftköche den jeweiligen Mockmock mit ihrem einfachen Werkzeug auf den runden Rücken. Die Beinchen zuckten hilflos in die Höhe, bis sie, als wäre ein jedes zu einem Fingerling erstarrt, reglos in den Himmel wiesen, hinauf zu den nächtlichen Wolken, auf den matt gewordenen Schemen des Mondes und auf dessen kleinen, noch matteren Spiegelbruder.
    Sie scheinen

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