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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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sein schien? Und würde sich ihre Zuversicht, was ihre
gemeinsame Zukunft betraf, nicht doch wieder in Luft auflösen?
    Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und
rüttelte an seiner Schulter, bis er sie müde anblinzelte.
    „Ich kann nicht schlafen“, sagte sie.
    „Komm her, mein Schatz“, sagte er und wollte
sie in den Arm nehmen. Er quoll mal wieder über vor Gefühl. Es kam einfach so
aus ihm heraus, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Normalerweise liebte
sie das. Aber heute war nichts normal.
    „Ich möchte aber mit dir reden“, sagte sie,
drückte ihn weg und setzte sich auf.
    „Worüber denn?“
    „Über das Bett, über Danny und Moritz, über
dich und mich … Das fühlt sich alles irgendwie falsch an.“
    „Wieso?“
    „Dafür gibt’s tausend Gründe.“
    „Und welche?“
    „Keine Ahnung.“
    „Wenn dir keine einfallen wollen, liegt das
vielleicht daran, dass es keine gibt.“
    „Okay, ich tanz nicht gern. Es macht mich
mürbe, und es ist auch nicht gut für mein Knie. Aber das ist es nicht allein.
Ich hab festgestellt, dass wir uns noch gar nicht richtig kennen.“
    „Dann erzähl mir was von dir. Wo dein kleiner
Zeh geblieben ist, zum Beispiel.“
    „Das haben wir doch schon x-mal rauf und runter
diskutiert. Bei Tante Sophie. Weil ich in eine rostige Forke getreten bin, weil
ich eine Blutvergiftung hatte und weil er amputiert werden musste.“
    „Ja? War das tatsächlich so?“
    „Glaub es oder lass es bleiben.“
    „Marie, was willst du von mir? Es ist fünf Uhr
früh. Ich will schlafen, ich muss schlafen, denn unter der Woche komm ich ja
nicht dazu.“
    „Also gut. Du hast mich doch neulich gefragt,
wovor ich Schiss hab.“
    „Und?“
    „Ich hab Schiss, dass ich eines Tages nicht
mehr auf eigenen Füßen stehen kann, dass ich wieder von meinen Eltern abhängig
bin und dass ich es in letzter Instanz eben doch nicht ohne sie schaffe. Dabei
will ich nichts weiter haben als ein Leben, in dem mir keiner vorschreibt, wie
ich zu sein hab. Aber ich weiß nicht, ob ich das jemals haben werde, auf Dauer,
meine ich. Außerdem …“, fuhr sie fort und machte eine Pause. Und weil Jonas
nicht ahnen konnte, was in ihr vorging, schien ihn der restliche Satz wie ein
Ziegelstein am Kopf zu treffen: „… hab ich immer noch Angst, dass ich nur eine
Art Trophäe für dich bin. Ich hab das schon zweimal erlebt. Das muss ich nicht
noch mal haben.“
    So, nun waren sie beim Kern der Sache
angelangt. Wie würde er darauf reagieren?
    „Du beweist mir zwar jeden Tag das Gegenteil,
aber die Angst steckt nun mal in mir drin, und ich krieg sie nicht weg, so sehr
ich es auch will“, fuhr sie fort.
    „Das ist schon in Ordnung“, sagte er und setzte
sich auf. „Manchmal ist es besser, wenn man die Dinge offen anspricht statt sie
unter den Teppich zu kehren. Das sollten wir uns alle mal trauen.“
    „Jetzt bist du beleidigt. Aber du wolltest ja
immer, dass ich dir was von mir erzähle.“
    Er drehte den Kopf herum und sah sie an. Er
tastete sie mit den Augen ab, als wolle er sich ihr Gesicht und ihre Gestalt
für immer und ewig einprägen. Er war jetzt ganz dicht dran an ihr, dichter, als
er es jemals zuvor gewesen war. Das war einer der ganz seltenen, wahrhaftigen
Momente zwischen ihnen. Marie wagte kaum zu atmen und hielt seinem Blick stand.
Wenn er jetzt aufgestanden und gegangen wäre, hätte sie es verstanden.
    Leider schwang er tatsächlich seine Beine aus
dem Bett und stand auf.
    „Wo willst du hin?“, fragte sie beklommen.
    „Dahin, wo du nicht bist“, sagte er und verließ
mit seinen Sachen in der Hand das Schlafzimmer.
    Sie blieb allein zurück und fühlte sich wie
betäubt. Es war, als würde sich ein Grauschleier zwischen sie und das Geschehen
schieben. Sie presste die Fäuste in die Augenhöhlen, sie kniff die Lider
zusammen, sie wollte den Schleier vertreiben …
    „Mann Jonas, vergiss, was ich eben gesagt hab“,
rief sie ihm nach. „Das war Unsinn. Ich misstrau dir doch nicht. He, es tut mir
leid!“
    Aber er reagierte nicht mehr darauf.
    Da ließ sie sich wieder zurückfallen und
starrte mit brennenden Augen an die Zimmerdecke. Eben war ihr Bett noch zu
klein gewesen. Jetzt war es plötzlich viel zu groß. Neben ihr klaffte eine
Riesenlücke.

Kapitel
18
     
    Mit den freien
Parkplätzen vor Jonas’ Haus war es vorbei. Wenn Marie Herrn Zota überhaupt noch
traf, rannte er nur fröhlich winkend an ihr vorbei und rief: „Keine Zeit, keine
Zeit!“ Seine Prioritäten hatten sich

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