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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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eindeutig verschoben, weg von Jonas und
Marie, hin zu den anderen Mitgliedern der Hausgemeinschaft. Im Moment war er
gerade dabei, ein zerstrittenes Pärchen aus dem dritten Stock wieder zu
versöhnen. Sie hatte Krebs, er zwei Sorgenkinder aus einer vorherigen Ehe.
    Wie gern hätte Marie sich bei Herrn Zota über
ihr Elend ausgeweint. Schließlich hatte er ein goldenes Herz und die richtige
Einstellung zu den Dingen. Aber er hatte ja keine Zeit mehr für sie. Dabei
musste sie jetzt wieder jeden Tag vor Jonas’ Haus parken, um Frau Meyer zu
holen und zu bringen. Seit sie nur noch per Textbotschaft miteinander
verkehrten, schlief wieder jeder bei sich. Ansonsten herrschte Funkstille
zwischen ihnen. Sie hatten sich seit zwölf Tagen nicht mehr gesehen, und das
lastete schwer auf Marie. Sie vermisste ihn so. Wie hatte sie jemals ohne ihn
leben können?
    Vor lauter Trübsinn und Verlassenheit krauchte
sie nur noch herum, aß kaum etwas, schlief miserabel und bekam dann auch noch
eine Kolonie Herpesbläschen, die ihr die halbe Oberlippe wegfraß. Sie fühlte
sich hundserbärmlich und sah auch so aus. Manchmal war sie kurz davor, die
Telefonseelsorge anzurufen.
    Wenn einem unerwartet das Glück begegnete, wenn
es zum Greifen nah war, sollte man sich so schnell wie möglich darauf stürzen.
Man musste es festhalten und durfte es nicht wieder loslassen. Denn sonst bekam
man vielleicht nie wieder eine Chance. Und was hatte Marie getan? Jonas ihr
Misstrauen um die Ohren gehauen, noch dazu aus einer Laune heraus. Natürlich
wollte sie ihm alles sagen, was sie bewegte, auch das Negative. Aber sie hätte
es ihm behutsamer mitteilen müssen.
    Ob er ihr jemals verzeihen würde?
    Nachdem sie Frau Meyer heute aus seiner Wohnung
geholt hatte, sammelte sie die anderen Hunde ein. Auch der Adelige war wieder
dabei. Offensichtlich war Darius von Stemmen zu Geld gekommen, denn seine Villa
war eingerüstet worden und bekam einen cremefarbenen Anstrich. Die
schmiedeeisernen Balkongeländer wurden schwarz lackiert. Im Erdgeschoss
brachten die Tischler die Deckenvertäfelung auf Vordermann. Überall wurde
gewerkelt, gehämmert und gesägt. Auch der Garten wurde neu angelegt. Kein
Wunder, dass der Mann seinen Hund aus dem Haus habe wollte.
    Weil Marie heute so frustriert war, kam ihr
auch alles andere frustrierend vor. Als sie Richtung Hundeplatz fuhr, fragte
sie sich mal wieder, was sie mehr anödete. Ihre Kunden, die oft recht
eigenwillig waren? Die Staus, die sie unendlich viel Zeit kosteten. Der
Straßenbelag, der nur noch aus einem Flickenteppich zu bestehen schien? Oder
die anderen Autofahrer, die sich manchmal in einen richtigen Blutrausch
hineinsteigerten? Allerdings merkte sie auch, wie tief verwurzelt sie in der
Stadt war. Inzwischen kannte sie jede Ecke der Bezirke, die sie Tag für Tag
anfuhr. Jeder Park, jedes Gebäude und jeder Straßenzug war ihr vertraut
geworden und gab ihr das Gefühl, zu Hause zu sein. Bis vor Kurzem hatte sie
noch gefragt, was aus ihrem einstigen Traum geworden war. Dabei lebte sie ihn,
und zwar die ganze Zeit. Er hatte ein paar Schönheitsfehler, aber sie lebte ihn.
    Nur heute war alles Mist.
    Als sie auf dem Freilaufgelände angekommen war
und die Hunde ausgeladen hatte, holte sie ihren E-Book-Reader und eine
Thermoskanne aus dem Rucksack. Um ihre Nerven zu beruhigen, wollte sie ein paar
Minuten lesen und dabei einen Kaffee trinken. Also schaltete sie die
Drahtlosverbindung des Geräts ein, scrollte sich im Shop durch die Angebote des
Tages und stutzte dann plötzlich. Darius von Stemmen im Interview , stand da. Der Autor des Buches Barfen für Anfänger beantwortete zahlreiche Fragen zum Thema
Rohfütterung bei Hunden. Geschockt und voller Unglauben durchforstete sie den
Reader nach weiteren Informationen. Offensichtlich war Darius’ Buch genau am Tag des Hundes erschienen, hatte sich dann innerhalb
kürzester Zeit die Rankingleiter hinaufgearbeitet und ging mittlerweile durch
die Decke, was die Verkaufszahlen betraf. Seine Leser schienen ihn zu
vergöttern. Marie fand nicht weniger als 126 begeisterte Bewertungen, alle mit
fünf Sternen dekoriert. Es grenzte an ein Wunder.
    Natürlich musste sie den Mann gleich darauf
ansprechen, als sie den Spaniel nachmittags bei ihm ablieferte. Da relativierte
sich die Sache mit dem Wunder wieder, denn Darius gab offen zu, wie er ihm auf
die Sprünge geholfen hatte. Nach dem Erscheinen seines Buchs war er in die Uni
marschiert und hatte dort einen Aushang gemacht:

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