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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Welt hinausposaunt?“
    „Gut, dann fang ich an. Du kannst dir ja immer
noch überlegen, ob du mitmachst. Also, ich hab Angst vor meinem 28sten
Praktikum. Außerdem befürchte ich, dass ich nie ein richtiger Architekt werde
und dass ich das, was ich angefangen hab, nicht zu Ende bringen kann. Ansonsten
hab ich Angst, in einer Wohnküche zu enden, auch wenn das fies klingt und gegen
meine Eltern geht. Das war’s. Du bist dran.“
    „Ich hab Angst davor, krank zu werden oder
besser gesagt: noch kränker. Ich hab Angst, die Arbeit nicht zu
schaffen, meine Kunden im Stich zu lassen und nicht genug Geld zum Leben zu
verdienen.“
    „Gut. Und weiter?“
    „Nichts weiter.“
    „Nun komm schon, Marie. Es ist kinderleicht,
und ich werd’s auch nicht gegen dich verwenden.“
    Marie standen immer noch die Zweifel ins
Gesicht geschrieben. Dann brach es plötzlich aus ihr heraus: „Da gibt es noch
etwas, für das ich mich schäme, aber ich werd’s dir nicht sagen. Es wäre schon
schlimm genug, wenn du es von allein herausfindest.“
    „Du kannst mir vertrauen.“
    „Ich kann’s nicht, Jonas, und jetzt hör auf
damit. Das Spiel ist blöde.“
    „Schon gut. Du musst ja nicht, wenn du nicht
willst. Es sei denn, du möchtest mir noch etwas Nettes sagen.“
    „Nein. Das heißt … ja.“
    „Was denn?“
    „Ich bin nicht der Typ für fantasievolle Liebeserklärungen,
aber ich mag dich. Auch wenn du saublöde Ideen hast.“
    „Ich mag dich auch, Marie.“
    „Wirklich? Dann bist du verrückt.“
    „Und du bist wunderbar.“
    Am liebsten hätte er noch mehr gesagt: dass sie
sein Leben verändert hatte, dass er mit ihr zusammenbleiben wollte, dass er
gern Kinder mit ihr haben wollte ... Kinder??? So weit war es schon mit ihm? Er
war sich ihrer noch nicht ganz sicher, träumte aber bereits von Kindern mit
ihr, noch dazu im Plural? Zuerst war er wie vor den Kopf geschlagen. Doch dann
gestand er sich ein, dass es tatsächlich so war. Er wünschte sich Kinder mit
Marie, und nicht nur, weil er seine vier Brüder bewunderte und beneidete. Die
beiden älteren arbeiteten auf einem Bauhof, der jüngere war
Versicherungsvertreter, der vierte zog gerade einen Versandhandel für
Partyzubehör auf. Sie hatten ihr Einkommen, sie hatten ihr Auskommen, und
zusammen hatten sie zwölf Kinder, mit denen sie einen Mordsspaß zu haben
schienen.
    Wenn Jonas nicht noch mit dem Hund raus gemusst
hätte, wäre er heute Nacht bei Marie geblieben. Aber so musste er sie gegen
eins verlassen.
    Als er durch die dunklen, verlassenen Straßen
der Stadt nach Hause lief, hallten seine Schritte wie ein Echo von den Hausmauern
wider. Manchmal hatte er fast das Gefühl, das jemand hinter ihm her ginge. Das
war schon ziemlich gruselig. Aber dann lachte er seine Angst wieder weg und
dachte: Jetzt leide ich auch schon unter Verfolgungswahn. Wie Marie.
    Am nächsten Morgen verzichtete er darauf, sich
Glibber auf den Kopf zu schmieren, und strubbelte seine Deckhaare ordentlich
durch. Statt des üblichen dunklen Hemds zog er das blaue Poloshirt an, das so
gut zu seinen Augen passte, und ließ aus Protest die Knopfleiste bis zum Anschlag
offen stehen. Die Brille brauchte er auch nicht mehr. In der war eh nur
Fensterglas gewesen. Zum Schluss schnürte er sich noch sein Amulett um den
Hals. Marie hatte ihm inzwischen erklärt, was die Schriftzeichen darauf
bedeuteten: Ahawa war das hebräische Wort für Liebe und symbolisierte auch das
Gefühl der Einigkeit. Damals hatte er es gekauft, weil es ihm ins Auge sprang
und weil es ein Ausdruck seiner Persönlichkeit zu sein schien. Heute kam raus,
dass es Schicksal gewesen war.
    Als Christoph seine Frisur und sein Outfit
später zu Gesicht bekam, guckte er zwar sparsam, sagte aber nichts.
    Na also, dachte Jonas. Geht doch.

Kapitel
15
     
    Eines Nachmittags
saßen Julia Ringleben und Marie bei einer Tasse Kaffee zusammen und
unterhielten sich über dies und das. Irgendwann fragte Marie sie auch ihren
Kindern. Aber das war keine gute Idee, denn Frau Ringleben ließ sofort den Kopf
hängen und machte ein betrübtes Gesicht. Die seien jetzt in Aachen, Regensburg
und Ulm, sagte sie. Marie wunderte sich. Die Jüngste sei doch schon letztes Mal
in Ulm gewesen, sagte sie. Richtig, sagte Frau Ringleben. Die sei tatsächlich
mal an einem Ort geblieben. Aber die anderen würden sich immer noch die Hacken
abrennen, um eine Stelle zu finden, und dabei würden sie durch ganz Deutschland
hetzen. So habe sie sich das Leben ihrer Kinder

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