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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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lange drei Fingerspitzen darauf presste, ein feiner, glasig glitzernder Spalt. Smosmo wusste damals sehr wohl Bescheid. An irgendetwas hatte er erraten, dass ihre kleinen Hände die Augen der Mutter ein letztes Mal geöffnet hatten. Von da an spürten Hoho und Spispi an jedem Morgen, schon während Smosmo die Kinder, die zu seiner Begrüßung aufgestanden waren, der Reihe nach fest anschaute, dass er ihr gemeinsames Geheimnis nicht vergessen hatte und nie vergessen würde.
    Nun, wo der blaue Brei langsam erkaltet, nimmt seine Farbe merklich an Leuchtkraft zu. Twitwi und Porrporr haben das kleine Mädchen rundum eingestrichen, weder die Achselhöhlen noch die Ellenbogenbeugen wurden vergessen, und in der kleine Kuhle des Bauchnabels wirft die schmierige Pampe ein allerletztes Bläschen. Spispi erschrickt, als Hoho vorschlägt, dass sie das kleine Mädchen, natürlich ohne es Porrporr und Twitwi zu verraten, nun, weil die Farbe es befehle, Blaublau nennen sollten. Wie jeder weiß Hoho doch, dass nur dem Trommelorakel zusteht, einen Namen für einen Menschen auszugeben. Und keiner weiß, nicht einmal Twitwi, die schon viel von dem herausbekommen hat,was in den Dingen verborgen ist, ob überhaupt ein Steinchen mit der Silbe «blau» in der Orakeltrommel kreist. Gerade will er Hoho davor warnen, den Namen, so schön er auch sein mag, laut herauszuplappern. Da ist es schon passiert. Hoho haucht heiser: «Blaublau!», sofort hebt Twitwi ihre breiverschmierten Hände, vielleicht will sie ihm eine ihrer blitzfixen Ohrfeigen verpassen oder ihn grob an der Schulter rütteln, wie sie es regelmäßig macht, wenn sie mit Spispis und Hohos Arbeit unzufrieden ist oder wenn sie beide beim Bauen und Basteln zu viel schwatzen.
    «Blaublau!», flutscht es erneut über Hohos Lippen. Spispi hat gleich befürchtet, dass es noch einmal geschehen wird. Aber es ließ sich nicht verhindern. Wenn er zumindest jetzt den Mund hält! Spispi nimmt seine ganze Kopfkraft zusammen, aber sein Denken kriegt Hohos Wollen einfach nicht zu fassen. Es juckt ihn, während er es versucht, so schlimm unter dem Käppchen, als würde er mit Nadeln aus Splitterstein gepiekst. Er weiß, dass Hoho jetzt das Gleiche spürt, aber obwohl ihn sein Beulchen mit heftigem Gestichel quält, muss Brüderchen Hoho den Namen ein drittes Mal in die Werkstattstille krächzen.
    Da knallt es. Porrporr hat den Breitopf fallen lassen. Zum Glück besteht er rundum aus Altstahl, und der kostbare Brei ist restlos herausgekratzt. Jetzt liegt der Topf unter dem Krafttisch, und wenn er sich bei seinem Aufprall eine Delle geschlagen hat, müssen sie diese herausklopfen, so gut sie es mit ihrem Werkzeug hinbekommen, bevor Porrporr das wertvolle Stück ins Sonnenhaus zurückbringt. Aber jetzt mag sich keiner bücken und nach dem Topf schauen. Oh, es gibt Besseres zu sehen!
    Spispi muss schlucken. Der Mund ist ihm vor lauter Staunen zu lang aufgestanden. Er spürt, Brüderchen Hoho schluckt fast im gleichen Augenblick. Das Jucken unter ihren Käppchen ist so stark wie nie. Bevor der Topf aufschlug,aber nachdem Hoho den frech erfundenen Namen zum dritten Mal hinausgestammelt hatte, in dieser winzig stummen Hingucklücke, hat das kleine Mädchen ein Lid nach oben klappen lassen. Und jetzt zwinkert sie Spispi und Hoho, und dann, die blau umfangene Pupille wandert in den äußeren Winkel, auch Porrporr und Twitwi mit ihrem linken Auge zu.

Zweimalzwei
    D as Tor ist ganz fest zu. Der Bleiber muss hinnehmen, dass sich die schmalen Flügel keinen Fingerbreit aus ihrem eisernen Rahmen bewegen lassen. Als sich die beiden stärksten Steinbrecher zum letzten Mal dagegenwarfen, geschah erneut fast nichts. Die Platten, aus denen die Türflügel einst von den Ahnen gefertigt worden waren, verformten sich nur in ihrer Mitte zu flachen Mulden. Der Bleiber zweifelt, obwohl die Nacht ihren Tribut gefordert hat, nicht an der Kraft der Kerle. Die Wucht war offensichtlich groß. Aber das bleiche, im Licht der Zündpechfackeln rötlich schimmernde Altmaterial sprang, sobald sich die nackten Schultern von ihm lösten, mit einem garstig hellen Quaken, die stille Heiligkeit des Orts verhöhnend, in seine plane Form zurück.
    Wie mit einem gemeinsamen Nerv spüren alle Gefangenen, dass oben bald Tag sein muss. Die Fackeln sind weit hinabgebrannt. Nur noch der Bleiber und die anderen Ratsmitglieder stehen am rätselhaft verschlossenen Ausgang. Alle anderen haben nach und nach Abstand genommen, sie lehnen, hockend oder

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