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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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gegen die Windschutzscheibe, aber am Nachmittag war es ihnen sogar noch gelungen, ein Paar fast neuwertiger Wischerblätter aufzutreiben. Juri hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst hinter dem Lenkrad des ehrwürdigenGefährts Platz zu nehmen. Erst kurz vor dem Kontrollpunkt fädelte er den Messwagen in den Windschatten eines aus dem Fuhrpark des größten Fernhändlers entwendeten Sattelschleppers. Während der entscheidenden Beschleunigung spie das röhrende Ungetüm rabenschwarzen Dieselqualm und orange Funkengarben auf die nasse Fahrbahn, dann knickte es die Aluminiumschlagbäume des Grenzübergangs beiseite, als wären sie aus Pappmaché.
    Drei Monate Arbeit hatte es ihn und seinen besten Antennen-Mann danach noch gekostet, bis das Fahrzeug seine Jungfernrunde durch das Dorokinsche Territorium drehte, bis seine empfänglichen Fühler endlich durch die Sphäre der elektromagnetischen Schwingungen glitten. Gewiss gab es weit und breit niemanden mehr, der den Messwagen noch als solchen erkennen konnte, aber dafür schienen die Kinder zu spüren, dass es mit dem betulichen Mäandern des grauen Kastens und dem Kreisen der mattsilbernen Stummel auf seinem Dach eine besondere Bewandtnis hatte, denn sie liefen, unschuldig johlend und rhythmisch klatschend, dem Fahrzeug oft mehrere Straßen lang hinterher.
    Der Ertrag ihrer Suche war bescheiden. Tschetschenische Amphetamin-Händler, die sich in törichtem Stammestrotz weiterhin weigerten, die Don-Dankabgabe zu entrichten, hatten ein Dutzend Walkie-Talkies, wahre Saurier der fernmündlichen Verständigung, in Betrieb. Und der Generator eines betagten Schiffsdiesels, der in einer Manufaktur am Kanal zur Stromgewinnung diente, erzeugte ein verblüffend starkes Feld, mit dem sich nun endlich eine bislang rätselhafte lokale Störung des Don-Mobilfunks erklären ließ.
    Das einzig vielversprechende Messergebnis hatte dann schon das Ende ihrer Suchfahrten bedeutet. Juri war nicht dabei gewesen und ärgerte sich bis heute darüber, dass ausgerechnet sein unerfahrenster Mann, ein nur in die gröbstenAnfänge eingeweihter Bengel, im fensterlosen Heck des Wagens gesessen hatte, als die Zeigerchen der Skalen in den roten Bereich schnellten, als es hinter den Verkleidungen der Apparate in schneller Folge knallte und zischte, bis nach einem letzten Knattern nur noch der beißende Geruch verschmorten Kunststoffs aus den Kühlritzen drang. Der Schaden war so umfassend, dass sich nicht einmal mehr rekonstruieren ließ, in welchem Gerät die Überspannung zuerst aufgetreten war. Ihr Messwagen war Schrott und stand, da auch die Elektronik des Motors das Zeitliche gesegnet hatte, manövrierunfähig am Straßenrand, vis-à-vis von einem alten Wasserturm, auf den zwei ehemalige Gewerbehöfe folgten, hinter denen sich wiederum die Rückseite des Hauses anschloss, in dem der Laden des alten Spirthoffer, in dem das Elektronische Hospital untergebracht war.
    Bis jetzt konnte sich Juri nicht befriedigend erklären, warum Don Dorokin damals auf eine sofortige Durchsuchung des ganzen Karrees verzichtet hatte. Vielleicht war es aus Rücksicht auf die dort hausende libanesische Sippe geschehen, die in der endlich wieder steten, aber weiterhin fragilen Lebensmittelversorgung, im Kartoffel-, Rüben- und Getreidehandel, eine Schlüsselrolle spielte. Eventuell sorgte sich der Don auch um Spirthoffers Gesundheit, befürchtete eine Herzattacke des hochnützlichen alten Bastlers, falls man dessen Lagerräume gründlich auf den Kopf stellen und deren greisenhaft umständliche Ordnung durcheinanderbringen würde.
    Immerhin war ihnen bald, noch während der anhaltend starken Regenfälle des Frühjahrs, eine Verstopfung der Kanalisation zu Hilfe gekommen. Die Straße vor Spirthoffers Ladenwerkstatt stand knöcheltief unter Wasser, die Don-Phon-Anschlüsse fielen aus, und so konnte Juri arrangieren, dass sich einige sorgfältig instruierte Männer beim Auspumpender Keller und bei der Trockenlegung der Leitungen in den Häusern und Höfen umsahen.
    Schließlich hatte er noch ein Problem mit der Lichtradio-Übertragung eingefädelt, so verzwickt und hartnäckig, dass sein Auftauchen und Mittun unverdächtig erscheinen konnte. Als er im Haus eintraf, war Spirthoffer mit zwei libanesischen Buben beim Umräumen seiner Bestände. Die Keller waren schon wieder wasserfrei, würden aber noch lange feucht bleiben. Das eilends Hochgeschleppte musste grob sortiert und provisorisch verstaut werden. Juri macht aus seiner

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