Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
in Maries Einzelbett wildes Gedränge. Auch der letzte
Quadratzentimeter ihrer Matratze war mit Mensch und Hund ausgefüllt. Ohne
Quetschen und Schieben hätte Jonas gar nicht zu ihr durchdringen können. Und
wenn er es doch geschafft hätte, wäre für ihn nicht mehr Raum als in einer
engen Pelle geblieben. Warum glaubten die Köter eigentlich immer, dass sie
vollwertige Familienmitglieder seien? Als Marie sich hingelegt hatte, waren die
beiden wie selbstverständlich zu ihr ins Bett gestiegen, hatten dort mit ihren
hin und her wischenden Ruten einen Wecker, zwei Taschenlampen und ein Glas
Wasser vom Nachttisch gefegt und waren einfach nicht mehr zu vertreiben gewesen.
Als Marie und Jonas es endlich geschafft
hatten, sie massiv einzuschüchtern und vor die Tür zu setzen, schmiegten sie
sich aneinander und genossen die Ruhe nach dem Sturm.
Als sie am nächsten Morgen miteinander schlafen
wollten, fragte Marie ihn mit klopfendem Herzen, ob er Gummis dabei habe.
Obwohl sie die Antwort schon kannte. Natürlich hatte er welche dabei. Ebenso
gut hätte sie ihn fragen können, ob er morgens ohne Socken aus dem Haus ging.
Er hatte keine dabei.
Aber sie hatte welche. In der
Nachttischschublade, unter dem Pfefferspray, der Rufnummernliste und dem
Reservetelefon.
Nachdem sie sich geliebt hatten, nahm Marie all
ihren Mut zusammen und gestand Jonas das, was sie ihm schon lange hatte
gestehen wollen. Früher hätte sie sich lieber die Zunge abgebissen, als es zu
tun, aber heute war es leicht: „Ich weiß nicht, ob du es bemerkst hast, aber
ich hab vorher noch nie mit einem Mann geschlafen, jedenfalls nicht richtig. Du
hast es also mit einer 30-jährigen Jungfrau zu tun, und nun musst du dir
überlegen, wie du mit dieser Tatsache umgehst.“
Sag jetzt bloß nichts Falsches, flehte sie im
Stillen.
Das tat er auch nicht. Kein Hohngelächter, kein
Grinsen, keine blöde Bemerkung wie: „Für eine 30-jährige Jungfrau gehst du aber
ganz schön ran.“ Dabei hätte er allen Grund gehabt, verblüfft zu sein.
„Komm her zu mir“, sagte er nur und nahm sie in
den Arm.
Da schloss sie einen Moment die Augen und
konnte ihr Glück kaum fassen. Dieser Mann machte aber auch alles richtig.
Deshalb war sie vollkommen entspannt, als er
wenig später anfing, mit seinen Händen auf ihrem Körper Entdeckungsreise zu
spielen. Erst war ihr Gesicht dran, dann der Hals, die Schulterpartie, der
Busen, das Becken, die Oberschenkel … Er erkundete jeden Quadratzentimeter
ihrer Haut, jeden einzelnen Muskelstrang, jede Falte, jedes noch so kleine
Haar. All diesen Details schenkte er die größtmögliche Aufmerksamkeit. Bis er
an ihren Knöcheln angelangt war und wie eine Salzsäule erstarrte.
„Marie!“, sagte er mit vor Bestürzung fast brechender
Stimme. „An deinem rechten Fuß fehlt ein Zeh!“
Kapitel
17
Am Wochenende konnte
Jonas Marie dazu überreden, mit ihm ins Manhattan zu gehen. Ehrlich gesagt war sie alles andere
als begeistert. Das Manhattan war eine Partyhochburg ersten Ranges, und sie
konnte nicht tanzen. Sie wollte es auch nicht. Genau genommen hasste sie es
sogar. Im Gegensatz zu Danny. Als die von der Verabredung Wind bekam, wollte
sie sich dem Paar anschließen. Obwohl ihr von vornherein klar war, dass sie
dann fünftes Rad am Wagen sein würde.
„Ich komm trotzdem mit“, sagte sie. „Und wenn
ihr anfangt, wie wild rumzuknutschen, ist mir das auch egal. Macht ruhig.“
Also standen sie am Samstagabend gegen neun Uhr
zu dritt auf der Tanzfläche des Manhattan , traten von einem Bein auf das andere und
sahen sich um. Marie wäre am liebsten desertiert. Sie war hier nicht in ihrem
Element. Sie war noch nicht mal in ihrem Jahrzehnt. Wenn sie sich umblickte,
sah sie nur hormonumnebelte Mittvierziger und -fünfziger.
Danny hatte wohl ähnliche Gedanken, denn
irgendwann rief sie, die Musik übertönend: „Jetzt ist es so weit. Wir sind zum
ersten Mal auf einer Ü30-Party. Ü 30, Leute! Seht euch mal um. Hier gibt’s nur
alte Leute. Aber was soll’s“, fuhr sie fort und zupfte mit grimmiger Vorfreude
an ihrem Paillettenkleid herum. „Mischen wir uns eben unters Volk.“
Danny war heute wirklich in Fahrt und wollte
vor Mitteilungsdrang fast platzen. Selbst als Jonas und sie anfingen, mit den
Bierbechern in den Händen auf der Tanzfläche hin und her zu springen, stand ihr
Mundwerk nicht still. Irgendwann erzählte sie Marie, dass sie jetzt angefangen
habe, ihre Diss zusammenzuschreiben. „Ich will
Weitere Kostenlose Bücher