Die Zukunft des Mars (German Edition)
mitbekommen, wie der Notrufempfänger außer Rand und Band geriet. Brüderchen Hoho glaubt außerdem, Twitwi habe ihrerseits erneut auf den Besuch der Höhle verzichtet, weil sie sich um sie beide, ihre Gehilfen, sorge und sie nicht eine ganze Nacht alleine lassen wolle. Beidem stimmte Spispi nun gerne zu, aber da er der Ältere ist, muss er dagegendenken und im Auge behalten, dass es fast immer, also vielleicht auch jetzt, eine hässlichere und damit eine bessere Erklärung gibt als die, mit der sich Hohos gutmütiges Wohlmeinen begnügt.
Als Porrporr unerwartet ins Klebsteinfackellicht der Werkstatt gestolpert kam, schnellte Twitwi so abrupt herum, dass ihre Mockmock-Galoschen quietschten. Bestimmt hatte sie sich ertappt gefühlt. Ihnen beiden hingegen fiel sofort das Stöckchen auf, das Porrporr in der Hand hielt. Wie seine Spitze glänzte! Noch nie hatten Hoho und er ein derart leuchtendes Blau gesehen. Brüderchen Hoho dachte gleich mit dem ersten Hinschauen, das Stäbchen sei ein besonderes Nothelferwerkzeug zum Anrühren einer sehr selten gebrauchten, vielleicht sogar aus irgendeinem Sonnenhausgrund geheim gehaltenen Salbe. Spispi spürte, wie allzu harmlos dies gemutmaßt war, vermochte aber nichts dagegen aufzubieten, obwohl es bestimmt einen Gedanken gab, der dem unheimlichen Blau der fein gespaltenen Stöckchenspitze angemessen war. Jetzt, wo er sich an Porrporrs Hereinplatzen erinnert, fühlt er sich einem guten, einem selber glänzenden Einfall nahe, aber inzwischen hat Porrporr das rätselhafte Ding längst unter seinem Kittel verschwinden lassen.
Ein Glück, dass keiner, dass nicht einmal Twitwi je wissen wird, wie innig, wie beständig, wie treu und brüderlich Hoho und er einander widersprechen. Manchmal, wenn es beim Basteln und Bauen besonders schön ist, wenn es zwischen ihren Köpfen hoch hergeht, wenn Hoho und er vorlauter Lust, im Überschwang der inneren Gegenrede, laut werden und spuckesprühend durcheinander brabbeln, liest ihnen Twitwi, bezaubernd hellsichtig, das eine oder andere, was sie sich jeweils in stockenden Anläufen zu sagen mühen, im Voraus von den Lippen ab. Aber ganz hinten in ihre brüderlichen Schädel, unter ihre Mama-Mützchen und damit in den besten Bruderzwist, guckt oder horcht selbst die neunmalkluge Twitwi nicht hinein.
Hoho fragt sich, und damit ihn, bereits zum zweiten Mal, ob sie das Mädchen, falls es bald nicht mehr schnaufen sollte, wenigstens behalten dürfen. Und ohne Spispis Antwort abzuwarten, überlegt Brüderchen Hoho schon, wo sie die Kleine, sobald ihre Lider und ihre Zehen nicht mehr zucken, verstecken könnten. Er meint, am versiegten Eisquell, in der längst trockenen, aber noch immer besonders kalten Höhle sei der schönste Platz. Dort unten könnten sie dem Mädchen und seinen weißen Füßchen eine Kiste aus nach und nach beiseitegeschafften Aluminiumstücken zusammenschrauben. Und oben in deren Deckel, denkt Hoho, solle dann unbedingt ein Fensterchen aus dem allerneuesten, dem fast farblosen und blasenfreien Glas hinein, damit das süße Kind zumindest hinausschauen kann, wenn sie beide gerade nicht bei ihm sind, um durch die Scheibe zu ihm hineinzusprechen.
Leider muss Spispi ihm nun sagen, warum das alles nicht klappen kann. Twitwi und Porrporr werden es verbieten. Sobald das Mädchen zu atmen aufgehört hat, werden die beiden ihnen nicht einmal erlauben, die Farbe seiner Augen herauszukriegen. Porrporr und Twitwi können nicht wissen, dass er und Hoho schon einmal, mit ihren damals noch ganz weichen Daumen, die Lider in einem endgültig stillstehenden Gesicht nach oben geschoben haben, um sich Augäpfel, die nie mehr rucken würden, ganz gründlich anzuschauen. Schlafend hatten Spispi und Hoho damals nichtgemerkt, wie ihre Mutter, zwischen ihnen liegend, irgendwann in der Nacht das Atmen aufgegeben hatte. Als draußen auf dem Gang der Morgengong ertönte, schoben sie wie immer die Köpfe auf ihren Bauch, um die Mutter noch ein kleines Weilchen am Aufsetzen zu hindern. Aber dann war das Streicheln, das Haare-Raufen, das Betasten und Liebkosen ihrer Schädelbeulen ausgeblieben.
In ihrem gemeinsamen Erinnern steht schon im nächsten bildlichen Moment Smosmo dicht über das mütterliche Gesicht gebeugt und drückt auf beide Lider. Aber so schön, so gleichmäßig, wie ihrer Mutter das Augäpfelverbergen in ihrem letzten Schlummer selbst gelungen war, konnte es Smosmo nicht wieder hinbekommen. Unter dem linken Lid blieb, obwohl Smosmo ganz
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