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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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denke, er ist Privatier.“
    „Das heißt aber nicht, dass er die Hände in den
Schoß legt. Er hat noch verschiedene Beraterjobs. Ist auch besser so. Der Mann
ist nicht für den Ruhestand geschaffen. Und was die Leibwächter betrifft: Seit
er in der Schweiz lebt, scheint sich die Lage etwas zu beruhigen.“
    „Er hat bestimmt noch Angst um dich.“
    „Ja, aber er kann nichts mehr machen.“
    „Dann können wir also unbesorgt miteinander
vögeln? Ohne dass wir die Gardinen zuziehen müssen, meine ich?“
    „Natürlich. Was ist das für eine Frage?“
    „Ach nichts. Ich frag nur so.“
    Danach legten sie das Thema zu den Akten und
wandten sich wieder den schönen Dingen des Lebens zu.
    „Mach uns noch einen Ring“, bettelte Marie, und
Jonas kam dem Wunsch sofort nach. Als das zierliche Gebilde fertig war, zog sie
die Bettdecke wie eine Chuppa über ihre Köpfe, steckte es Jonas in einer
feierlichen Zeremonie an den rechten Zeigefinger und sagte: „Durch diesen Ring
seiest du mir angelobt entsprechend dem Gesetz von Moses und Israel.“ Jonas
sprach die Segensworte nach. Und dann tat er etwas, das Marie aufs Höchste
entzückte: Er versuchte, Hebräisch zu sprechen. „Ani … ohèv …. opàch, nein
otàch … Das soll Ich liebe
dich heißen.“
    Das war ein unvergessliches Erlebnis. Nur Jonas
und sie. Hier im Bett. Ohne Festsaal, Streicherklänge und Stretchlimousine von
der wagnerschen und ohne kreischende Nichten und Neffen mit tortenverschmierten
Mündern von der frommbergerschen Seite. Kein Wunder, dass sie innerhalb
kürzester Zeit in diesen Ausnahmezustand gerieten, in dem das Herz alles und
das Hirn nichts zählt. Als sie von ihren Gefühlen überwältigt wurden und sich
unter dem Baldachin liebten, war es, als wenn nicht nur ihre Sinne, sondern
auch ihre Seelen zu einer Einheit verschmolzen. Und die brauchten keine
Kondome. Die brauchten nur sich selbst.
    Anschließend hatte Jonas wohl Angst, dass Marie
es bereuen könnte, denn er redete auf sie ein, dass sie sich keine Sorgen
machen solle. Wenn die Natur jetzt ihren Lauf nahm, wäre das die tollste Sache
auf der Welt. Auch finanziell würden sie das schon irgendwie hinbekommen.
Schließlich seien sie es gewohnt, mit wenig Geld über die Runden zu kommen.
    „Wir sind nicht arm“, sagte er. „Wir sind nur
manchmal ein bisschen klamm.“
    Da fasste Marie sich ein Herz und gestand ihm,
dass sie in Wahrheit reich seien. Nicht gut situiert, wohlhabend oder vermögend.
Nein, stinkreich! So stinkestockereich, dass sie im Prinzip bis zur Rente in
Saus und Braus leben und noch drei oder vier Firmen in die Pleite führen
konnten, ohne dass sie in Bedrängnis geraten würden. Wenn sie es denn wollten.
    Aber sie wollten ja nicht. Beide nicht. Das war
der einzige Luxus, den sie sich leisteten.

Kapitel
21
     
    An einem Freitagmorgen
im September schmiss Jonas die Brocken im Büro hin.
    Er wollte sich gerade an seinen Schreibtisch
setzen, als Christoph ihn in sein Büro rief und ihm einen Papierkorb unter die
Nase hielt. Dessen einziger Inhalt bestand aus einem zusammengeknüllten
Papiertaschentuch.
    „Was ist das?“, fragte er und konnte vor Wut
kaum sprechen.
    Jonas schluckte. Dann sagte er: „Ein
Papierkorb.“
    „Und wem gehört der?“
    „Ich weiß nicht. Mir?“
    „Ganz recht, dir. Und was , bitteschön, ist da drin? Was hat die Putzfrau mir gerade unter die Nase
gehalten? Was für ein unaussprechlich ekliges … Ding?“
    Jonas schlug die Augen gen Himmel und
überlegte, wie er die Situation noch retten konnte und ob er es überhaupt
wollte. Marie tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Marie, wie sie sich
schweißüberströmt und heftig atmend vor ihm wand. Marie, die ihn liebte und die
mit ihm zusammen sein wollte. Die er liebte und mit der er zusammen sein wollte,
und nicht nur am Wochenende. Jeden Morgen, wenn er ins Büro kam, beschloss er,
sich heute hundertprozentig auf seine Aufgaben zu konzentrieren, und tagsüber
schaffte er das auch. Aber wenn er spätabends allein vor seinem Rechner saß,
änderte sich das. Jedes Mal nahm er sich vor, heute weder an Marie noch an Sex
mit Marie zu denken. Was in der Regel der Beginn einer besonders innigen
Beschäftigung mit beidem war. Dann tauchten wieder diese rausch- und bildhaften
Fantasien vor seinem geistigen Auge auf, und sie reihen sich aneinander und
flossen an ihm vorüber wie ein endloses Leporello.
    Wenn andere Männer nicht mit ihrer Freundin
schliefen, dann hatten sie eben keinen Sex, und

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